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Rezension zu
Unter Wölfen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Nur ein einfacher Antiquar?

Von: Elisabeth B. aus Donaueschingen
20.12.2019

Dass Alex Beer weiß, wie man gute Krimis schreibt, steht außer Frage. Der Roman beginnt mit einem klassischen Locked Room-Motiv, der Spannungsbogen ist von Anfang bis Ende mit wechselnder Intensität vorhanden, es werden verschiedene Verdächtige präsentiert und wieder verworfen, die Lösung überrascht und ist dennoch nachvollziehbar. Sprachlich liest sich das Werk schnörkellos und flüssig, die Kapitel haben eine angenehme Länge und enden dann und wann mit einem Cliffhanger. Wie in jeden guten Buch gibt es Charaktere, die sympathischer, und solche, die weniger sympathisch sind, plastisch und realitätsnah beschrieben sind sie an sich alle. Auch die Atmosphäre des Dritten Reiches ist treffend eingefangen. Schon das erste „Heil Hitler“ von zwei Männern, die einerseits unscheinbar sind, einem aber andererseits allein durch ihre Präsenz den Angstschweiß auf die Stirn treten lassen, zieht Leserinnen und Leser mitten hinein in diese dunkle Zeit deutscher Geschichte. Auch Verhöre sind, ohne voyeuristisch zu sein, wirklichkeitsnah beschrieben, in der Gerichtsszene konnte ich den Richter sogar förmlich brüllen hören. Dabei bleiben Beers Schilderungen fern von jeder Schwarzweißmalerei: Sei es, dass der jüdische Rubinstein in seiner Rolle als führendes SS-Mitglied durchaus nachvollziehen kann, welche Faszination Macht und Angst auf einen Menschen ausüben können, sei es, wie derselbe darüber philosophiert, dass einige der Nazi-Schergen unter anderen Umständen durchaus seine Freunde hätten sein können. Und nein, im Grunde ist das keine Schönmalerei, denn auch in diesem Roman gibt es sie, die scharfen Hunde. Völlig überzeugen konnte mich dieser Krimi dann aber nicht, wurde ich beim Lesen doch das Gefühl nicht los, dass Alex Beer mit ihrem Roman ein Thema aufgegriffen hat, das, weiß man etwas über die deutsche Geschichte, einfach zu schwer zu verarbeiten ist. Natürlich: Kriminalromane werden vor allem dann gelesen, wenn das Gute siegt. Indes gerade dadurch schleicht sich auch viel Unrealistisches in den Roman ein: So läuft vieles bei Isaaks heimlichem Eindringen in die Gestapo einfach zu glatt; mehrmals steht er kurz davor, enttarnt zu werden, schafft es aber immer wieder, sich aus der Affäre zu ziehen. Er dringt mit einigen anderen in ein Lager ein, in dem Juden vor ihrer Deportation zusammengepfercht sind … und verlässt es auch wieder mehr oder weniger unbeschadet – nicht ohne andere befreit zu haben. Solch unrealistische Stellen gibt es mehrere in diesem Buch, was mir persönlich dann doch recht übel aufstieß; denn so einfach, wie im Roman beschrieben, lief es eben nicht im Nationalsozialistischen Deutschland. Das Ende des Romans legt den Schluss nahe, dass Issak Rubinstein auch in Zukunft weiter ermitteln wird. Ob die Autorin sich und ihren Leser/innen damit einen Gefallen tut, sei dahingestellt. Ich persönlich denke, dass ein solches Vorhaben nur in Realitätsferne enden kann. Nichtsdestotrotz hat mich dieser Roman neugierig gemacht auf andere Werke von Alex Beer, zu denen ich in Zukunft bestimmt noch greifen werde. Und trotz des nicht ungetrübten Lesevergnügens gebe ich diesem Roman dreieinhalb von fünf Lesepunkten, da er sich wirklich spannend und flüssig lesen lässt und mich von Anfang an in seinen Bann zog.

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