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Rezension zu
Bevor die Nacht geht

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

REZENSION | Patrycja Spychalski | "Bevor die Nacht geht"

Von: Fraencis Daencis
21.04.2015

Es ist viertel vor neun morgens in der Berliner Ringbahn. Kim muss für ihren Vater etwas besorgen und beobachtet wie immer die anderen Fahrgäste in der Bahn. Dabei fällt ihr Jakob auf, einer der wenigen, der nicht wie ein Zombie in sein Smartphone starrt, sondern die Stadt durch die Fenster gedankenverloren betrachtet. Sie weiß, dass sie es bereuen würde, wenn sie ihn nicht ansprechen würde, und so tippt sie ihn an und die beiden Jugendlichen kommen ins Gespräch. Als Kim einige Haltestellen später aussteigen muss, entscheidet sich Jakob auf ihr Bitten dafür, mit auszusteigen und sich von Kim ihr Berlin zeigen zu lassen. Denn obwohl er dort aufgewachsen ist, findet er die Stadt alles andere als toll, ganz im Gegenteil zu Kim. Da er schon am nächsten Morgen für ein Jahr nach Brasilien fliegt, bleibt den beiden nur wenig Zeit - genauer gesagt ein Tag und eine Nacht, keine 24 Stunden - um Berlin gemeinsam zu erkunden. "Meine Freundin Mia sagt immer, ich soll aufpassen, weil ich auf die anderen geistesgestört wirken könnte. 'Wenn du dich mit allen unterhalten willst, musst du aufs Dorf ziehen. Da wollen alle gerne quatschen. Hier in der Stadt wollen die Menschen anonym bleiben.'" - Seite 9 Ich begegne den Protagonisten das erste Mal in der S-Bahn, kurz, bevor die beiden miteinander sprechen. Das erste Kapitel ist aus Kims Sicht geschrieben, danach geht es immer abwechselnd weiter. Das mochte ich sehr, denn so konnte ich viel über die beiden herausfinden. Ansonsten fand ich den Schreibstil aber nicht sehr besonders. Die Autorin hat viele Begriffe aus der "Jugendsprache" benutzt, wahrscheinlich, um authentischer zu wirken, aber das mochte ich nicht so sehr. Vielleicht auch deshalb, weil ich selbst selten so Begriffe wie "Assi" in den Mund nehme. "Was mich stört, und zwar so richtig, sind diese ganzen Menschen, die in der S-Bahn sitzen und nichts Besseres zu tun wissen, als auf ihre blöden Smartphones zu starren. Wie gebannt kleben ihre Augen an dem Telefon, die Finger fahren hektisch über das Display und von überall klingelt und summt, klackt und piept es, als hinge der Weltfrieden davon ab." - Seite 5 Kim ist ein Mädchen mit vielen Facetten. Sie wirkt sehr offen, geht immer auf die Menschen zu, ist abenteuerlustig und sieht die Welt so viel anders als die meisten Menschen um sie herum. Sie lässt sich nicht so einfach in Schubladen stecken. Doch sie hat auch andere Seiten. Als sie acht Jahre alt war, hat ihre Mutter sie und ihren Vater verlassen. Während Kim den Anschein macht, als würde sie die meiste Zeit gut damit umgehen können, hat es ihren Vater völlig aus der Bahn geworfen. Obwohl Kim und ich nicht viele Gemeinsamkeiten haben, war sie mir sofort sympathisch und mit ihrer offenen Art konnte sie mich oft zum Schmunzeln bringen. Jakob ist eher ruhig und, wie er sagt, ein typisches "Sandwich-Kind". Sein älterer und sein jüngerer Bruder kennen ihren Platz in der Welt und sind mit sich im Reinen. Er hingegen grübelt viel und fühlt sich oft nicht wohl in seiner Haut. Mit ihm konnte ich mich mehr identifizieren als mit Kim und das machte ihn für mich sehr sympathisch. "Sie schubst mich von der Seite, damit ich das Gleichgewicht verliere, ich kann es aber noch mit meinen Armen ausbalancieren. Am liebsten würde ich sie jetzt greifen, mit meinen Armen umschlingen und sie nicht mehr loslassen, aber dazu müsste ich erst mal den Workshop 'Sei spontan und impulsiv!' besuchen, und das wird vor morgen nicht mehr zu schaffen sein." - Seite 155 Die Handlung ist zeitlich gesehen beschränkt auf nicht einmal 24 Stunden, die die beiden gemeinsam verbringen können. Das mochte ich sehr, denn bei jedem Kapitel stand die Uhrzeit dabei, sodass ich genau wusste, wie viel Zeit den beiden noch bleibt, bis Jakob gehen muss. Ich selbst war erst einmal in Berlin (und das ist schon fünf Jahre her) und ich hatte nicht wirklich vor Augen, wo genau die beiden sind. Aber die Karte, die hinten im Buch ist, zeigt alle Plätze noch einmal genau und das reichte mir aus. Für Leute, die sich gut in Berlin auskennen, ist das Buch bestimmt auch spannend, denn sie können sich die passenden Bilder direkt in den Kopf holen beim Lesen. Das Kim dem stillen Jakob ihr Berlin zeigt, damit er sieht, dass die Stadt doch nicht so schrecklich ist, fand ich sehr toll und ich muss sagen, sie ist auch eine sehr gute Stadtführerin. Durch die kurzen Kapitel und die zeitliche Begrenzung der Geschichte konnte ich nur so durch das Buch fliegen und hatte es innerhalb kürzester Zeit beendet.

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