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Rezension zu
Das Versprechen des Bienenhüters

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Spannende und wichtige Geschichte mit kleinen Mängeln

Von: MiriamKlee
18.09.2019

Das Versprechen des Bienenhüters“ erzählt die Geschichte Nuris, einem Bienenzüchter aus Aleppo, dessen Frau Afra und ihrer Flucht aus dem vom Bürgerkrieg zerstörten Syrien. Vor dem Krieg lebte Nuri gemeinsam mit seiner Frau Afra und ihrem kleinen Sohn Sami in einem hübschen Bungalow am Rande Aleppos. Nuri betrieb gemeinsam mit seinem Cousin Mustafa eine Bienenzucht, während Afra malte und ihre Bilder erfolgreich auf dem Markt verkaufte. Als der Krieg ausbricht, zögert die Familie zunächst zu fliehen, doch als Sami bei einem Bombenangriff stirbt und Nuri von Regimesoldaten aufgehalten wird und gezwungen werden soll, mitzukämpfen, entschließen sich Nuri und Afra, die bei dem Angriff erblindet, das Land doch zu verlassen. Ihre Flucht führt sie zuerst auf dem Landweg bis nach Istanbul und schließlich wagen sie die Überfahrt nach Griechenland mit dem Schlauchboot, getrieben von der Hoffnung, bis nach England zu kommen, wo Mustafa bereits mit seiner Familie auf sie wartet. Auf der Flucht treffen die beiden den kleinen Mohammed, der keine Eltern zu haben scheint und mit ihnen gemeinsam nach Griechenland flieht, aber dann auf der Insel, auf der sie ankommen, verloren geht. Der Leser erlebt die grauenhaften Umstände der Flucht, die widrigen Umstände in den griechischen Lagern und, als die beiden letztendlich England erreichen, wie belastend das Asylverfahren für die Betroffenen ist. Die Geschichte ist aus Nuris Perspektive erzählt und wechselt in der Zeitebene zwischen dem Leben der beiden in ihrer Asylunterkunft in England und dem Leben in Aleppo bzw. auf der Flucht. Der Roman ist kurzweilig erzählt und lässt sich flüssig lesen. Obwohl das Ende vorweg genommen ist (Nuri und Afra schaffen es schließlich nach England), bleibt das Buch spannend und man möchte wissen, was mit Nuri und seiner Familie passiert ist auf der Flucht. Die Auflösung um Mohammeds Geschichte ist sehr gelungen, ich habe sie, auch trotz kleiner Andeutungen, so nicht kommen sehen. Auch sehr gelungen fand ich Nuris Beobachtungen der „Einheimischen“ in England. Man konnte dadurch auch selbst reflektieren, wie befremdlich die eigenen Gewohnheiten auf jemanden wirken müssen, der gerade erst kurz in einem ihm fremden Land ist. Schade war aber, dass die Figuren teilweise nur sehr oberflächlich ausgearbeitet wurden. Beispielsweise über Afra erfährt man fast gar nichts, außer dass sie sehr schön malt und ab und an ein paar Plattitüden von Nuri. Auch die Figur des Mustafa bekam nicht wirklich Tiefe. Die Emails, die er und Nuri während der Flucht austauschen bleiben größtenteils leider etwas belanglos. Es fällt einem dadurch schwer, mit den beiden Personen mitzufühlen. Insbesondere Afra fand ich dadurch, dass nichts über ihre Motivationen klar wurde, die ersten Teile des Buches hindurch teilweise richtiggehend unsympathisch. Nuri selbst ist als Erzähler besser ausgearbeitet, aber auch über seine Motivationen bleibt man oft im Dunkeln. Die Bienen sind ein Hauptmotiv des Romans bzw. Nuris Liebe zu ihnen, es ist aber schade, dass auch hier vieles nur oberflächlich bleibt. Auch das Leben in Syrien selbst und die Folgen des Bürgerkriegs für die Bevölkerung hätte ich mir mehr ausgearbeitet gewünscht. Für die Geschichte und die Ideen würde ich an sich gerne fünf Sterne vergeben, auch weil es meiner Meinung nach sehr wichtig ist, dass das Thema Flucht und Fluchtgründe, einem weiteren Publikum zugänglich gemacht werden. Durch die, meiner Meinung nach, oberflächliche Darstellung der Figuren und ihrer Geschichte, konnte man aber leider oft nicht immer mit den handelnden Personen mitfühlen und hat nach der Lektüre auch nicht den Eindruck, ein Gefühl für das Leben in Syrien zu bekommen.

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