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Rezension zu
All das zu verlieren

Wenn alles nicht ausreicht

Von: Bücherfluss
16.07.2019

"Es hört nicht auf, Adèle. Nein, es hört nicht auf. Liebe ist nichts als Geduld. Eine devote, ungeheure tyrannische Geduld. Eine unsinnig optimistische Geduld." Adèle scheint alles zu haben, was man braucht, um glücklich zu sein. Einen Job, erfolgreich, ihr eigener Chef. Einen Ehemann, Chirurg, einen kleinen Sohn, eine Wohnung im besten Viertel von Paris. Adèle scheint alles zu haben, was man braucht, um glücklich zu sein. Und dennoch streift sie Nacht für Nacht durch die Straßen, das Abenteuer im Blick, auf der Suche nach etwas, das die Leere in ihr füllt. Komplizierte Frauenfiguren sind ihr Spezialgebiet. Schon mit "Dann schlaf auch du" offenbarte Leila Slimani das Innenleben ihrer Charakterdarstellerinnen, zog die Frage der Mutterschaft und der Unabhängigkeit in den Mittelpunkt der Betrachtung und zeigte auf eindrucksvolle Art und Weise, wie sich das Wesen einer Person innerhalb einiger weniger Augenblicke in all seine Einzelteile zerlegen kann. Auch bei "All das zu verlieren" stellt Slimani wieder die Empfindungen ihrer Charaktere in den Fokus und präsentiert mit Adèle eine Protagonistin auf der Suche nach dem Sinn - und nach sich selbst. Große literarische Ausschweifungen und aufgeladene Metaphern sind nicht ihr Ding. Slimanis Sprache ist direkt, ohne groß zu beschönigen dringt sie weit vor in die Tiefen der unausgesprochenen Dinge, legt eine Dunkelheit über ihre Erzählung, über Adèles Leben, die nur an wenigen Stellen durchbrochen wird. Erneut schreibt sie über die verborgenen Abgründe unserer Gesellschaft, über weibliche Sexualität und Betrug, über Gewalt. Sie bricht Tabus, nicht schrittweise und vorsichtig, sondern furchtlos und stürmisch, ohne Rücksicht auf mögliche Verluste. "Alles, was sie sagen, dient nur einem einzigen Zweck: zur Sache zu kommen. Hier, in dieser Gasse, in der Adèle sich an einen grünen Mülleimer drückt." Nach und nach entgleitet Adèle ihr Leben, immer wieder möchte man ihr zurufen, dass sie doch bitte endlich zur Vernunft kommen möchte, doch Adèle ist nicht in der Lage ihren selbst geschaffenen Teufelskreis zu verlassen. Erst mit der Zeit kommt der Leser hinter Adèles wahre Motive, erst dann, als einer Konfrontation nicht mehr aus dem Weg gegangen werden kann. Auch mit "All das zu verlieren" polarisiert Slimani, doch Kritik an ihr und ihren Büchern interessiert sie wenig. Sie ist laut, attackiert und spricht mittlerweile für eine ganze Generation. Es sicherlich nicht ein Buch für jeden Leser. Zu schwache Gemüter werden an den vielen Gewaltszenen keine Freude haben, zu sehr stellt Slimani dieses Mal die menschlichen Abgründe in den Vordergrund. Dennoch - mit "All das zu verlieren" zeigt Slimani erneut, dass sie aus der französischen Literatur, der Literatur allgemein, nicht mehr wegzudenken ist und nimmt die Stellung, die ihr das ZEITmagazin vor nicht allzu langer Zeit zugeschrieben hat: "die neue Stimme der französischen Literatur." ______________________________________________________________________________ ISBN:9783630875538 Seiten:224 Verlag: Luchterhand Erscheinungsjahr: 2019 ©Die Coverrechte liegen bei RandomHouse. Vielen lieben Dank für das Rezensionsexemplar. ©ZEITmagazin von 25.08.218 (https://www.zeit.de/zeit-magazin/2018/35/leila-slimani-frankreich-schriftstellerin-frauenrechte-sex-buch/komplettansicht) 

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