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Rezension zu
Das Gleismeer

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Gleismeer

Von: ralfreitze
07.04.2015

Eine Unendlichkeit von glitzernden Schienen, so weit das Auge blicken kann sieht es ein Meer von - Gleisen. Ja richtig, Eisenbahngleise, nebeneinander, in Weichen vereint, in Kurven, Rundungen, durch Tunnel. So weit das Auge blicken kann, wie ein glitzerndes Meer breitet es sich aus. Aufgebaut, um den Menschen ein Fortkommen zu ermöglichen, denn die Erde ist feindlich. "Mir kommt es oft vor, meinte Sham, als wäre jedes Land im Gleismeer voll von Räubern & Mördern, Orten, die man meiden sollte, & reißenden Tieren. Jedenfalls ist es das, was man zu hören kriegt." Wer sich jetzt über das & als verbindendes Zeichen wundert, der wird sich bei der Lektüre des Romanes Gleismeer, vom Meister der Fantasy, Science Fiction, Steampunk & aller anderen Nebenrichtungen alles in einem Buch vereint, China Mieville, noch mehr wundern. Nein das "&" ist kein avantgardistisches Mittel, um das Buch interessanter zu machen, Mieville liefert eine sinnvolle Erklärung: "Welches Zeichen wäre besser geeignet, um das Gleismeer zu symbolisieren, welches die Ländert trennt & verbindet, als “&“ per se? Führt das Gleismeer uns nicht hier-& dort- & dahin & so weiter & so fort? & welchen Zweck verkörperte im schwungvollen Strich der Feder besser die mäanderte Fahrt der Züge als “&”" Am Ende des Weges kommt man eben nicht genau dahin zurück, wo man anfing. Sham heuert auf Medes, einem Maulwurfsfänger, an, der die Gleismeere durchkreuzt & die teils haushohen Moldywarps jagt, die neben dem Meer durch die Erde pflügen. Kapitänin Naphi, mit einem künstlichen Arm ausgestattet, jagt den großen Mocker Jack. Spätestens hier werden Paralellen zu dem großen Abenteuerroman von Melville klar, dessen Namen sich von Mieville nur in einem Buchstaben unterscheidet. Doch diese postapokalyptische, exotische Steampunk Erzählung ist mehr als ein Abenteuerroman, in dem auch Stevensons Schatzinsel oder Defoes Crusoe ihre Würdigung erfahren, sie sprengt die Rahmenbedingungen & entzieht sich jeder Zuordnung, wie jedes Buch von Mieville. Im weiteren Verlauf des Buches entdeckt Sham noch seine Liebe zu den Artefaktensammlern, lernt ein Geschwisterpaar mit einer rätselhaften Vergangenheit kennen & muss sich nun entscheiden, was sein größtes Abenteuer werden soll. & das werden im Verlauf des Buches noch sehr viele - die Kreativität & die fantastischen Bilder von Mieville sind wie immer grenzenlos. Schön sind die Zwischenkapitel, in denen ein Erzähler die Figuren durcheinanderwirbelt & Erklärungen der Welt liefert, eine Welt die ihre Wurzeln fast vergessen hat. "Das größte aller Rätsel, Holz ist der Stoff, der Bäume zu Bäumen macht. Ist auch der Stoff, aus dem die Schwellen sind – die querliegenden Balken zwischen den Schienen der Gleismeergleise. Nun kann ein Ding von seinem Wesen her nicht zweierlei sein. Wie den Widerspruch erklären?" Die Sprache im Roman erreicht nicht die Dringlichkeit & die atmosphärische Brillanz seiner früheren Romane, aber er ist immer noch einer der interessantesten, kreativsten & fantastischsten Erzähler der jüngeren SF/Fantasy Autoren. Ein Buch das auch & insbesondere für Jugendliche ab 16 Jahren geeignet ist.

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