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Rezension zu
Scharnow

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Bela B Felsenheimer: „Scharnow“ (Heyne Hardcore)

Von: Christian Funke
07.03.2019

Das fiktive Scharnow ist ein Dorf in Brandenburg unweit der Kreisstadt Sahsenheim, in dem es nur so wimmelt von skurrilen Figuren. Ob es der Bund der skeptischen Bürger, einer Gemeinschaft von Verschwörungstheoretikern ist, der Pakt der Glücklichen, der Erotiktänzer Dave Peter Märse, der syrische Hamid Yussuf Kaoum, Praktikant im örtlichen Billkauf, der Literaturblogger und Pornograf Ron Thorsten Wassmann, oder die Pornodarstellerin Susanne „Chantal“ Scharster, sie alle bilden einen gesellschaftlichen Durchschnitt einer typischen Kleinstadt mit ihren absurden, emotionalen, witzigen, aber auch berührenden Momenten. „Scharnow ist über(all)" Bela B Felsenheimer, so hätte ihn meine Oma bezeichnet, ist ein Hansdampf in allen Gassen. Seit Jahrzehnten als Musiker erfolgreich, schauspielert er in TV- und Kinoproduktionen, betrieb einige Jahre einen kleinen aber feinen Comicverlag, ist Synchronsprecher und Autor von Kurzgeschichten. Bis jetzt… denn nun präsentiert er auch noch seinen ersten Roman, Scharnow, der genau dass widerspiegelt, was Herrn Felsenheimer ausmacht: eine humorvolle, manchmal alberne, aber auch ernsthafte und tiefgründige Geschichte mit unglaublich bunten, liebevoll gestalteten Figuren und einer Kapriolen schlagenden und entsprechend nur schwer greifbaren Geschichte. Hier versammeln sich all die kulturellen Einflüsse, die man schon häufig bei ihm entdecken konnte, hier jedoch nun in geballter Form zwischen Buchdeckel gepresst den Leser in ein brandenburgisches Twin Peaks entführt, wo Rechtspopulisten, syrische Flüchtlinge, Agenten, Pornografen, gesellschaftliche Aussteiger, Stripper, schwule Eichhörnchen, Menschen mit Superkräften und Manga-Fans aufeinandertreffen. Verschwörungsthriller, Horrorroman, Superhelden-Comic, Anarchie und ganz viel Rock’n’Roll ergeben eine so bunte wie schmackhafte Mischung, die einen Autoren zeigt, der Spaß am Geschichtenerzählen hat, der gerne mal den roten Faden ignoriert und Gedankensprünge vollführt, die jedem Flummi zu Ehren gereichen. Man merkt, hier handelt es sich nicht um einen herkömmlichen, klassischen Roman, aber einer, der verdammt viel Spaß macht! Scharnow erscheint bei Heyne Hardcore als eBook, Hörbuch und gebundene Ausgabe. Letztere lag mir in einer wirklich gelungenen Gestaltung zur Sichtung vor (416 Seiten, €20,00). Mit Scharnow gelingt Bela B Felsenheimer ein erfrischend andersartiges Romandebüt. Mit kindlicher Neugier betrachtet er das Treiben einer Kleinstadt, lässt Geschehnisse phantasievoll aufleben, baut kleine Anekdoten überdimensional auf und läuft in seiner bildhaften Sprache durchgängig hochtourig! Scharnow ist ein cartooneskes, pointiertes Abziehbild dessen, was seinen vielseitigen Autor ausmacht. Eine Ansammlung all dessen, was die moderne Popkultur an unterschiedlichen Referenzen bietet und hier als buntes, abwechslungsreiches Korsett einer Gesellschaft der Gegenwart dient. Ein facettenreicher Roman, der fröhlich Haken schlägt und ein riesiges Lesevergnügen darstellt! Christian Funke

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