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Rezension zu
Nichts weniger als ein Wunder

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine wortgewaltige Familiengeschichte

Von: Lesemademoiselle
24.02.2019

„Der Regen war wie ein Geist, durch den man hindurchgehen konnte.“ Dies ist die Geschichte der fünf Dunbar-Brüder. Nach dem Tod der geliebten Mutter und dem Weggang ihres Vaters leben sie nach ihren ganz eigenen Regeln. Sie trauern, sie lieben, sie hassen, sie hoffen und sie suchen. Nach einem Weg, mit ihrer Vergangenheit klarzukommen, nach der Wahrheit und nach Vergebung. Schließlich ist es Clay – angetrieben von den Erinnerungen an ihren tragischen Verlust –, der beschließt, eine Brücke zu bauen. Eine Brücke, die Vergangenheit zu überwinden und so sich selbst und seine Familie zu retten. Dafür verlangt er sich alles ab, was er geben kann, und mehr: nichts weniger als ein Wunder. Sie sind rau, sie sind ruppig und sie sind abweisend die Dunbar-Brüder  –  und genauso präsentiert sich der Schreibstil von Markus Zusak auf den ersten Abschnitten des Romanes „Nichts weniger als ein Wunder“. Da müssen alle durch, die Dunbars mit ihrer Trauer und der Leser, der sich am Anfang mächtig durch die Zeilen kämpfen muss. Es ist nicht leicht in einen Lesefluss zu kommen. Immer wieder stolpert man über Formulierungen, die man zweimal lesen muss. Immer wieder muss man Absätze wiederholen, damit man das Gefühl hat sie auch richtig verstanden zu haben. Die Kapitel sind sehr kurz, die Handlung und Erzählzeiten springen hin und her. Nein, es ist kein leichter Start in diese Geschichte. „Die Möbel wurden geröstet. Die Bilder waren gerade aus dem Toaster gesprungen.“ Markus Zusak trägt Buchstabenfolgen pastös auf, die Worte sind wie gemalt. Der Schreibstil von Markus Zusak wechselt von poetisch bildhaft bis rau und kalt, über ausschweifend bis kurz angebunden. Das spiegelt sehr eindringlich die verzweifelte Gefühlslage aller Protagonisten wieder. Zwischen den Zeilen schwapp immer wieder der unendliche Schmerz hervor. Die Kapitel sind kurz, man muss hochkonzentriert lesen um verstehen zu können, wer gerade erzählt. Obwohl die Kapitel oft recht knapp gehalten sind, ziehen sich die verschiedenen Erzählstränge recht langsam durch die Buchseiten und bilden erst am Ende einen festen Knoten. Eine Brücke zu bauen dauert Zeit. So wie Stein auf Stein gelegt werden muss, legt Zusak Wort auf Wort um seinen Roman zu schreiben. Man muss Geduld und Ausdauer für diese Geschichte haben. Das Herzstück der Geschichte war für mich Penelope, man muss sie einfach mögen – sie ist eine tolle Frau. Alles was sie betrifft, liest sich überraschend flüssig im Roman. Der Erzählstil ist weich und lieblich. Penelope wird sterben und ihr Umgang damit treibt einem beim Lesen die Tränen in die Augen. Für mich waren diese Stellen, die emotionalen Höhepunkte des Buches. Weil Zusak einen sehr bildhaften Roman hervorgebracht hat, versuche ich mich an einem bildhaften Fazit: Ich fühlte mich beim Lesen dieses Buches wie auf meinem alten Fahrrad mit welchem ich ohne Gangschaltung einen Berg hinauffahre. Der Weg ist steil und ich muss mühsam strampeln. Ich muss mich motivieren weiterzufahren. Manchmal bin ich kurz davor abzusteigen. Aber ich kann mich aufraffen und strample weiter. Als ich oben ankomme, blicke ich auf meinen Weg zurück. Jetzt erst erkenne ich den verschlungenen Pfad, den ich genommen habe. Ich bin froh oben zu sein, bin froh es geschafft zu haben. Ich blicke hinunter und werde belohnt für meine Mühe. Ich fühle mich glücklich – aber erschöpft. Alexandra Ernst hat diesen wortgewaltigen Roman ganz wunderbar übersetzt. Das war bestimmt keine leichte Aufgabe. „Die Bücherdiebin“ ist Markus Zusak Meisterwerk und das bleibt sie auch weiterhin.

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