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Rezension zu
Im Sommer

Von kurzen Hosen, Erdwespen und schmalblättrigen Weidenröschen

Von: Franziska_J
18.01.2019

„Die Welt ist unübersetzbar, aber nicht unverständlich, solange man die einfache Regel beherzigt, dass auf nichts von alldem, was sie durch ihre Myriaden von Leben und Geschöpfen ausdrückt, ein Fragezeichen folgt, sondern immer nur Ausrufezeichen.“ Philosophisch, poetisch, berührend – So lässt sich Im Sommer (2018), der vierte Band der Jahreszeitenreihe von Karl Ove Knausgård am besten zusammenfassen. Es ist das letzte Puzzlestück zu Knausgårds großer Liebeserklärung an das Leben. In kurzen Betrachtungen, die selten länger sind als drei bis vier Seiten, beschreibt er die unendliche Vielfalt des Lebens und das Glück der kleinen Dinge. Dieses Mal reicht seine Sammlung des Alltäglichen von Rasensprengern über Eiswürfel bis hin zu Marienkäfern. „Was sehen wir, wenn wir sie nach einer verregneten Nacht langsam und erhobenen Hauptes kriechen sehen? Sie gleichen uralten Majestäten, Herrschern des Waldbodens, Kaisern des modernden Laubs und der feuchten Erde.“ So beschreibt der Autor Schnecken, eine Spezies, der die meisten Menschen wohl nur sehr wenig Aufmerksamkeit schenken und die höchstens Ekel hervorzurufen vermag. Seine Sichtweisen und Wendungen sind originell und bereichernd für jeden, der sich ein bisschen Zeit nimmt. Sie vermitteln eine neue Sicht auf die Welt, denn die scheinbaren Nebensächlichkeiten, die für uns viel zu selbstverständlich geworden sind, werden aus ihrem Schatten geholt und in ein neues Licht gerückt. Als Leser fühlt man sich ermutigt, selbst einmal seine gewohnten Wege zu verlassen und die Welt mit anderen Augen zu betrachten. Die Worte, die Knausgård wählt, sind ebenso wie die betrachteten Gegenstände unscheinbar und leicht, doch ihm gelingt es, mit einer unglaublichen Wortgewandtheit und Poesie, jeden seiner Sätze zum Leuchten zu bringen. Sie malen Bilder im Kopf des Lesers, die Anstoß sind für ein eigenes Erinnern. Liest man die Kapitel zu Marienkäfern und Sommerregen, fühlt man sich regelrecht zurückversetzt in seine eigene Kindheit. Man erinnert sich vielleicht daran, wie man die Punkte der kleinen Käfer zählte, wenn sie plötzlich auf der Hand landeten oder man hat den Geruch von nasser Erde in der Nase, wenn nach einem heißen Sommertag endlich der erlösende Regen kam. Optisch ergänzt werden Knausgårds scharfsinnige Texte durch Aquarelle der Künstlerin Anselm Kiefer. Mit diesen sommerlichen Zeichnungen wird das Buch auch zum Blickfang in jedem Bücherregal. Im Sommer – Ein liebevoll gestaltetes Buch, das zum Verweilen einlädt und die perfekte Lektüre für graue Wintermonate ist. Es ist beinahe ein bisschen traurig, dass Knausgårds Jahreszeiten-Bände an dieser Stelle enden müssen…

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