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Rezension zu
Die englische Freundin

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Emotionen auf Sparflamme

Von: Martina Meyen
22.03.2015

Manchmal erweckt ein Klappentext Erwartungen, die das Buch dann einfach nicht erfüllen kann. So ist es mir mit diesem Buch ergangen. Schon der erste Abschnitt ließ mich den Kopf schütteln. Er begann mit: „Es gab kein Zurück“ und wenig später dachte Honor: „Ich kann jederzeit zurück“. An diesen beiden Sätzen erkennt man Honors Unentschlossenheit und ihre Naivität. Für mich zog sich das durch die ganze Geschichte. Es wird ein Zeitraum von knapp zwei Jahren beschrieben. In dieser Zeit passiert viel und ein wenig hat Honor sich in dieser Zeit auch weiter entwickelt. Aber … trotz aller Widrigkeiten, die sie aushalten musste, bin ich mit ihr einfach nicht warm geworden. Das lag zum großen Teil an dem distanzierten und nüchternen Schreibstil, den Tracy Chevalier nur in den Briefen, die jeweils zwei Kapitel miteinander verbinden, etwas emotionaler werden ließ. Diese Briefe, die Honor an ihre Eltern und an ihre daheim gebliebene Freundin schrieb, ließen mich einen kurzen Blick in ihre Seele werfen. Hier gibt sie etwas mehr von sich und ihren Emotionen preis, aber auch nicht viel mehr als nötig. Ich bin kein großer Fan vom Stilmittel Brief, aber hier fand ich ihn als Bindeglied passend. Auch wenn sich einiges wiederholte, habe ich einige – teilweise auch sehr wichtige Dinge – nur durch die Briefe erfahren. Das war mir manchmal zu wenig, da habe ich mir ausführlichere Schilderungen gewünscht. Sehr ausführlich dagegen wurden die Gewohnheiten und Vorlieben von Honor beschrieben. Ich hatte mich vorher noch nie mit dem Quäkertum befasst und habe hier einige interessante Dinge erfahren. Auch Honors große Leidenschaft, das Quilten, war mir ziemlich fremd. Diesem Thema hat sich Tracy Chevalier sehr eingehend gewidmet. Für Freunde der Nadel sicher sehr interessant, für mich wurde es nach einiger Zeit sehr langweilig, denn das Quilten zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Selbst in den meisten Briefen war es dominierend. In der zweiten Hälfte wird es dann etwas „spannender“, eigentlich immer dann, wenn Sklavenjäger Donovan auftaucht. Er und seine kranke Schwester Belle, mit der Honor sich anfreundet, bringen wenigstens ein bisschen Farbe und Pepp in die Geschichte. Aber auch da hatte ich einfach viel mehr erwartet, mehr Spannung, mehr Leidenschaft, die ich dann bei einer Gelegenheit miterleben durfte, bei der es sehr überraschend war und ich es ziemlich … übertrieben fand. Die Sklavenfrage wurde auch erst in der zweiten Hälfte wirklich thematisiert. Hier hatte ich wirklich mit etwas mehr Dramatik gerechnet, aber Tracy Chevalier blieb ihrem sachlichen und unterkühlten Schreibstil treu, für den ich mich nicht begeistern kann. Aber trotz all meiner Kritikpunkte … das Buch ist absolut rund, der Schreibstil passt zum Thema und vor allem zu Honor, der englischen Freundin. Und deshalb kann ich es nicht schlecht bewerten, auch wenn ich kein weiteres Buch der Autorin lesen möchte.

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