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Rezension zu
BECOMING

Authentisch

Von: Michael Lehmann-Pape
19.11.2018

Vieles erzählt Michelle Obama frank und frei in ihrer Autobiographie. Lustiges und anrührendes, dramatisches (die Fehlgeburt) und belastendes (die Politik und ihre Umgangsformen), ihre Beziehung zu Barack, die Liebe zu ihren Töchtern, die Zeit der Entwicklungen, die, folgt man Michelle Obama, eine lebenslange ist. Daher ist der Titel, den die ehemalige First Lady gewählt hat, genau passend: „Werden“. Und das in einer Art „frei von der Leber weg“, die schon in den Formulierungen und der sich durch das Buch aufbauenden Atmosphäre (wieder einmal) es bedauern lässt, dass dieses anregende, liberale, kluge Ehepaar nicht mehr in politischen Spitzenämtern zu finden ist, mehr noch, die Ergebnisse der Arbeit des ehemaligen Präsidenten der USA mit aller Kraft wohl torpediert und abgebaut werden sollen. So ist es wie eine Vorahnung oder wie eine vorweggenommen „Zusammenfassung“ dessen, was aktuell zu beobachten ist, wenn Michelle Obama auf den Hurrikan Katrina ins Jahr 2005 zurückblickt und formuliert: „Auf herzzerreißende Weise traten dabei die strukturellen Spaltungen innerhalb Amerikas zu Tage, insbesondere die enorme, einseitige Verwundbarkeit von Afroamerikanern und Armen jedweder Hautfarbe, wenn es hart wird“. Dies stellt natürlich nur einen kleinen Teil des Rückblicks auf ihr Leben im Werk dar, dennoch wird hier und an vielen anderen Stellen überdeutlich, wofür „die Obamas“ stehen. Und was das Gegenteil dessen wäre, wie man in der gegenwärtigen Politik ablesen kann. Grenzen überwinden, Spaltungen versuchen, zu verringern, das Leben für alle ein stückweit erträglicher und hoffnungsreicher gestalten. Was gerade in einer Nation wie der der USA mit ihren schroffen Abständen und ihrer offenkundigen Fixierung auf den materiellen Erfolg auf politisch teils erbitterten, prinzipiellen Widerstand getroffen ist. Von dem Michelle Obama mit ganz eigenem Blickwinkel ebenfalls vielfach zu erzählen versteht. Natürlich kann man all das auch nur für ein kluggewähltes „Image“ halten. Dem allerdings die enorme Sympathie gerade für Michelle Obama in den USA und darüber hinaus widerspricht. Denn solch einen Zuspruch erhält man in der Regel nicht unbedingt dafür, eine geschickte Rolle zu spielen und eine solche Rolle würde auch bedeuten, diese über Jahre hinweg widerspruchsfrei „aufführen“ zu können. Das aber mag jeder Leser für sich entscheiden, wichtiger ist die Hoffnung, die aus den Worten Michelle Obamas vielfach zu spüren ist, den nach vorne gewandten Optimismus trotz oder gerade angesichts der vielfachen Gefahren und der sich weiter verbreitenden Auflösung eines solidarischen Miteinanders. Das immer und überall auch unter Spannung stehen wird. Was menschlich ist. Wie Michelle Obama auch in den Teilen des Werkes ehrlich vor Augen führt, die sich mit den privaten Dingen, der Ehe, den Reibungen der Eheleute und vielen anderen Einblicken in dieses Leben bescähftigen. Eine lohnenswerte Lektüre.

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