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Special zu "Wer das Feuer entfacht" - geschrieben von Paula Hawkins

Paula Hawkins über die wichtigsten Charaktere

Laura Kilbride, 25
Laura hat in ihrem jungen Leben schon einige schreckliche Schläge einstecken musste. Zu Beginn des Romans ist sie gerade dabei, Ordnung in ihr chaotisches Leben zu bringen, als sie des brutalen Mordes an einem jungen Mann namens Daniel Sutherland angeklagt wird. Laura findet sich, mit ihren blutigen Händen und den Zeugen, die sie gesehen haben wollen, aufgrund früherer Anzeigen wegen Körperverletzung und anderer Vergehen in einer scheinbar hoffnungslosen Situation wieder.
Doch tatsächlich ist sie keineswegs hoffnungslos. Was ich an Laura besonders liebe, sind ihre ungebändigte Lebensfreude, ihr Mut und ihre Großherzigkeit. Auch wenn ihr Leben ein endloser Kampf ist – gegen den endgültigen Absturz, um einen festen Job -, hält sie das nicht davon ab, anderen zu helfen. Sie hat ständig mit Vorurteilen zu kämpfen, urteilt aber nicht über andere. Trotz ihrer Verletzungen und ihrer psychischen Narben ist Laura nicht verbittert, sie ist nicht rachsüchtig. Sie ist oft wütend und verletzt und liebt doch ihre Eltern. Und wenn sie sich danebenbenimmt (was mit schöner Regelmäßigkeit geschieht), quält sie danach ihr Gewissen.
Laura ist eine junge Frau auf der Suche nach einer Verbündeten, nach einem Ruhepol, nach Hilfe – einer Mutterfigur. Diese Verbündete findet sie in Irene.

Miriam Lewis, 50
Miriam ist eine verschrobene, einsame Person, die allein auf einem Hausboot auf dem Regent's Canal lebt. Sie arbeitet in einer Buchhandlung und hat ein wachsames Auge auf ihre Nachbarn, sie notiert sogar deren Bewegungen in einem kleinen Notizbuch. Es ist Miriam, die die Polizei alarmiert, nachdem die Leiche eines jungen Mannes auf einem Boot, nicht weit von ihrem entfernt, gefunden wird, und sie gibt der Polizei die ersten Hinweise.
Doch Miriam ist mehr als nur eine neugierige Nachbarin. Genau wie Laura durchlitt auch Miriam in ihrer Jugend ein Trauma, nur sind die Narben, die Miriam davongetragen hat, innerlich. Anders als Laura ist Miriam verbittert. Sie will Vergeltung. Sie erträgt ihre Ohnmacht nicht, sie schleppt ihren Groll mit sich herum, sie tritt auf der Stelle und wartet nur auf den richtigen Moment, um sich an ihren Feinden zu rächen.


Carla, Ende 40
Carla ist eine komplizierte Figur. Eine Person, die Mitgefühl verlangt, auf den ersten Blick aber keines hervorruft. Sie ist schlank, eindrucksvoll und attraktiv, aber nicht anziehend; sie ist nicht warmherzig oder freundlich. Mit ihrer steifen Haltung, der Nase in der Luft, wirkt sie unnahbar, hochnäsig, ja sogar abweisend.
Doch Carla trägt sehr viel in sich. Der erste Akt ihres Lebens war glücklich; sie stammt aus einer gutsituierten Mittelklassefamilie, sie stand ihrer jüngeren Schwester Angela nahe, sie verliebte sich in einen talentierten Autor (Theo), der den Jackpot knackte, indem er einen Bestseller schrieb, die beiden bekamen ein Kind, das beide vergötterten. Der zweiten Akt ihres Lebens ist geprägt von einer Tragödie gefolgt von einer Art Fegefeuer: Unfähig, sich von einem erschütternden Verlust zu erholen, lebt Carla nur noch ein halbes Leben, all ihre Beziehungen – zu ihrer Schwester, ihrem Ehemann, ihrem Neffen – sind nur noch Schatten dessen, was sie einst waren.

Irene, 80
Irene ist vielleicht meine Lieblingsfigur in diesem Roman. Sie ist intelligent, aufgeschlossen und gütig, mitfühlend und eine aufgeweckte Leserin.
Aber Irene ist kein süßes, vertrotteltes altes Mütterchen: Ihr Verstand ist scharf, und sie weiß genau, was ihr gefällt – und was nicht. Theos Kriminalroman zum Beispiel. Außerdem hat sie eine Abneigung gegen Carla, zu einem, weil sie sich von ihr bevormundet fühlt, zum anderen aus Solidarität mit Angela, die Irenes Meinung nach von Carla unfair behandelt wurde.
Ich wollte über eine ältere Frau schreiben, die nach vorn blickt statt nur zurück. Ja, Irene vermisst ihren Mann und betrauert den Verlust ihrer Freundin Angela, aber sie hat sich nicht damit abgefunden, dem Tod entgegen zu dämmern. Sie will noch etwas erleben, sie will reisen, lesen, Freundschaften schließen. Ihre Beziehung zu Laura bildet das Herz des Buches, und diese Beziehung verbreitet Wärme in einer ansonsten womöglich recht trostlosen Szenerie.

Theo, Ende 50
Oberflächlich betrachtet hat Theo ein gutes Leben: Er wohnt in einem schönen Haus, er hat viel Geld und eine erfolgreiche Karriere als Romanautor. Kein Wunder, dass er so selbstzufrieden ist! Und doch hat auch er eine große Tragödie erlebt, von der er sich – so wie seine Frau Carla - nicht völlig erholen kann. Die Trennung von Carla, die er immer noch anbetet, macht ihn traurig, aber er resigniert nicht. Er ist fest davon überzeugt, dass sie wieder ein gemeinsames Leben haben werden.
Theo ist ebenso fest überzeugt, dass seine Karriere wieder in die richtige Bahn kommen sollte. Die Anstrengungen, die er unternahm, um seine Schreibblockade zu überwinden, sind jedoch – gelinde gesagt – moralisch fragwürdig.

GENRE