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Rezensionen zu
Der Tag X

Titus Müller

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Rücklicht

Von: Florian Hildebrand aus München

31.07.2017

Ein sehr gelungener Faction-Roman über den 17. Juni, seine Vorgeschichte und Folgen. Titus Müller erfindet plausible Figuren (bei dem russischen Spion Ilja bin ich mir nicht sicher, wie gelungen ich ihn finden soll) und schickt sie in den Arbeiteraufstand von 1953. Die Details zeigen einen gewissenhaft recherchierenden Autor. Da kommt z.T. Erstaunliches zu Tage, und alte Legenden wie die vom mörderischen SU-Geheimdienstchef Beria werden revidiert. Ob die Gegenüberstellung von zurückhaltendem Moskau und borniertem Pankow historiographisch gedeckt ist, weiß ich nicht; es ist für einen Roman auch zweitrangig. In den Tag des Aufstands führt Müller den Leser wie in eine tagesaktuelle Berichterstattung sehr unmittelbar. Man riecht förmlich den politischen Brandgeruch. Ein wunderbares Buch, authentisch, poetisch, spannend.

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Nach den letzten zeitgeschichtlichen Romanen von Titus Müller scheint die Erwartungshaltung klar: interessant recherchierter historischer Hintergrund plus Liebesgeschichte, dieses Mal in der frühen DDR. Dass "Der Tag X" allerdings auch als spannungsreicher Politthriller funktioniert zeugt einerseits von schriftstellerischer Wandlungsfähigkeit, andererseits verdeutlicht es, wie viel vor und während des Volksaufstandes im Juni 1953 auf dem Spiel stand. Müller bettet seine Figuren, die kaum unterschiedlicher sein könnten, glaubhaft in das Geschehen rund um die Aufstände in Berlin und Halle an der Saale ein und zeichnet ein ebenso realistisches wie ernüchterndes Bild einer gescheiterten Utopie. Eigentlich scheint es naheliegend, dass die Bevölkerung des ausgelaugten Ostdeutschlands mit den Machenschaften der wohlgenährten Parteiführung und deren überambitionierten Zielen auf Dauer nicht einverstanden sein könnte. Gleichzeitig hatte der junge sozialistische Staat, der sich die Sowjetunion zum Vorbild nahm und doch auf Rohstoffimporte aus dem Westen angewiesen war, mit Legitimationsproblemen zu kämpfen und wollte vor allem die Jugend auf seiner Seite wissen. Der Handlungsstrang um Nelly Findeisen veranschaulicht besonders die offene Diffamierung der "Jungen Gemeinde" und anderer christlicher Gruppierungen, die ihren Glauben nicht der Staatsdoktrin unterordneten. Ein Kapitel der Geschichte, das allzu oft in entsprechenden Nischenverlagen untergeht, hier aber als passendes Zeugnis einer von Umbrüchen gezeichneten Epoche fungiert. Die sichtbaren und unsichtbaren Akteure werden gleichermaßen porträtiert, Szenen wie der beginnende Machtkampf an Stalins Sterbebett oder im noch jungen (west)deutschen Bundestag liefern den nötigen Hintergrund für die Geschehnisse zwischen Moskau, Bonn und Berlin, die erst die Vorraussetzungen für die Volksaufstände schufen. Bevor es so richtig zu den genretypischen Verwicklungen und heimlichen Liebschaften kommen kann, brechen die zunächst friedlichen, dann aber unverhofft gewalttätigen Proteste los. Die Reaktionen aller Seiten stellt Müller nebeneinander, lässt den Leser beobachten, ohne selbst Urteile zu fällen oder nachträglich einzelne Figuren zu Helden zu verklären. Das bleibt der SED-Führung überlassen, die ein eher zufälliges Todesopfer zum Märtyrer ihrer gerechten Sache macht. Die beklemmende Stimmung wird glücklicherweise nie überstrapaziert, für einen historischen Roman ist das Buch mit seinen 400 Seiten (inkl. Anhang) sogar relativ übersichtlich. Die Vielzahl grundverschiedener Charaktere an den unterschiedlichsten Stellen des Geschehens macht die Lektüre spannend und ermöglicht einen hervorragenden Einblick in eine Zeit, in der es an allem mangelte, außer an reichhaltiger Kost für die Geburtstagsgäste eines Walter Ulbricht, der nebenbei auch noch seine Biografie in einer großzügigen Auflage drucken ließ. Außerdem werden die Hintergründe der Chruschtschowschen "Tauwetter-Periode" deutlich, die unter seinem entmachteten Vorgänger Beria Lawrenti deutlich weniger pragmatisch hätte werden können. Seitenzahl: 400 Format: 14,8 x 22,1 cm, gebunden Verlag: Blessing Bonusmaterial: Anhang mit Glossar und weiteren Infos zu den historischen Hintergründen

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Freiheit!

Von: wal.li

05.06.2017

Kurz nach dem Krieg wird Nellys Vater von den Sowjets aus Ostberlin nach Russland verschleppt. Wie viele andere Wissenschaftler soll er für die Sieger forschen. Nellys Mutter weigert sich, ihren Mann zu begleiten. Noch im Jahr 1953 weiß Nelly nicht, wo ihr Vater ist. Bald will sie Abitur machen, doch ihr Engagement bei der christlichen jungen Gemeinde wird ihr zum Verhängnis. Ihr wird verboten, an den Abiturprüfungen teilzunehmen. Wolf Uhlitz, ein junger Uhrmacher, der sich in Nelly verliebt hat, wird von der Stasi in den Dienst gezwungen, um die christliche Gruppe zu infiltrieren. Und der Russe Ilja, der einmal gut zu Nelly war, bringt immer seltener Briefe von ihrem Vater. Keine Liebesgeschichte im eigentlichen Sinne, keine romantischen Treffen junger Menschen in einer wachsenden DDR, in der doch alles nicht so schlimm ist. Man muss nur seine Nische finden. Und wenn man nicht in eine abgeschottete Nische will? Wenn man offen seine Meinung sagen will? Wenn man einfach nur über Vor- und Nachteile des Systems diskutieren will. Im Frühjahr 1953 ist die Lage in Ostdeutschland schlecht, die Normen werden heraufgesetzt, die landwirtschaftliche Produktion sinkt, die Läden sind leer. Manche Mütter wissen nicht, wie sie ihren Kindern etwas Vernünftiges auf den Tisch bringen sollen. Bespitzelung und Denunziation an allen Ecken und Enden. Keiner kann dem anderen wirklich trauen. Geheimdienste spionieren und nutzen jede Gelegenheit, um die jeweils anderen auszuspähen. Und auch die große Politik spinnt ihre Fäden. Gerade diese jedoch haben nicht unbedingt das Wohl der Menschen im Sinn. Wenn es um das sogenannte große Ganze geht, kann ein Einzelner schon zum bedauerlichen Opfer werden. Und so wird der verzweifelte Aufstand der Arbeiter von allen Seiten für die eigenen Ziele genutzt. Nach der mitreißenden Lektüre dieses Romans fühlt man sich eindringlich daran erinnert, dass die Freiheit, sich nach seiner Überzeugung zu äußern und zu leben, zumindest solange man andere damit nicht ungerechtfertigt einschränkt, nicht selbstverständlich ist. Fast klaustrophobisch könnte man das Gefühl beschreiben, das die Lektüre auslöst. Die immer größer werdende Enge des Überwachungsstaates, das gegenseitige Belauern, das Misstrauen, das immer größer wird. Dazu ein spannendes Spionagegeschehen vor dem Hintergrund der Weltpolitik. Man stellt sich, die Frage, ob die Menschen in der DDR von allen verlassen wurden, zum einen, um den idealen Arbeiter- und Bauernstaat zu schaffen, zum anderen aber auch, um ein vereintes, aber neutrales Deutschland zu verhindern. Soll man von Glück reden, wenn die eigenen Großeltern einfach ein paar Kilometer weiter gelaufen sind und einem so ermöglicht haben in einer westlichen Demokratie aufzuwachsen. Zumindest sind die Zeiten vorbei, in denen man dieses Privileg für selbstverständlich halten sollte. Ein hervorragender zeitgeschichtlicher Roman, der sehr eindringlich daran erinnert, dass Freiheit keine Selbstverständlichkeit ist.

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Zum Inhalt: Nelly Findeisen ist ein glückliches Kind. Sie hat tolle Eltern und auch an Liebe und Spielsachen fehlt es ihr nicht. Im Oktober 1946 wird dann ihr Leben in einer nächtlichen Aktion auf eine harte Probe gestellt. Die Russen dringen in die Wohnung ein und räumen alles aus. Sie wollen die Familie nach Russland verschleppen. Am Bahnhof dann trifft ihre Mutter eine Entscheidung. Sie bleibt in Berlin und lässt ihren Mann allein nach Russland fahren. Nelly wächst heran und kann immer noch nicht verstehen, warum ihre Mutter ihren Vater hat allein gehen lassen. Kurz vor ihrem Abitur im Jahre 1953 wird sie von der Schule verwiesen, weil sie sich in einer kirchlichen Jugendorganisation engagiert. Auch erfahren wir vom jungen Uhrmacher Wolf Uhlitz, der immer korrekt und unauffällig sein Leben führt. Er liebt seinen Beruf und spricht mit seinen Uhren. Dann begegnet er Nelly und verliebt sich in sie. Können diese Beiden unterschiedlichen Menschen ein Paar werden? Und dann ist das noch Ilja, ein russischer Soldat, den Nelly von der Entführung ihres Vaters kennt. Ilja ist ein Spion und er mag sie schon seitdem er ihr das erste Mal begegnet ist. Er ist das einzige Bindeglied zu ihrem Vater. Ilja riskiert alles für Nelly, denn auch er hat starke Gefühle für sie entwickelt. Die Zeiten sind schwierig, es ist die Zeit des Umbruchs. Der Aufstand vom 17. Juni 1953 spielt hier eine sehr große Rolle. Wie die beteiligten Personen in den Aufstand verwickelt sind und was noch so alles passiert, verrate ich jetzt nicht. Wir erfahren noch viel Interessantes über so viele Menschen und das Regime als die Massendemonstrationen losgehen. Und dann ist sich Jeder selbst der Nächste. Fazit: Der Autor Titus Müller hat mit seinem Roman „Der Tag X“ den Aufstand vom 17. Juni 1953 aufgearbeitet. Es gelingt ihm von der ersten Seite an, mich an das Buch zu fesseln. Wir erfahren hier Seiten des Aufstandes, die ich so nie vorher gelesen habe. Die Charaktere beschreibt der Autor mit sehr viel Feingefühl und verleiht so jedem ein ganz eigenes Gesicht. Hier ist es egal ob es die Guten oder die Bösen sind. Jede einzelne Person kann ich vor meinem geistigen Auge sehen, mit ihr fühlen und mich in sie hineinversetzen. Nelly ist ganz klar hier meine Lieblingsprotagonistin. Die Spannung baut Titus Müller gleichbleibend hoch auf. Man kann nicht aufhören zu lesen, trotz der Schwere des Stoffes, ist es unmöglich, das Buch zur Seite zu legen. Manchmal musste ich dann doch eine Pause machen, um zu verarbeiten, was ich da gerade gelesen hatte. Der Schreibstil lässt sich sehr flüssig lesen und war verständlich und so bildlich geschrieben, dass ich zu jedem Kapitel auch die entsprechenden Bilder im Kopf hatte. Einige Male habe ich die Augen geschlossen und wollte gar nicht mehr hinschauen. Aber diese sehr gut recherchierte Geschichte ließ mich bis zum Ende nicht los. Hier vergebe ich hoch verdiente 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung.

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Titus Müller hat sich für sein neues Buch den Aufstand der Arbeiter in der DDR am 17. Juni 1953 vorgenommen, den man im Nachhinein als „Tag X“ bezeichnete. Herausgekommen ist ein dichter, authentischer Roman über die Widerstände in den Anfangsjahren des „real existierenden Sozialismus“, der allerdings auch ein paar Schwächen hat. Wie kam es dazu, dass am 17. Juni 1953 abertausende Menschen in Berlin, Leipzig, Halle und anderen Orten der noch recht jungen Deutschen Demokratischen Republik ihre Arbeit niederlegten und – mit ganz viel Wut im Bauch – auf die Straße gingen, die Auflösung der Regierung forderten, Steine warfen und sich den russischen Panzern entgegen stellten? Baute man nicht gemeinsam an der Verwirklichung einer Utopie des gemeinschaftlichen Zusammenlebens, in dem für jeden gesorgt ist? In der Theorie klang das rosig, doch die Realität sah anders aus: In den Monaten vor dem Aufstand waren die Waren knapp geworden, wer Brot, Butter oder Milch kaufen wollte, musste lange anstehen oder hatte Pech. Anstatt sich um die Grundversorgung der Bevölkerung zu kümmern, beschließt die Regierung eine Normenerhöhung: Für den gleichen Lohn sollen die Arbeiter mehr arbeiten und bessere Ergebnisse erzielen. Man möchte den Westen überflügeln, im in den Produktionserträgen voraus sein – auf der anderen Seite der Grenze befindet sich nach Meinung der Obrigkeit außerdem so etwas wie „Sodom und Gomorrha“. Doch das lassen die Arbeiter nicht mit sich machen, in den Betrieben wird es laut: „Wir brauchen keine Betriebsversammlung mit politischen Floskeln und Vertröstungen. Wir wollen konkret von Ihnen wissen, was die Betriebsleitung unternimmt, damit sich unsere Lebensbedingungen verbessern! Marx ist seit siebzig Jahren tot, und wir Arbeiter haben immer noch nicht genug zu essen auf dem Teller, und das im Staat der Arbeiter und Bauern! tag xMittendrin stehen auch Nelly, Wolf, Lotte, Katharina und Marc. Alle noch relativ jung und bereit, das System zu hinterfragen: Nelly engagiert sich in Berlin bei der jungen Gemeinde der evangelischen Kirche und wird daher kurz vor dem Abitur von der Schule geworfen. Wolf ist Uhrmacher, Sohn eines SED-Funktionärs und verliebt in Nelly; nachdem er sie zu einer Gemeindesitzung begleitet, wird er von der Stasi festgenommen und zur Mitarbeit gezwungen. Lotte ist alleinerziehende Mutter von drei Jungs und arbeitet als Putzfrau in einer Fabrik in Halle – als die Aufstände beginnen, stellt sie fest, dass in ihr ganz schön viel Wut über die Verhältnisse brodelt. Katharina und Marc geraten ebenfalls auf fatale Weise in die Demonstrationen. Und dann gibt es noch einen Erzählstrang aus der Sicht von Lawrenti Beria, dem früheren Geheimdienstchef der Sowjetunion, der nach Stalins Tod die Fäden in die Hand nehmen will und damit scheitert, sowie die Gedanken des russischen Spions Ilja, der damals für die Verschleppung von Nellys Vater nach Sibirien zuständig war und sie nun umgarnt. Was Titus Müller hier entstehen lässt, ist ein gut recherchiertes Sittenbild der frühen 1950er Jahre und der politischen Vorgänge in der DDR, in dem viele Fäden miteinander verbunden sind. Der Autor hat gut recherchiert, manchmal sogar zu gut: Da werden in Absätze, die wenig zur restlichen Handlung beizutragen haben, etwas bemüht etliche zeitgenössische Details hineingepropft – das wirkt schnell gestelzt und überfrachtet: Halle war ebenso die Universität. Der Dom. Händel. Man sah auf den Straßen Kohlenträger mit ihren schweren Kästen auf dem Rücken, Scherenschleifer, die ihre Wägelchen schoben, und vor einer Eisdiele die ersten Mutigen: Sie ließen sich ihre Eiskugeln auf muschelförmige Waffeln geben und setzten sich unter freiem Himmel auf die Stühle aus eisernem Gestell. Doch auch wenn diese Stellen den Lesefluss gelegentlich zum Stocken bringen, so verzeiht man es dem Autor: Auf knapp 400 Seiten entfaltet er ein alles in allem gelungenes Zeitporträt des Jahres 1953, das ich bis zur letzten Seite nicht mehr weglegen wollte! Eine Empfehlung für alle, die etwas mehr über die Hintergründe des Aufstands wissen möchten, ohne sich durch dröge Geschichtsbücher futtern zu müssen…

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Geschichte ganz einfach

Von: Julia M. aus Berlin

26.04.2017

Ich durfte das Buch von Titus Müller testlesen und bin sehr begeistert. Ich finde das Buch allein vom Äußeren schon sehr ansprechend, da es ein Hardcover mit Buchumschlag ist. Dieser Buchumschlag ist meiner Meinung nach schön gestaltet, denn es gibt bereits Anhaltspunkte über den Inhalt. Inhaltlich war ich sehr überrascht vom Buch, denn es ist sehr verständlich geschrieben und man muss keine großen Kenntnisse über die damalige Zeit haben, um der Handlung folgen zu können. Gerade in diesem Punkt hatte ich zu Beginn meine Bedenken, da ich selten Romane aus dieser Zeit lese und noch nie ein großer Geschichtsfreund war. Dadurch verstehe ich in anderen Büchern oft nicht die Handlung und gebe schnell auf. Bei diesem Buch war es anders, denn es ist sehr gut und verständlich geschrieben. Ich kann dieses Buch nur jedem empfehlen und könnte mir vorstellen, das es auch eine gute Schullektüre sein könnte.

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Warten auf Tag X

Von: Lena K.

05.04.2017

Der Tag X Autor:Titus Müller Genre:Roman Erschienen: 27. Februar 2017 Version: gebunden, eBook, Audio-CD Seiten:400 Verlag: Karl Blessing Verlag Inhalt(übernommen): Seit ihr Vater als Wissenschaftler zu einem Leben im fernen Russland gezwungen wurde, passt Nelly sich ihrer Ostberliner Umgebung immer weniger an. Sie engagiert sich in einer kirchlichen Jugendorganisation und wird im Frühjahr 1953 kurz vor dem Abitur von der Schule geworfen. Trost könnte sie bei dem jungen Uhrmacher Wolf Uhlitz finden, der sich in sie verliebt hat. Er will ihr helfen, legt sich dafür sogar mit seinem Vater an, entwendet staatliche Dokumente und landet im Gefängnis. Was Wolf nur vage ahnt: Die junge Nelly steht in einer geheimnisvollen Verbindung mit einem russischen Spion namens Ilja, der sie mit Nachrichten über ihren verschleppten Vater versorgt und den Austausch von Briefen mit ihm vermittelt. Wie Wolf träumt auch Ilja von einem Leben mit Nelly – aber als sich in Berlin und Halle die Unzufriedenheit mit dem Regime in Massendemonstrationen entlädt, hängt ihrer aller Leben an seidenen Fäden. Titus Müller erzählt eindringlich und packend vom Leben der Aufbegehrenden und entfaltet authentisch und detailgenau das Panorama eines Aufstandes, der beispielhaft wurde. Meine Meinung: Das Cover ist sehr ansprechend gestaltet und versetzt den Leser direkt in die 50er Jahre. Auf dem Cover ist eine Frau und ein Mann, sitzend, auf einem Auto abgebildet. Schon der Prolog hat mich in den Bann gezogen. Dieser beinhaltet schon sehr viel Spannung. Die Geschichte wird aus der auktorialen Perspektive erzählt. Auch wenn es mehrere Geschichten in einem Roman sind, kommt der Leser nicht durcheinander. Beim Lesen lernt der Leser viel über die DDR, ohne das dieses zu plakativ wird. Die geschichtlichen Informationen bleiben weiterhin im Hintergrund. Ich habe mich besonders gut in Nelly hineinversetzten können und mich oft gefragt „Was hätte ich an ihrer Stelle getan“. Durch die vielen geschichtlichen Hintergründe, ist dieses Buch aus meiner Sicht auch für den Geschichtsunterricht gut zu nutzen, denn auch ich habe durch dieses Buch noch viel über die DDR erfahren, was ich vorher noch nicht wusste. Die Schreibweise von Titus Müller ist leicht zu lesen und auch ohne Hintergrundwissen, ist der Geschichte „Der Tag X“ gut zu folgen. Der Roman war für mich genau so geschrieben, wie ich es im Vorfeld schon von Titus Müller kannte. Da mich Der Tag X von Titus Müller so begeistert hat, kann ich dem Buch nur 5 von 5 Büchersternen geben. Gäbe es mehr, würde ich noch mehr Sterne vergeben. Ich hoffe ich darf noch viele Bücher von Titus Müller lesen.

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Ostberlin und Halle/Saale im März 1953: Nelly steht kurz vor dem Abitur, während ihr Vater im weit entfernten Russland arbeiten muss und sie ihn seit Jahren nicht gesehen hat. Aufgrund ihrer Mitgliedschaft in einer kirchlichen Jugendorganisation wird sie von der Schule geworfen. Der Uhrmacher Wolf möchte ihr helfen, landet dadurch aber schließlich im Gefängnis und muss für die Stasi spionieren. Der russische Spion Ilja versorgt Nelly mit Briefen ihres Vaters, während er in Berlin nach Stalins Tod für Beria arbeitet. Dieser versucht eine Kurskorrektur in der DDR zu vollziehen, wo sich aber schließlich Mitte Juni 1953 die Unzufriedenheit der Bürger mit dem SED-Regime in Massenaufständen entlädt, so auch in Halle, wo die Putzfrau Lotte König versucht, ihre Kinder zu ernähren und mitten in die Demonstrationen gerät… Dieser Roman ist mittlerweile der dritte, den ich von Titus Müller gelesen habe. „Berlin Feuerland“ hatte mir sehr gut gefallen, woran auch sein neuestes Werk glücklicherweise heranreichen kann, war doch „Tanz unter Sternen“ eher eine Enttäuschung gewesen. Im Zentrum des Buches steht der Zeitraum von März bis Juni 1953 in der DDR. In einem Vorspann, der im Oktober 1946 spielt, erfährt man, wie Nellys Vater nach Russland verfrachtet wurde. Danach werden immer Ereignisse einzelner Tage im Jahr 1953 dargestellt. Der Fokus liegt auf Berlin (Nellys, Wolfs und Iljas Geschichte) und Halle (Lottes Geschichte), einzelne Szenen finden aber auch etwa in Bonn oder Moskau statt. Im Laufe des Buches liegen immer mehr Tage zwischen den einzelnen Kapiteln bis hin zum 16./17. Juni, was sehr sprunghaft wirkt und den Lesefluss ein wenig stört. Die Handlungsstränge kommen etwas abgehackt daher. Im Januar 1954 endet der Roman mit einem leider doch zu kitschigen Ende, das einiges noch offen lässt. Womit das Buch durchweg überzeugt, das ist die sehr genaue Orientierung an den historischen Fakten, was mir generell sehr an Müllers Romanen gefällt. Auf der Innenseite des Bucheinbandes ist zum einen ein Ausschnitt aus einem Berliner Stadtplan abgebildet, der die Marschroute der Bauarbeiter am 16. Juni zeigt. Zum anderen findet man im Anhang ausführliche Schilderungen der dem Buch zugrunde liegenden historischen Begebenheiten und Personen und erfährt, wo der Autor etwas Fiktion dazugepackt hat. Zudem werden Abkürzungen erläutert und weiterführende Literaturtipps gegeben. Auch greift Müller im Text auf historische Dokumente zurück, die zum Teil wortwörtlich abgedruckt werden. Man darf natürlich nicht vergessen, dass „Der Tag X“ immer noch ein Roman ist, doch der Umgang mit der geschichtlichen Überlieferung ist durchaus zu loben. So kann auch ein wenig Vorwissen rund um die Massendemonstrationen Mitte Juni 1953 nicht schaden, das Buch ist aber auch für Laien gut verständlich geschrieben. Insbesondere die spannenden Einblicke in die damalige Spionagearbeit und die damit verbundene Technik machen den Roman zusätzlich zu seiner aufwühlenden Hauptthematik sehr lesenswert. Diese wird sehr facettenreich dargestellt, man versteht besser, wie es zu den Aufständen kommen konnte, und weiß unsere heutige Demokratie und im Verhältnis deutlich größere Freiheit umso mehr zu schätzen. Fazit Mit diesem Roman konnte mich Titus Müller wieder überzeugen. Seine Herausarbeitung der Umstände rund um den 17. Juni 1953 ist kenntnisreich, spannend, nah an den historischen Fakten und abgewogen geschrieben. Im Verhältnis dazu bleiben die fiktiven Charaktere zwar ein wenig blass, sie tun dem Lesevergnügen aber keinerlei Abbruch. Wer sich für die Geschichte der DDR interessiert, kann mit diesem Roman rein gar nichts falsch machen!

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