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Rezensionen zu
Der Tag X

Titus Müller

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Schauplatz Berlin: Im Jahr 1953 steht Nelly kurz vor dem Abitur, als sie erfährt, dass sie vom Schulbesuch ausgeschlossen wird, wenn sie weiterhin zur Jungen Gemeinde geht. Trotz öffentlicher Bloßstellung, weigert sie sich den Bedingungen nachzugeben. Auch ihre ehrenamtliche Tätigkeit bei der Bahnhofsmission wird ihr genommen. Das wäre alles leichter zu ertragen, wenn sie ihren Vater nicht so sehr vermissen würde. Im Jahr 1946 wurde er mitten in der Nacht verschleppt. Nelly und ihre Mutter hätten mitgehen können, aber das konnte die Mutter sich nicht vorstellen. Ihr neuer Lebensgefährte kann Nellys geliebten Vater nicht ersetzen. Mithilfe eines russischen Spions kann Nelly ihrem Vater schreiben. Dieser Mann interessiert sich schon seit Jahren für die schöne Nelly, aber auch Wolf, ein Uhrmacher, möchte könnte sich eine Zukunft mit ihr vorstellen. Der Leser lernt auch einige Bewohner Halles kennen; eine alleinerziehende Frau, die wegen den knappen Lebensmitteln nur schwer für ihre drei Jungs sorgen kann, ihr Cousin, der zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort ist, und seine Frau, die zu spät erkennt was Liebe ist. Und am Rande geht es auch um die sowjetische Machtzentrale, die sich nach dem Tod Stalins neu formieren muss. Denn die Entscheidungen hier beeinflussen das tägliche Leben im Osten Deutschlands. Am 17. Juni 1953 kommt es an mehreren Orten der DDR zu Aufständen und Streiks. Für die Bundesrepublik ist das ein Hinweis auf die Unzufriedenheit der Bürger. Der Feiertag, der an diesem Tag eingeführt wird, soll daran erinnern, dass beide Länder wiedervereinigt werden sollen. In der DDR wird dieser Tag „Tag X“ genannt, um den Eindruck zu vermitteln, die Aufstände wurden von den kapitalistischen Ländern gesteuert. Dieser Roman hält sich eng an historische Ereignisse, und ist doch spannend und sehr gut lesbar. Die verschiedenen Schicksale lassen den Leser erkennen, wie der Alltag in der DDR aussah, und welche Nöte es gab. Bei der Beschreibung der Aufstände fiebert der Leser mit, denn inzwischen sind ihm diese Personen sehr vertraut. Beeindruckend sind auch die vielen Details, die ein buntes und authentisches Bild der Umgebung im Leser entstehen lassen. Gut recherchiert und spannend zu lesen! Wer mehr über die DDR und über diesen wichtigen Tag lernen will, sollte unbedingt dieses Buch lesen.

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Titus Müller beschreibt den „Tag X“ – der 17. Juni 1953 außerordentlich bewegt und nachhaltig. Jetzt 65 Jahre später, kann die jetzige Generation es nur beschwerlich begreifen, dass Deutschland geteilt war, dass acht Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg unsere Republik aufgeteilt war, und uns die Besatzungsmächte Amerika, Frankreich, England und Russland kontrollierten. Ebenfalls schützen und unterstützen sie uns im Wiederaufbau. Auch das sollte man keinesfalls vergessen. Es war auch eine Zeit der charismatischen Politiker: Adenauer, Churchill, Beria und Chruschtschow. Letztere kämpften um das Erbe von Stalin, bzw. versuchten die Trümmer seiner Herrschaft aufzuräumen. Die DDR entstand 1949. Berlin war aufgeteilt in Besatzungszonen – der Osten wurde praktisch durch den Kreml regiert. Die westliche Region stand unter dem Schutz der drei übrigen Alliierten. Der Kalte Krieg stand bevor. Der Tag X gehört zur jüngeren deutschen Geschichte. Titus Müller nimmt den Leser mit in eine Vergangenheit, die wir kaum für möglich halten. Surreal, unglaubwürdig, erschreckend – so könnte man das Leben und Sterben in der damaligen DDR bezeichnen. Ein Regime des organisierten, staatlichen Terrors, aufgezwungene Lebensbedingungen und dann der Versuch am 17. Juni 1953 gemeinsam aufzustehen und es gewaltsam zu ändern. Der Autor Titus Müller beschreibt in seinem Titel: „Der Tag X“ – die politischen und gesellschaftlichen Strukturen, die dann zu Unruhen führten. Brillant lässt der Autor dieses schmale Zeitfenster aus der Perspektive von unterschiedlichen Figuren spielen. Nelly Findeisen, ihr Vater, ein Wissenschaftler – verschleppt um für Russland zu forschen und zu entwickeln, hat es schwer im Alltag. Aufgrund ihrer Mitgliedschaft in einer kirchlich orientierten Jugendorganisation, wird sie kurz vor dem Abitur, der Schule verwiesen. Das Regime der DDR kennt keine Gnade, hat kein Verständnis und regiert durch Einschüchterung, Verfolgung, Folter und später auch Mord. Titus Müller nimmt sich ebenfalls viel Zeit für die große und internationale Politik. Das Erbe Stalins und die späteren Machtkämpfe thematisierte er eindrucksvoll. Er spiegelt den Einfluss der damaligen UDSSR auf die ostdeutsche Regierung wieder. Er lädt uns ein, die Gedankenwelt in Momentaufnahmen von Konrad Adenauer zu begleiten. Absolut spannend ist zu lesen, wie der russische Geheimdienst operierte. Faszinierend wie einfallsreich und teilweise Morbide diese ihre technischen Möglichkeiten einsetze und auch die Liquidation von „verbrecherischen“ Elementen , als eine Selbstverständlichkeit ausübte. Die größtmögliche Intensität ist das vom Autor das beschriebene Alltagsleben der Bürger der DDR. Erschreckend dabei auch, die Propaganda, die instrumentalisiert eine ganz andere Wahrheit zeigen soll. Schwer zu glauben, dass Menschen wirklich so etwas als tatsächliche Realität empfunden haben. Wenige Hunderte von Metern entfernt in westlichen Bereichen gab es eine andere Welt, die sich krass anders darstellte. Für viele Bewohner das Paradies, für die Bewohner der DDR eine kapitalistische Hölle und das personifizierte Böse. Dieser fanatische Idealismus ist erschreckend. Das Regime der UDSSR , der die DDR mit harter Hand steuert, um die Anzahl der in den Westen Flüchtender Personen gegenhalten möchte. Die manipulative Aggressivität der Stasi um die Einwohner linientreu einzuschwören, ist stark erzählt. Titus Müller gibt keine Bewertung ab, seine Figuren sind auch nicht einfach in einem schwarz/weiß Raster einzuordnen. Motive, Ideale, Überzeugungen – in Kombination mit einer verletzbaren Menschlichkeit erzählt der Autor des Titels: „Der Tag X“ vorbildlich und äußerst trefflich. Fazit „Der Tag X“ ist ein großartiger Roman, der wie ein helles und nachhaltiges Echo, die jüngste Vergangenheit reanimiert. Nicht nur unheimlich spannend und mitreißend, sondern auch eine sinnbildliche Prägung darüber nachzudenken, was am Tag des 17. Juni 1953 stattgefunden hat. Ein Denkmal für die mutigen Menschen – ein Mahnmal und eine Mahnung für die Freiheit einzustehen. Michael Sterzik

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Das Cover Das Cover zeigt zwei junge Menschen in den fünfziger Jahren. Die Farbgebung ist dieser Zeit perfekt angepasst. Zusammen mit dem Titel und dem Klappentext ist die Buchpräsentation stimmig und lädt ein, das Buch lesen zu wollen. Die Geschichte (Achtung Spoiler!) Nelly war ein glückliches Kind, bis im Oktober 1946 die Russen an die Wohnungstür der Familie hämmern. Ihr Vater wird nach Russland abkommandiert und ihre Mutter entscheidet sich im letzten Moment mit ihrer Tochter in Berlin zu bleiben, was Nelly nicht verstehen kann. 1953 muss die junge Frau das Gymnasium verlassen, weil sie einer kirchlichen Organisation angehört. Zufällig lernt sie einen Tag zuvor den jungen Uhrmacher Wolf kennen. Dieser hat einen Uhrenladen und führt ein eigentlich unauffälliges und korrektes Leben, bis er sich in Nelly verliebt. Er will ihr unbedingt helfen und entwendet bei der Behörde Dokumente. Diese Aktion bringt ihn aber ins Gefängnis. Dann gibt es noch Ilja, einen russischen Soldaten, den sie in der Nacht kennenlernte, als ihr Vater abgeholt wurde. Er arbeitet inzwischen als Spion und bringt ihr regelmäßig Nachrichten von ihrem Vater. Wolf indes träumt von einem Leben mit Nelly, als aber die Massendemonstrationen rund um den 17. Juni beginnen ist ihr Leben und das vieler anderer Personen in Gefahr. Meine Meinung: Schon auf den ersten Seiten gibt es Gänsehaut, als mitten in der Nacht die Russen vor der Tür der Familie stehen. Und dann beginnt mit einem kleinen Zeitensprung die Geschichte von Nelly, Wolf und Ilja. Diese Drei sind die Hauptfiguren der Geschichte, die in der Nachkriegszeit, der noch jungen DDR angesiedelt ist. Die Protagonisten sind unglaublich ausdrucksstark und authentisch und nehmen mich hautnah in die Geschichte mit. Selbst ihre Gedanken lassen mich das ganze Drama fühlen. Die Schauplätze Berlin, Halle und Moskau sind bis ins kleinste Detail beschrieben, sodass man die Straßen und Plätze bildlich sehr gut durchwandern kann. Der Autor hat die Anfänge der DDR, die russische Besatzung, das Ende von Stalin in Moskau, die Erhöhung der Normen, die politischen Geschehnisse bis zum Aufstand am 17. Juni 1953 so wunderbar eingearbeitet, dass einem zwischendurch der Atem stockt. Die Ängste vor Repressalien und nie zu wissen, ob man gerade bespitzelt wird oder nicht, dazu die politischen Entwicklungen jener Zeit, aus unterschiedlichen Sichtweisen, lassen uns die Geschichte in ihrer ganzen Vielschichtigkeit so miterleben, als wäre man selbst dabei. Titus Müller erzählt aus wechselnden Perspektiven. Seine Sprache ist anspruchsvoll, aber sehr flüssig zu lesen und leicht verständlich. Obwohl es mehrere Handlungsstränge unterschiedlicher Personen sind, kommt man als Leser nicht durcheinander. Das Buch verlangt allerdings Konzentration, sowie Interesse an der deutschen Geschichte. Ein beeindruckender Roman, lehrreich, interessant, mitreißend und spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Ein Stück Zeitgeschichte verbunden mit einer zarten Liebesgeschichte. Unterhaltung und Wissen auf allerhöchstem Niveau. Das Buch bekommt von mir eine ausdrückliche Leseempfehlung. friedericke von "friederickes bücherblog"

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Das Leben der Gymnasiastin Nelly Findeisen wird mit jedem Tag komplizierter. Es reicht nicht, dass sie ihren Vater, der vor sieben Jahren nach Russland abkommandiert wurde, nie mehr sieht, auch ihre Mutter wird ihr zusehends fremder. Hinzu kommt ihr Engagement in einer kirchlichen Jugendorganisation, was im Frühjahr 1953 zum Rauswurf aus der Schule führt. Trost könnte sie bei dem jungen Uhrmacher Wolf Uhlitz finden, der sich in sie verliebt hat. Er will ihr helfen, legt sich dafür sogar mit seinem Vater an, entwendet staatliche Dokumente und landet im Gefängnis. Was Wolf nur vage ahnt: Die junge Nelly steht in einer geheimnisvollen Verbindung mit einem russischen Spion namens Ilja, der sie mit Nachrichten über ihren verschleppten Vater versorgt und den Austausch von Briefen mit ihm vermittelt. Wie Wolf träumt auch Ilja von einem Leben mit Nelly – aber als sich in Berlin und Halle die Unzufriedenheit mit dem Regime in Massendemonstrationen entlädt, hängt ihrer aller Leben an seidenen Fäden. Hiermit verkünde ich, dass ich das Lesehighlight für 2018 für mich gefunden habe. Vielen Dank, bloggerportal, das du mir dieses Buch als Rezensionsexemplar ermöglicht hast, denn ohne dich wäre ich nicht darüber gestolpert! Ja, wirklich, im Ernst, liebe Leser, dieses Buch ist für mich einer der besten historischen Romane über zeitgenössische Geschichte, den ich gelesen habe, trotz Liebeswirrungen umd einem Klappentext, der diesen wirklich dichten und mit Figuren vollgedrängten Roman auf eine Dreiecksbeziehung reduziert. Denn eigentlich sind Nelly, Wolf und Ilja nur ein winziger Teil ll dieser miteinander verbundenen Pesonen, die von Titus Müller geschickt gesetzt werden, um dem Leser ein extrem umfassendes und breit gestreutes Spektrum des jaahres 1953 zu bieten. Man merkt dem Buch an, dass Müller hervorragend recherchiert hat, aber er beherrscht es, diese Informationen zu vermitteln ohne dröge zu werden und zu sehr nach wikipedia zu klingen. Gleichzeitig zeichnet er realistische Figuren, mit denen man sich beim Lesen identifiziert oder deren Handlungen man nachvollziehen kann, wenn auch nicht immer billigt. Ich habe das Buch völlig begeistert verschlungen und mich so in der Geschichte verfangen, dass es mir wirklich schwer gefallen ist, das Buch zuzuklappen. Also werde ich mir jetzt gleich die nächsten Bücher von Titus Müller besorgen ;-)

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Nach den letzten zeitgeschichtlichen Romanen von Titus Müller scheint die Erwartungshaltung klar: interessant recherchierter historischer Hintergrund plus Liebesgeschichte, dieses Mal in der frühen DDR. Dass "Der Tag X" allerdings auch als spannungsreicher Politthriller funktioniert zeugt einerseits von schriftstellerischer Wandlungsfähigkeit, andererseits verdeutlicht es, wie viel vor und während des Volksaufstandes im Juni 1953 auf dem Spiel stand. Müller bettet seine Figuren, die kaum unterschiedlicher sein könnten, glaubhaft in das Geschehen rund um die Aufstände in Berlin und Halle an der Saale ein und zeichnet ein ebenso realistisches wie ernüchterndes Bild einer gescheiterten Utopie. Eigentlich scheint es naheliegend, dass die Bevölkerung des ausgelaugten Ostdeutschlands mit den Machenschaften der wohlgenährten Parteiführung und deren überambitionierten Zielen auf Dauer nicht einverstanden sein könnte. Gleichzeitig hatte der junge sozialistische Staat, der sich die Sowjetunion zum Vorbild nahm und doch auf Rohstoffimporte aus dem Westen angewiesen war, mit Legitimationsproblemen zu kämpfen und wollte vor allem die Jugend auf seiner Seite wissen. Der Handlungsstrang um Nelly Findeisen veranschaulicht besonders die offene Diffamierung der "Jungen Gemeinde" und anderer christlicher Gruppierungen, die ihren Glauben nicht der Staatsdoktrin unterordneten. Ein Kapitel der Geschichte, das allzu oft in entsprechenden Nischenverlagen untergeht, hier aber als passendes Zeugnis einer von Umbrüchen gezeichneten Epoche fungiert. Die sichtbaren und unsichtbaren Akteure werden gleichermaßen porträtiert, Szenen wie der beginnende Machtkampf an Stalins Sterbebett oder im noch jungen (west)deutschen Bundestag liefern den nötigen Hintergrund für die Geschehnisse zwischen Moskau, Bonn und Berlin, die erst die Vorraussetzungen für die Volksaufstände schufen. Bevor es so richtig zu den genretypischen Verwicklungen und heimlichen Liebschaften kommen kann, brechen die zunächst friedlichen, dann aber unverhofft gewalttätigen Proteste los. Die Reaktionen aller Seiten stellt Müller nebeneinander, lässt den Leser beobachten, ohne selbst Urteile zu fällen oder nachträglich einzelne Figuren zu Helden zu verklären. Das bleibt der SED-Führung überlassen, die ein eher zufälliges Todesopfer zum Märtyrer ihrer gerechten Sache macht. Die beklemmende Stimmung wird glücklicherweise nie überstrapaziert, für einen historischen Roman ist das Buch mit seinen 400 Seiten (inkl. Anhang) sogar relativ übersichtlich. Die Vielzahl grundverschiedener Charaktere an den unterschiedlichsten Stellen des Geschehens macht die Lektüre spannend und ermöglicht einen hervorragenden Einblick in eine Zeit, in der es an allem mangelte, außer an reichhaltiger Kost für die Geburtstagsgäste eines Walter Ulbricht, der nebenbei auch noch seine Biografie in einer großzügigen Auflage drucken ließ. Außerdem werden die Hintergründe der Chruschtschowschen "Tauwetter-Periode" deutlich, die unter seinem entmachteten Vorgänger Beria Lawrenti deutlich weniger pragmatisch hätte werden können. Seitenzahl: 400 Format: 14,8 x 22,1 cm, gebunden Verlag: Blessing Bonusmaterial: Anhang mit Glossar und weiteren Infos zu den historischen Hintergründen

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Freiheit!

Von: wal.li

05.06.2017

Kurz nach dem Krieg wird Nellys Vater von den Sowjets aus Ostberlin nach Russland verschleppt. Wie viele andere Wissenschaftler soll er für die Sieger forschen. Nellys Mutter weigert sich, ihren Mann zu begleiten. Noch im Jahr 1953 weiß Nelly nicht, wo ihr Vater ist. Bald will sie Abitur machen, doch ihr Engagement bei der christlichen jungen Gemeinde wird ihr zum Verhängnis. Ihr wird verboten, an den Abiturprüfungen teilzunehmen. Wolf Uhlitz, ein junger Uhrmacher, der sich in Nelly verliebt hat, wird von der Stasi in den Dienst gezwungen, um die christliche Gruppe zu infiltrieren. Und der Russe Ilja, der einmal gut zu Nelly war, bringt immer seltener Briefe von ihrem Vater. Keine Liebesgeschichte im eigentlichen Sinne, keine romantischen Treffen junger Menschen in einer wachsenden DDR, in der doch alles nicht so schlimm ist. Man muss nur seine Nische finden. Und wenn man nicht in eine abgeschottete Nische will? Wenn man offen seine Meinung sagen will? Wenn man einfach nur über Vor- und Nachteile des Systems diskutieren will. Im Frühjahr 1953 ist die Lage in Ostdeutschland schlecht, die Normen werden heraufgesetzt, die landwirtschaftliche Produktion sinkt, die Läden sind leer. Manche Mütter wissen nicht, wie sie ihren Kindern etwas Vernünftiges auf den Tisch bringen sollen. Bespitzelung und Denunziation an allen Ecken und Enden. Keiner kann dem anderen wirklich trauen. Geheimdienste spionieren und nutzen jede Gelegenheit, um die jeweils anderen auszuspähen. Und auch die große Politik spinnt ihre Fäden. Gerade diese jedoch haben nicht unbedingt das Wohl der Menschen im Sinn. Wenn es um das sogenannte große Ganze geht, kann ein Einzelner schon zum bedauerlichen Opfer werden. Und so wird der verzweifelte Aufstand der Arbeiter von allen Seiten für die eigenen Ziele genutzt. Nach der mitreißenden Lektüre dieses Romans fühlt man sich eindringlich daran erinnert, dass die Freiheit, sich nach seiner Überzeugung zu äußern und zu leben, zumindest solange man andere damit nicht ungerechtfertigt einschränkt, nicht selbstverständlich ist. Fast klaustrophobisch könnte man das Gefühl beschreiben, das die Lektüre auslöst. Die immer größer werdende Enge des Überwachungsstaates, das gegenseitige Belauern, das Misstrauen, das immer größer wird. Dazu ein spannendes Spionagegeschehen vor dem Hintergrund der Weltpolitik. Man stellt sich, die Frage, ob die Menschen in der DDR von allen verlassen wurden, zum einen, um den idealen Arbeiter- und Bauernstaat zu schaffen, zum anderen aber auch, um ein vereintes, aber neutrales Deutschland zu verhindern. Soll man von Glück reden, wenn die eigenen Großeltern einfach ein paar Kilometer weiter gelaufen sind und einem so ermöglicht haben in einer westlichen Demokratie aufzuwachsen. Zumindest sind die Zeiten vorbei, in denen man dieses Privileg für selbstverständlich halten sollte. Ein hervorragender zeitgeschichtlicher Roman, der sehr eindringlich daran erinnert, dass Freiheit keine Selbstverständlichkeit ist.

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Zum Inhalt: Nelly Findeisen ist ein glückliches Kind. Sie hat tolle Eltern und auch an Liebe und Spielsachen fehlt es ihr nicht. Im Oktober 1946 wird dann ihr Leben in einer nächtlichen Aktion auf eine harte Probe gestellt. Die Russen dringen in die Wohnung ein und räumen alles aus. Sie wollen die Familie nach Russland verschleppen. Am Bahnhof dann trifft ihre Mutter eine Entscheidung. Sie bleibt in Berlin und lässt ihren Mann allein nach Russland fahren. Nelly wächst heran und kann immer noch nicht verstehen, warum ihre Mutter ihren Vater hat allein gehen lassen. Kurz vor ihrem Abitur im Jahre 1953 wird sie von der Schule verwiesen, weil sie sich in einer kirchlichen Jugendorganisation engagiert. Auch erfahren wir vom jungen Uhrmacher Wolf Uhlitz, der immer korrekt und unauffällig sein Leben führt. Er liebt seinen Beruf und spricht mit seinen Uhren. Dann begegnet er Nelly und verliebt sich in sie. Können diese Beiden unterschiedlichen Menschen ein Paar werden? Und dann ist das noch Ilja, ein russischer Soldat, den Nelly von der Entführung ihres Vaters kennt. Ilja ist ein Spion und er mag sie schon seitdem er ihr das erste Mal begegnet ist. Er ist das einzige Bindeglied zu ihrem Vater. Ilja riskiert alles für Nelly, denn auch er hat starke Gefühle für sie entwickelt. Die Zeiten sind schwierig, es ist die Zeit des Umbruchs. Der Aufstand vom 17. Juni 1953 spielt hier eine sehr große Rolle. Wie die beteiligten Personen in den Aufstand verwickelt sind und was noch so alles passiert, verrate ich jetzt nicht. Wir erfahren noch viel Interessantes über so viele Menschen und das Regime als die Massendemonstrationen losgehen. Und dann ist sich Jeder selbst der Nächste. Fazit: Der Autor Titus Müller hat mit seinem Roman „Der Tag X“ den Aufstand vom 17. Juni 1953 aufgearbeitet. Es gelingt ihm von der ersten Seite an, mich an das Buch zu fesseln. Wir erfahren hier Seiten des Aufstandes, die ich so nie vorher gelesen habe. Die Charaktere beschreibt der Autor mit sehr viel Feingefühl und verleiht so jedem ein ganz eigenes Gesicht. Hier ist es egal ob es die Guten oder die Bösen sind. Jede einzelne Person kann ich vor meinem geistigen Auge sehen, mit ihr fühlen und mich in sie hineinversetzen. Nelly ist ganz klar hier meine Lieblingsprotagonistin. Die Spannung baut Titus Müller gleichbleibend hoch auf. Man kann nicht aufhören zu lesen, trotz der Schwere des Stoffes, ist es unmöglich, das Buch zur Seite zu legen. Manchmal musste ich dann doch eine Pause machen, um zu verarbeiten, was ich da gerade gelesen hatte. Der Schreibstil lässt sich sehr flüssig lesen und war verständlich und so bildlich geschrieben, dass ich zu jedem Kapitel auch die entsprechenden Bilder im Kopf hatte. Einige Male habe ich die Augen geschlossen und wollte gar nicht mehr hinschauen. Aber diese sehr gut recherchierte Geschichte ließ mich bis zum Ende nicht los. Hier vergebe ich hoch verdiente 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung.

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Geschichte ganz einfach

Von: Julia M. aus Berlin

26.04.2017

Ich durfte das Buch von Titus Müller testlesen und bin sehr begeistert. Ich finde das Buch allein vom Äußeren schon sehr ansprechend, da es ein Hardcover mit Buchumschlag ist. Dieser Buchumschlag ist meiner Meinung nach schön gestaltet, denn es gibt bereits Anhaltspunkte über den Inhalt. Inhaltlich war ich sehr überrascht vom Buch, denn es ist sehr verständlich geschrieben und man muss keine großen Kenntnisse über die damalige Zeit haben, um der Handlung folgen zu können. Gerade in diesem Punkt hatte ich zu Beginn meine Bedenken, da ich selten Romane aus dieser Zeit lese und noch nie ein großer Geschichtsfreund war. Dadurch verstehe ich in anderen Büchern oft nicht die Handlung und gebe schnell auf. Bei diesem Buch war es anders, denn es ist sehr gut und verständlich geschrieben. Ich kann dieses Buch nur jedem empfehlen und könnte mir vorstellen, das es auch eine gute Schullektüre sein könnte.

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