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Rezension zu
Der Übergang

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein überzeugender dicker Schmöker!

Von: Kaisu
06.03.2015

Wir befinden uns in Amerika. Das Land, dass der Ursprung jeder klima-, natur- oder gen-biologischbedingten Katastrophe zu sein scheint. Wie oft hat man schon Filme gesehen, wo es ein paar mutige heldenhafte Amerikaner in letzter Sekunde geschafft haben, die Erde zu retten? Sei es vor herabstürzenden Meteoriten, bösen Alieninvasionen oder gar seltsamen Insektenplagen. Ziemlich oft eigentlich. Je nach Zusammensetzung der Charaktere, kann das auch richtig unterhaltsam sein. Trotzdem bedient man sich oft dem klassischen Akte-X Schemata: Ein bis Zwei schwarze-Anzug-Agents in geheimer Mission. Ab und an tauchen gut aussehende Typen auf, die die Frauenherzen dahin schmelzen lassen, die hübsche Silikon-Blondine darf dabei ebenso nicht fehlen, wie der verstreute Professor oder der unsichtbare Informant. Kennen wir also die Serie Akte-X, kennen wir sie alle. Naja, fast. Silikonbusen war damals noch nicht so verbreitet. Aber auch sonst fällt die Endzeit Geschichte von Justin Cronin ein wenig durch das klassische feinmaschige Raster. Alles fängt mit einer Entdeckung im Urwald an, in dessen Folge seltsame Experimente an menschlichen Probanten durchgeführt werden. Doch nicht alles läuft immer glatt und so braucht man stetig wieder Nachschub. Eines Tages erhält nun der FBI-Agent Wolgast mit seinem Kollegen den Auftrag, das 6jährige Mädchen Amy zu holen. Zunächst sind die skeptisch, schließlich war kein Objekt, war bisher so jung. Allerdings: Auftrag ist Auftrag, also machen sich die beiden auf die Suche nach Amy. Wie ihre Auftraggeber richtig vermutet haben, ist dieses Kind etwas ganz besonderes. Irgendwann kommt es schließlich so, wie es kommen musste. Es kommt zum Zusammenbruch und zeitgleich dem Ausbruch, der Katastrophe, die alles zum erliegen bringt. Wirklich alles. "Es ging schnell. Zweiunddreißig Minuten, in denen eine Welt zu Ende ging und eine neue geboren wurde." [S.271] In der Zeit vor und nach diesem Unglück lernt man als Leser zahlreiche Figuren kennen. Man kann sie in unterschiedliche gedanklich Gruppen einteilen oder sich schlichtweg seine Lieblingsfiguren merken. Alle wird man nicht behalten können. Vor dem Ausbruch ist alles noch fein säuberlich voneinander getrennt. Danach jedoch, hat man zeitweise so eine Namensflut vor sich stehen, dass man eine Weile braucht, um sich die wichtigsten Namen mitsamt ihren Verbindungen und Eigenschaften merken zu können. Schön finde ich, dass der Ausbruch nicht nach Schönheit und Stärke sortiert hat. Zwar wurde mit menschlicher Hand nachgeholfen, trotzdem sind die Typen komplett unterschiedlich. Viele müssen sich auch erst noch entwickeln, werden in die neue Zeitrechnung hineingeboren. Diese Entwicklung der einzelnen Figuren verfolgt man sehr gerne. Man bang mit ihnen mit. Klammert sich an klein Strohhalme. Freut sich über schöne Erlebnisse und trauert, wenn es Verluste zu beklagen gibt. Das ist also ein dicker fetter Pluspunkt an das Buch: Es entwickelt sich nachvollziehbar. Keiner verharrt in seiner Position. Ein weiterer positiver Punkt ist die Aufteilung. Dank der Kapitelüberschriften hat man immer einen groben Überblick, wo und wann man gerade in der Handlung unterwegs ist und verliert somit nie den roten Faden. Die Spannung kommt ebenfalls nicht kurz. Ist es anfangs das Warten auf den Knall und mittig, die Sorge um die Lebenden, kommt am Ende die Hoffnung auf ein Überleben hinzu. Wenn man dann glaubt, alles sei im Reinen, kommt eine Wende, die einen wieder neu mifiebern lässt. Für Unterhaltung ist also von der ersten, bis zur letzten Seite gesorgt und das trotz der über 1000 Seiten! Die Zeit verfliegt wie im Flug! Leider hatte ich trotzdem einen tiefen Hänger mittendrin, wo ich einfach nur noch die Seiten überfliegen wollte. Es reihen sich hier zu viele Informationen aneinander. Man wird mit Familiennamen und Konstellation zugetextet und fühlt sich einfach überladen. Es hat auch einige Seiten gedauert, bis ich da wieder raus war und letztendlich hat sich gezeigt: Es wäre nicht nötig gewesen, den Leser so extrem ins Familienstammbaum Geschehen reinzudrängen. Man versteht die kommenden Ereignisse auch ohne diese vielen Details. Danach nimmt die Story zum Glück wieder mächtig Fahrt auf und man vergisst den trockenen Mittelteil wieder fast komplett. Gut für das Buch, schade um meine duchgequälten abendlich Lesestunden. Alles in allem hat mich das Buch dennoch überzeugt. Wer es schafft, so einen dicken Schmöcker zu schreiben und dabei auch noch so viele Leserherzen gewinnt, der muss etwas besonderes in seinen Werken versteckt haben. Das hat Justin Cronin auch, denn ich will mich dieses Jahr ein weiteres Mal in den 1000 Seiten Genuss schmeißen, wenn der zweite Band "Die Zwölf" verschlungen werden will.

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