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Rezension zu
Eine neue Geschichte des Lebens

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Evolution durch Klimakatastrophen

Von: Petra Wiemann
18.10.2016

Beim größten Massenaussterben aller Zeiten, an der Schwelle vom Perm zur Trias, starben 90 % aller Arten aus. Dieses Ereignis war geprägt von Sauerstoffmangel, viel Kohlendioxid in der Atmosphäre, einer hohen Konzentration von Schwefelwasserstoff in den Ozeanen, 40 Grad Wassertemperatur und 60 Grad Hitze an Land! In der Folge kam es zu einer explosionsartigen Entwicklung neuer Arten mit neuen Körperbauplänen. Für die amerikanischen Naturwissenschaftler Peter Ward und Joe Kirschvink steht fest: Katastrophen wie diese waren der wichtigste Faktor bei der Entwicklung des Lebens. Ihr Buch Eine neue Geschichte des Lebens ist ein interdisziplinärer Überblick über die gesamte Geschichte des irdischen Lebens, mit dem sie an Richard Forteys Buch Leben – Eine Biographie. Die ersten vier Milliarden Jahre anknüpfen – einem populärwissenschaftlichen Bestseller, der vor 20 Jahren erschienen ist. Dabei geht es den Autoren vor allem um das komplexe Zusammenspiel der verschiedenen Stoffkreisläufe und die Konsequenzen für die Lebensformen auf der Erde. Wissensquellen Das Spezialgebiet von Peter Ward, Professor für Biologie, Geo- und Weltraumwissenschaften an der Universität von Washington, ist die Paläobiologie. Joe Kirschvink ist Professor für die interdisziplinär arbeitende Geobiologie am Institute of Technology in Kalifornien. In ihrem Buch verarbeiten die Autoren eigene und fremde Forschungsergebnisse der letzten beiden Jahrzehnte. Disziplinen wie die Genetik, Chemie, Biochemie und die Botanik arbeiten heute enger mit den Paläontologen zusammen als zu Forteys Zeiten. Neue Fossilienfundstellen haben dazu beigetragen, das Wissen über die erdgeschichtliche Entwicklung zu erweitern. Sauerstoff, Kohlendioxid und Temperaturschwankungen Darwins Vorstellung von einer allmählichen Evolution des Lebens verliert durch die neuen Erkenntnisse an Bedeutung. Ward und Kirschvink betonen demgegenüber den Einfluss von Katastrophen. So kam es im Laufe der Erdgeschichte immer wieder zu plötzlichen Klimaveränderungen. Die Konzentration von Sauerstoff und Kohlendioxid in der Atmosphäre und den Meeren schwankte sehr stark. In Phasen hoher CO2-Konzentration litt der Planet unter einem massiven Treibhauseffekt. Doch es gab auch Zeiten der Vergletscherung, für die Joe Kirschvink den Begriff Schneeball-Erde prägte. Diese heftigen Schwankungen in den Stoffkreisläufen hatten gravierende Auswirkungen. Sie krempelten ganze Ökosysteme um und forderten eine schnelle Anpassung der Überlebenden. Arten, denen das nicht gelang, starben aus. Massenaussterben und beschleunigte Evolution Neben den sogenannten Big Five, den fünf großen Massenaussterben, bei denen mehr als die Hälfte der Arten ausstarben, machen die Autoren fünf weitere dramatische Ereignisse aus. Die Ursachen sind bis heute nicht aufgeklärt. Nur wenige davon lassen sich eindeutig auf Vulkanismus oder den Einschlag von Asteroiden zurückführen. Die Autoren zeigen detailliert die unterschiedlichen Konsequenzen für das Leben im Meer und an Land. Nach jedem Massenaussterben erholte sich das Leben wieder. Die biologische Vielfalt stieg explosionsartig an mit weiterentwickelten Arten und neuen Körperbauplänen. Die im Buch geschilderten Entwicklungen der Skelette, der Blätter oder der Atmungsorgane sind faszinierend. Schwächen des Buches Leider hat dieses ambitionierte Werk auch einige Schwächen. So gibt es neben vielen flüssig erzählten Kapiteln, vor allem über eigene Forschungsprojekte, auch Passagen mit gebetsmühlenartigen Wiederholungen und sogar aufeinander folgende Absätze desselben Inhalts, leicht variiert. Für Irritation sorgt auch, dass die Autoren sich nicht auf die Zeiträume konzentrieren, die in den Kapitelüberschriften genannt wurden. Teils geriet die Chronologie völlig durcheinander, Fakten wurden an Fakten gereiht oder die klare Argumentationslinie fehlte. Auch der Hang der Autoren, ihre Beiträge zu Theorien oder Definitionen zu betonen, trübte das Lesevergnügen. Es hat sich dennoch gelohnt! Fazit: Viele neue Einsichten! Diese Neue Geschichte des Lebens bietet einen umfassenden Einblick in aktuelle Theorien und Erkenntnisse über die Evolution. Trotz der genannten Schwächen ein spannendes Buch, das den Zusammenhang zwischen klimabedingten Katastrophen und evolutionären Prozessen verdeutlicht.

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