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Rezension zu
Vardo – Nach dem Sturm

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Vardo - düster aber toll

Von: Udo Kewitsch
14.12.2020

Wir schreiben das Jahr 1617. Weihnachtsabend. Ein Sturm wütet übers Meer und reißt nahezu die gesamt männliche Dorfgemeinschaft der Insel Vardo in den Tod. Zurück bleiben Frauen und Kinder. Kiran Millwood Hargrave, geboren 1990, erzählt diese bewegende Geschichte, die einen historischen Hintergrund hat, sehr einfühlsam, jedoch in einer eigenen Sprache, einem ganz eigenem Stil. Zunächst fiel es mir schwer auf den ersten Seiten, hineinzukommen, in das (langsame) Tempo, die zunächst abgehakt anmutenden Absätze, doch wer sich darauf einlässt, wird schon sehr schnell belohnt. Namen erhalten einen Charakter, werden langsam lebendig und vor allem authentisch. Da ist Maren, eine junge Frau, die – wie alle anderen – auch ihren Partner verloren hat. Kirsten, die selbstbewusste Frau, die scheinbar selbstverständlich das Kommando für die sich selbst überlassenen Frauen übernimmt. Sigfrid, die sofort spürbar, auf der „anderen“ Seite steht und viele mehr, die zunehmend ihre Position in dieser wunderbaren Geschichte einnehmen. Auf der anderen Seite ist Absalom, der vom Lensmann eingesetzte Commissar und seine jüngst „erworbene“ Ehefrau Ursa, die in die Handlung eintreten. Die Szenerie ist düster, kalt und nebelig. Die Lebensumstände äußerst trist und für alle Leser im gemütlichen Sessel im Jahr 2020/21 nur schwer vorstellbar. Doch Hargrave gelingt es, die Stimmung zu transportieren, den Leser mitzunehmen in diese dunklen Zeiten und Glaubensgrundsätze jener Zeit, über die man heute geneigt ist den Kopf zu schütteln. Es ist eine sehr intensive und liebevolle Geschichte, die einerseits eine Poesie in sich trägt andererseits kalt und grausam ist. Runen und Knochenfiguren erhalten plötzlich eine unheilvolle Bedeutung – Neid und Missgunst greifen um sich und kurz darauf gibt sich der Lensmann, eingesetzt vom König Christian IV, die Ehre und zwei Welten prallen auf einander. Das sich Mehrheiten um den kirchlich vorgegebenen Glauben bilden ist keine Überraschung. Absalom und seine Frau Ursa, nunmehr auf Varda niedergelassen, haben scheinbar eine gemeinsame Aufgabe, doch jede Figur in der Geschichte wahrt ihren Charakter und sorgt somit auch für die Spannung, die dieses 430 Seiten starke, gebundene Buch (mit Lesebändchen) so sehr lesenswert macht. Fazit: ein historischer Roman mit einer ganz eigenen, aber letztlich doch wunderbaren Sprache, spannend erzählt, niemals ermüdend, manchmal aber doch erschreckend. Prädikat: sehr lesenswert, perfekt für lange Winterabende, während das Feuer knistert und es draußen stürmt. ***** von 5 / (c) Udo Kewitsch, www.udomittendrin.de

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