Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Dubliner

Der perfekte Einstieg in die Welt von James Joyce

Von: Belle Novelle
04.11.2019

Vor mittlerweile vier Jahren saß ich in meiner ersten Komparatistik Vorlesung und lauschte dem Dozenten, der in höchsten Tönen und mit einer mitreißenden Euphorie über die Epoche der Avantgarde sprach. Der Anfang des 20. Jahrhunderts war mir durchaus, durch vereinzelte Texte, bekannt – ich denke an Joseph Roth und Franz Kafka –, doch die Spannbreite, die die Avantgarde mit ihren Ismen bereithält, war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst. Von Vorlesung zu Vorlesung wurde ich immer nervöser, da sich vor mir eine neue Welt eröffnete, die mich begeisterte. Ich wollte mehr zum Futurismus, Dadaismus und Expressionismus wissen. Für was zeichnen sich die Impressionisten oder Naturalisten aus? Der Name James Joyce fiel häufig und sein Werk „Ulysses“ wurde dabei immer wieder genannt. Als ich den Text jedoch in den Händen hielt, bemerkte ich schnell, dass er nichts für Anfänger ist – ich musste ihn daher beiseite legen. All die Jahre war James Joyce für mich ein Mysterium, doch mit „Dubliner“ gewann ich endlich ein eigenes Bild von ihm. In „Dubliner“ erhält der Leser Einblick in fünfzehn Leben. Der Lebensmittelpunkt der Protagonisten liegt im Herzen Dublins, mit all seinen dunklen Seiten. Man lernt träumende junge Menschen kennen, Säufer, gescheiterte Künstler, die vergeblich dem Durchbruch nacheifern und Lügner, die sich einzig für das eigene Wohl interessieren. Alle schlechten Charaktere werden dargestellt und doch hat man als Leser nie das Gefühl, dass die Menschen für die Sünden aufkommen müssen, da alles Übel der Stadt verschuldet ist. Eine Stadt, die ruhig und unschuldig ihre Wege für die Menschen bereithält, doch als Gegenleistung das Glück einfordert und dem Menschen nur noch das Unglück überlässt. Sie zieht ihn immer tiefer in ein Labyrinth, schickt ihn zu den Irrwegen und lässt niemanden dabei entkommen. Dublin beraubt den Menschen und gewehrt ihm eine einzige positive Charaktereigenschaft: Das Hoffen. „Dublin ist so eine kleine Stadt: Jeder weiß über jeden Bescheid.“ (S. 109) Auch der Leser weiß nach Beendigung des Buches über jeden Bescheid und doch wieder nicht. Er empfindet Sympathie für die Protagonisten und doch wieder nicht. Man hat gespaltene Gefühle und doch wieder nicht, weil man etwas ganz genau weiß: „Dubliner“ ist ein grandioses Buch, das durch seine Einfachheit der Geschichten überzeugt, durch die normalen Menschen, durch das unaufgeregte – doch manchmal wirre – Leben in einer Stadt. „Dubliner“ ist der perfekte Einstieg in die Welt von James Joyce und außerdem in das Universum der Avantgarde.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.