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Marie Vieux-Chauvet

Töchter Haitis

Übersetzt von Nathalie Lemmens, mit einem Nachwort von Kaiama L. Glover

(6)
Hardcover
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Exklusive Entdeckung der haitianischen Klassikerin des 20. Jahrhunderts: «Weltliteratur.» Libération

Port-au-Prince, Haiti, Anfang der 1940er Jahre. Die junge Lotus gehört der herrschenden «mulattischen» Gesellschaftsschicht an. Doch als Tochter einer Prostituierten ist sie stigmatisiert und hat für Männer nur Verachtung übrig. «Weil sie meine Mutter gestohlen haben, sind sie meine schlimmsten Feinde.» Sie führt ein Leben in Langeweile und zerstreut sich mit oberflächlichen Männerbekanntschaften. Unter ihnen ist nur einer, zu dem sie sich wirklich hingezogen fühlt: Georges Caprou, einer der Führer der Opposition gegen das herrschende Regime. Er öffnet Lotus die Augen für das Elend der Menschen in Haiti. Also gibt sie ihr ausschweifendes Leben auf, um den Ärmsten in ihrem Viertel zu helfen. Dabei wird sie von ihrem Nachbarn, dem alten Charles, unterstützt. Lotus und Caprou führen eine Beziehung mit Wechselbädern, die durch den revolutionären Kampf, dem sich Lotus angeschlossen hat, zusammengeschweißt wird. Die von ihnen entfachten Unruhen führen zum Sturz der Regierung. Doch auf die Begeisterung folgt die Ernüchterung: Sie haben die Büchse der Pandora geöffnet. Denn sobald sie von ihren Unterdrückern befreit sind, kehren die Menschen im Land zu ihren alten Dämonen zurück, der Rivalität zwischen Schwarzen und «Mulatten». Von der Polizei gejagt, verstecken sich Lotus und Caprou in den Bergen, wo sich die Ereignisse weiter zuspitzen …

Schnörkellos erzählt, eindringlich, kraftvoll und ergreifend besticht Marie Vieux-Chauvet in «Töchter Haitis» durch ihre Weitsicht: 1957, drei Jahre nachdem sie diesen Roman schrieb, ergriff der blutrünstige Diktator Duvalier die Macht, wobei ihm die Konkurrenz von Schwarzen und «Mulatten» in die Hände spielte.

»Ein Wunder ist zu vermelden: im Münchner Manesse Verlag erschien soeben ein moderner Klassiker aus und über Haiti und zugleich ein Meilenstein der Frauenliteratur, sorgfältig übersetzt und mustergültig kommentiert ohne Konzessionen an Denkverbote, deren Engstirnigkeit die Lektüre postkolonialer texte unnötig erschwert und manchmal zur Qual werden lässt.«


DEUTSCHE ERSTAUSGABE
Aus dem Französischen von Nathalie Lemmens
Originaltitel: Fille d'Haiti
Originalverlag: Zellige
Mit Nachwort von Kaiama L. Glover
Hardcover mit Schutzumschlag, 288 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-7175-2550-9
Erschienen am  28. September 2022
Lieferstatus: Dieser Titel ist lieferbar.

Rezensionen

Politisches Erwachen einer Frau

Von: roomwithabook

28.05.2023

Haiti ist ein Land, das mich literarisch schon eine Weile begleitet, allerdings habe ich bisher eher zeitgenössische Autor*innen gelesen. Deshalb war ich umso gespannter auf diesen Klassiker der haitianischen Literatur. Marie Vieux-Chauvet wurde 1916 in Port-au-Prince geboren, „Töchter Haitis“ war ihr erster Roman, der 1954 erschien. Er spielt in den Vierzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts in ihrer Geburtsstadt und handelt von den damaligen politischen Ereignissen sowie den gesellschaftlichen Herausforderungen der Zeit. Mittelpunkt der Geschichte ist die junge Lotus, die zwar aufgrund ihrer helleren Haut und ihres Vermögens eher zur Oberschicht gehört, allerdings aufgrund der Tatsache, dass ihre Mutter ihr Vermögen durch Prostitution verdient hatte, von den meisten Nachbar*innen geächtet wird. Lotus lässt sich durchs Leben treiben, und erst als sie dem Revolutionär Georges Caprou begegnet und sich in ihn verliebt, beginnt sie, die Ungerechtigkeiten der haitianischen Gesellschaft nicht nur zu erkennen, sondern auch ändern zu wollen. An einigen Stellen des Romans wird deutlich, dass er vor fast 70 Jahren erschienen ist, denn natürlich blickt Lotus zu Georges auf, sie lässt zu, dass er sie aufgrund ihres Geschlechts nicht ernst nimmt und ist trotzdem gewillt, alles für ihn zu tun. Doch über diese dem Zeitpunkt des Entstehens geschuldeten Details lässt sich hinwegsehen, denn die Autorin entwirft ein lebendiges Bild vom Leben in einem von den Nachwirkungen des Kolonialismus und dem damit einhergehenden colorism und den kaum zu überwindenden Klassengrenzen geprägten Land. Es ist eine Art Coming-of-age-Geschichte, allerdings geht das Erwachsenwerden hier mit einer politischen Bewusstseinswerdung und einer Radikalisierung im Kampf gegen die herrschenden Ungerechtigkeiten einher. Ungerechtigkeiten, die sich mit den unterschiedlichen Präsidenten verändern, sodass sich die Revolutionär:innen plötzlich dem Volkszorn ausgesetzt sehen, weil ihre Hautfarbe zu hell ist und obwohl sie doch eigentlich für die Befreiung der einfachen Bevölkerung kämpfen. Grenzen werden nicht durchlässig, sie verschieben sich nur, und Lotus muss sich irgendwann fragen, wie weit sie gehen kann und will. Dieser Roman ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie ein Klassiker durch eine einfühlsame Übersetzung und umfangreiche Anmerkungen zu den Übersetzungsentscheidungen sowie den im Original belassenen kreolischen Ausdrücken einem modernen Publikum nahegebracht werden kann. Auch das Nachwort hilft bei der Einordnung des Textes. Ich habe diesen Roman jedenfalls sehr gern gelesen und freue mich nun auf das nächste Buch von Marie Vieux-Chauvet, das im Frühjahr im #manesseverlag erscheint. Haitianische Literatur darf mich gern noch lange begleiten!

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Ein authentisches Haiti der 40er Jahre

Von: nil_liest

17.05.2023

Wer letzten Sommer die St. Kunigundis Kirche in Kassel zur Documenta besucht hat, wurde mit Kunst des Künsterkollektivs Atis Rezistans aus Haiti konfrontiert. Ich merkte dort wie wenig ich über die Geschichte des Landes wusste. Umso besser, dass nun Marie Vieux-Chauvet wiederentdeckt wurde und ihr Roman Haitis Töchter nun endlich auch ins Deutsche übertragen und im Manesse Verlag erhältlich ist. Marie Vieux-Chauvet war eine haitianische Schriftstellerin. Dieser Roman wurde 1954 auf Französisch veröffentlicht und ist nun endlich auch auf Deutsch zu lesen. Ein Genuss, denn die Übersetzung von Nathalie Lenmmens aus dem Französischen ist extrem gut gelungen! Es geht um eine junge Frau, der französische Vater hat sich aus dem Staub gemacht, die Mutter prostituiert sich und sie sucht Schutz in einer verfallenen Villa. Ein Blick auf ein Haiti am Ende des 2. Weltkrieges, aber doch so brandaktuell, beleuchtet es die Diskriminierungen auf verschiedensten Ebenen. Sie wird von anderen als hellhäutig, ergo privilegiert wahrgenommen, dabei ist sie einsam und kämpft auch ums Überleben. Durch ihre Weiblichkeit ist sie den Männern schutzlos ausgeliefert. Was auch sehr gegenwärtig ist, wie sie als Frau sich in ihrer Einsamkeit wiederfindet und machtlos gegenüber den Strukturen. Bis sie einen Mann kennenlernt, der wiederum auch sie schamlos ausnutzt. Ein wirklich äußerst gelungener Roman, den es wiederzuentdecken gilt! Nach der Lektüre war ich recht fassungslos, dass erst jetzt eine Übertragung ins Deutsche vorgenommen wurde. Ich freue mich auf die nächste Übersetzung mit „Der Tanz auf dem Vulkan“. Fazit: Mehr Klassikerinnen!

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Vita

Marie Vieux-Chauvet (1916–1973) wurde in Port-au-Prince in Haiti geboren und machte 1933 ihren Abschluss als Grundschullehrerin. Ab 1947 trat sie als Theaterautorin in Erscheinung. Ihr erster Roman «Fille d'Haïti» erschien 1954 und wurde mit dem Prix de l'Alliance Française ausgezeichnet. Es folgten weitere Romane. Als sich François Duvalier zum haitianischen Diktator aufschwang, bedeutete das für sie massive Einschränkungen. Schließlich musste sie ins US-amerikanische Exil fliehen und lebte bis zu ihrem Tod in New York.

Zur Autorin

Nathalie Lemmens

Nathalie Lemmens, geboren 1976, stammt aus dem deutschsprachigen Teil Belgiens. Sie studierte Literaturübersetzen in Düsseldorf und übersetzt seitdem aus dem Französischen, Englischen und Niederländischen, u.a. Jean-Christophe Rufin, Adam Zamoyski und Gustaaf Peek.

Zur Übersetzerin

Pressestimmen

»Sorgfältig editiert, mit ausführlichen Anmerkungen und einem Nachwort der Romanistin und Afrikanistin Kaiama L. Glover versehen. Der Roman beweist, dass Marie Vieux-Chauvet eine selbstbewusste Stimme der haitianischen Literatur ist. Das Werk weist – wie alle wirklichen Klassiker – immer wieder über sich selbst hinaus. Der Roman macht klar, dass die aktuellen Probleme Haitis auch als Folgen von Fehlentwicklungen der darin beschriebenen Zeit gelesen werden können.«

NZZ Bücher am Sonntag, Valeria Heintges (27. November 2022)

»Das Debüt dieser modernen Klassikerin der karibischen Literatur ermöglicht einen veränderten Blick auf Haiti.«

»Sehr schöne Übersetzung von Nathalie Lemmens, mit hervorragenden Anmerkungen und einem kenntnisreichen Nachwort von Kaiama L. Glover. ... Seine Kraft zieht Marie Vieux-Chauvets Roman aus dem scharfen Blick auf die gesellschaftliche Wirklichkeit Haitis, deren Klassen sich durch Neid und Verachtung, Arroganz und Ressentiment gegenseitig in Schach halten. «

»Die Beibehaltung einiger französisch-haitianischer Redewendungen gibt den ›Töchtern Haitis‹ eine besondere Klangfarbe, das informative Nachwort zeigt Vieux-Chauvets radikalen Blick auf ethnische Absolutheitsansprüche und die Spaltung der Gesellschaft als Folge der amerikanischen Besatzungsjahre. Eine bemerkenswerte Erweiterung von Manesses Reihe ›Mehr Klassikerinnen‹!«

Buchkultur (A), Maria Leitner (13. October 2022)

»Eine absolute Leseempfehlung.«

»Wie gut, dass die ›Töchter Haitis‹ nun auch hierzulande kennenzulernen sind.«

»Marie Vieux-Chauvets Roman von 1954 ist eine echte Neuentdeckung, der in direkter Sprache und vor einem exotischen Panorama zwischen Kolonialerbe, kreolischen Wurzeln und karibischem Meer den Vorabend der grauenvollen Duvalier-Diktatur schildert.«

mare. Das Magazin der Meere, Stephan Sura (01. December 2022)

Weitere Bücher der Autorin