Buchhandlung Schwericke
Von:
Natascha Hermes
aus Berlin
06.08.2019
Vor 30 Jahren fiel die Mauer, aber wie war das Leben damals? In diesem Wendebuch erfahren junge Leute ab 9 Jahren einiges über das Leben von zwei Berliner Kindern in West- und Ost-Berlin vor 1989. Eine tolle Idee und spannend geschrieben.
Aron ist elf und lebt in Ost-Berlin. Eigentlich lebt er in einer schicken Neubauwohnung, aber als seine Eltern für einige Wochen beruflich in die Sowjetunion müssen, zieht er zu seiner Oma Ilse in die Wollinerstraße direkt an der Mauer.
In der kleinen Altbauwohnung seiner Oma fühlt sich Aron eigentlich auch viel wohler als im Neubau. In der alten Speisekammer ist gerade Platz für ein Schlafsofa, einen Tisch und einen Stuhl. Aber hier kann er in Ruhe basteln und unter hohen Decke kann er seine ganzen selbstgebauten Flugmaschinen aufhängen.
Bei Oma im Haus lernt er die Zwillinge Ronni und Mona kennen. Sie haben für ihr Meerschweinchen Bommel eine Mauer gebaut und schauen zu, ob ihm die Flucht gelingt. Aron wundert sich über die merkwürdigen Spiele der beiden. Ob man so was spielt, wenn man so dicht an der Mauer wohnt? Aron spielt trotzdem gerne mit den beiden und verbringt viel Zeit mit ihnen. Sie machen zusammen eine Menge Quatsch und bekommen deshalb sogar Ärger mit der Volkspolizei. Irgendwann verschwinden die Zwillinge und Bommel bleibt zurück. Weil Aron eine Idee hat, wo die Zwillinge sind, fasst er einen abenteuerlichen Plan, um ihnen Bommel zu bringen.
Aron heißt rückwärts gelesen Nora. Und wenn wir das Buch wenden, lesen wir, was Nora in West-Berlin zur gleichen Zeit erlebt.
Nora ist fast zwölf und lebt in West-Berlin in der Wollinerstraße. Wenn sie aus dem Fenster sieht, schaut sie direkt auf die Mauer. Sie kann von ihrem Zimmer aus die Graffitis an der Mauer lesen. „Wir wollen alles und davon möglichst viel“, gefällt ihr am besten. Sie will ein Meerschweinchen haben, aber ihre Eltern erlauben das nicht.
Obwohl Nora die Mauer vor Augen hat, fühlt sie sich frei. Sie kann ja überall hin. Aber sie fragt sich wie das in der DDR ist. Vielleicht dürfen die Kinder da ja alle Meerschweinchen haben und alle die Tiere, die sie haben möchten? Nora hatte sich das mit ihrer Freundin Susanne doch alles so gut überlegt: In den Ferien würde sie Susannes Meerschweinchen mitbetreuen und sogar die Blumen der Familie gießen und umgekehrt und vielleicht würde sie dann auch in den beliebten Pfotenclub in der Schule aufgenommen werden.
Wir lesen den Kinderalltag von zwei Berliner Kindern auf zwei Seiten einer geteilten Stadt. Die Geschichten der Kinder bewegen sich von beiden Seiten des Buches gleichzeitig aufeinander zu und treffen sich in der Mitte des Buches an der Mauer. Eine tolle Idee und spannend geschrieben.
Natürlich gibt es auch eine kurze Einführung, warum Berlin durch eine Mauer geteilt war und vor jedem Kapitel gibt es eine liebevoll gezeichnete Vignette von Uwe Heidschötter.