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SPECIAL zu Danny Sugerman »Wonderland Avenue«

Es soll ja heute Rockstars geben, die nicht mehr ohne Ernährungsplan oder Fitnesscoach auf Tour gehen. Mit solchen Sperenzchen hätte Danny Sugerman seinen Freunden Jim Morrison und Iggy Pop in den Siebzigerjahren nicht kommen brauchen – sie wären ihm aber auch nie eingefallen. Schließlich wollte der junge Musikmanager selbst nichts anderes, als seinem gut situierten Elternhaus entkommen, die weite Welt sehen und ein wildes Leben führen. Ein paar seiner Eskapaden werden bereits in Paul Trynkas großartiger Iggy-Pop-Biografie Open up and bleed angerissen. Die volle Breitseite aber besorgt Sugerman höchstpersönlich, in seiner autobiografischen Coming-of-Age-Rock’n’Roll-Saga Wonderland Avenue.

      Vor dem Rodney’s war eine Schlange von Leuten, die die Show sehen wollten, auch wenn man drinnen kaum die Chance hatte, irgendetwas von dem mitzubekommen, was auf der Bühne vor sich ging, außer man stand direkt an der verspiegelten Tanzfläche, wo Iggy in einer Lederhose von Jim Morrison, die er sich von Danny Sugerman geliehen hatte, vor einem riesigen Schlagzeug stand und einen Text vortrug. (…) Iggy hatte sich einen Henkersstrick umgebunden und begann nun, mit einem Steakmesser herumzuwedeln, das er sich aus Sugermans Küche geliehen hatte.
      »Wollt ihr Blut sehen?«, schrie er in die Menge.
      »JA, WIR WOLLEN BLUT SEHEN!«, brüllten Sie zurück.
      (…)
      Danny Sugerman, der Mann, der den ganzen Auftritt beworben hatte, nahm Jim danach mit zum Strand. »Damit er in den Pazifik springen und seine Wunden säubern konnte. Ich wartete eine Stunde auf ihn, aber er kam nicht zurück. Was hätte ich tun sollen? Ich konnte ja wohl schlecht rausschwimmen und ihn dort draußen irgendwo suchen. Also fuhr ich nach Hause, nahm ein paar Qualludes und ging schlafen.«
      Am nächsten Morgen, erzählt Danny Sugerman, wurde er von einem Telefonanruf geweckt. Ein hysterisches Mädchen schrie in den Hörer, dass Iggy gerade den Maserati ihres Vaters mit einem Beil attackierte.
Aus: Paul Trynka, Iggy Pop – Open up and bleed

      Als ich in die Zufahrt einbog, kam ich an einem knallroten Mercedes-Cabrio mit eingeschlagenen Fenstern vorbei; tiefe Kerben klafften an den Seiten und in den Reifen, offenbar war der Wagen mit einer Art großem Beil demoliert worden. Mich befiel eine schlimme Vorahnung, und da Iggy nicht zu sehen war, raste ich weiter die Zufahrt hinauf bis zu einer Wendeplatte vor einer Garage, die Platz für sechs Autos bot. Dort war ein ganzer Fuhrpark versammelt: ein Jeep, ein Kombi, eine Limousine von Mercedes Benz und in der Ecke neben dem Rasen ein schwarzes Maserati-Sondermodell. Auf der Motorhaube stand Iggy und schwang das Beil zum Schlag über seinen Kopf. Immer wieder ließ er es auf die Stoßstange krachen und schlug so die ganze Stahlkarosserie kurz und klein.
      Ich hupte, und er überhörte es. ›Der muss ja voll drauf sein‹, dachte ich, stieg aus und sah ihm bei seiner Zerstörungsorgie zu, wobei ich darauf achtete, ihm nicht zu nahe zu kommen. Es war eine unvergessliche Demonstration.
Aus: Danny Sugerman, Wonderland Avenue