Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Die Fotografin - Am Anfang des Weges

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Mimi, eine Frau geht ihren Weg

Von: sommerlese
21.09.2018

Württemberg 1911: Minna Reventlow, genannt Mimi, ist nicht wie die Frauen ihrer Zeit. Mimi reist als Fotografin durch das Land und möchte mit ihren Fotografien Menschen erfreuen und ihnen Schönheit schenken. Durch ihren Onkel Josef hat sie Gefallen an der Fotografie gefunden. Als er sehr krank ist, bleibt sie bei ihm, um ihn zu pflegen. Im kleinen Leinenweberdorf Laichingen übernimmt sie sein Fotoatelier. Die Dorfbewohner können mit ihrem Freigeist nicht viel anfangen und sie missbilligen Frauen im Berufsleben und lehnen ihre künstlerische Darstellung von Personen regelrecht ab. Wird Mimi ihren Weg machen, wird sie Freunde finden und im Dorf akzeptiert werden? In diesem Roman führt uns Petra Durst-Benning in die Geschichte der Fotografie zurück. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gehörte das Familienbild als Erinnerung an die Taufe oder Konfirmation in vielen Familien dazu. Erst danach entwickelte sich ein anderes Verständnis für künstlerische Darstellungen oder normales Alltagsgeschehen. Die Postkarten kamen auf und auch für Werbezweicke wurde die Fotografie ein entscheidender Faktor. Mit Mimi begleiten wir eine kluge, mutige junge Frau durch die Geschichte, sie ist eine Vorreiterin der emanzipierten Frau, denn sie entscheidet sich gegen eine Heirat und für ihre Selbstverwirklichung als Fotografin. Zu ihrer Zeit eine ungängige Rolle, Frauen waren im Berufsleben eher Handlanger und durften allenfalls Heimarbeiten als Näherin erstellen oder andersweitig zuarbeiten. Ansonsten war die Frau für Haushalt, Landwirtschaft und Kinder zuständig, was bei den armen Weberhaushalten aber zusätzlich mit reichlich Stickereiarbeiten als Zubrot mindestens für einen 18-Stunden-Tag sorgte. Die aufkommende Industrialisierung mit Webstühlen war harte Arbeit, brachte nicht viel Geld ein und so war Armut vorprogrammiert. Wer aus einer Weberfamilie kam, wurde ebenfalls Weber, viele andere Verdienstmöglichkeiten gab es nicht. An historischen Romanen schätze ich es besonders, wenn die zeitlichen Hintergründe gelebt werden, die Story glaubwürdig erscheint und ich mit den Figuren regelrecht mitfiebern kann. All das bringt die Autorin in diesem Roman gekonnt zusammen und sorgt für fesselndes Kopfkino. Es ist bei der Geschichte selbstverständlich, dass böse Figuren auftreten, die den Guten ihr Leben schwer machen. Insgesamt sind die Charaktere sehr vielschichtig gezeichnet, die Lebenssituation der armen Weber wird deutlich gezeigt und das haucht der Geschichte echtes Leben ein. Der Auftaktroman endet mit einigen Hoffnungen auf Veränderung der menschlichen Schicksale in der Leinenweberstadt. "Die Fotografin" hat mich von Anfang bis zum Ende gefesselt. Wer historische Romane liebt, gern etwas über die Entwicklung der Fotografie erfahren möchte, der sollte dieses Buch lesen. Ich habe es verschlungen und freue mich schon auf die Weiterführung der Geschichte.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.