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Rezension zu
Ich komme mit

Großartig

Von: Janine Gimbel
07.09.2018

Einsam geworden ist es in Vitas Wohnung in der Torstraße 6. Erst ist ihr Sohn ausgezogen, dann ihr Mann verstorben. Nun ist Vita Maier 72 und hat sehr viel Zeit. Immer wieder läuft sie ihrem Nachbarn Lazar, genannt Lazy, über den Weg. Er ist das krasse Gegenteil von Vita: Zwanzig Jahre alt, Student – nur Zeit, Zeit hat er keine. Denn Lazy leidet an einer schweren Krankheit und Zeit bleibt nicht mehr viel, bis die Chemo endlich anschlagen muss. Vita nimmt sich seiner an, lädt ihn erst zum Frühstück, dann zum Mitwohnen ein. Und aus den beiden ungleichen Menschen wird ein Team, das nur allzu oft über das Leben philosophiert. „Ich komme mit“ sprüht vor Wortgewaltigkeit, vor Tiefe zwischen den Zeilen. Lazy und Vita entwickeln mit der Zeit ein Ritual, in dem sie über das Leben philosophieren. Einer sagt ein Zitat über das Leben, der andere antwortet: „‚Warum sagst du nichts?‘, ruft Maier vom Sofa aus. ‚Leben ist Wärme im Hundeohr‘, sag ich. Maier scheint zu überlegen. ‚Leben ist Melodie erkennen im Summen des Kühlschranks‘, sagt sie dann.“ (Zitat Kapitel 9) Obwohl sich Vita und Lazy vom Alter her nicht nahe sind, hat das Leben doch beide gezeichnet. Aus Vita ist eine resolute Persönlichkeit geworden, sie steht allein ihre Frau und ist für ihre 72 Jahre noch sehr rüstig. Lazy hat das Leben schon so gut wie aufgegeben. Seine große Liebe hat sich von ihm getrennt, die Krankheit bestimmt seine Existenz. Abwechselnd wird aus der Perspektive der beiden Hauptfiguren berichtet. Und dabei schließt man sie beide so sehr ins Herz, dass das Abschiednehmen am Ende wirklich schwierig ist. Von der ersten Zeile an sind die beiden Figuren sehr sympathisch gezeichnet, haben aber dennoch ihre Ecken und Kanten. Letztlich begeben sich Vita und Lazy auf eine Reise, daher der Buchtitel. Aber vielleicht ist auch das ganze Leben als Reise zu verstehen und der Titel steht nur sinnbildlich für den Weg der beiden. Denn „Leben ist, dass es ‚heute‘ und ‚morgen‘ gibt.“ (Zitat Kapitel 11) Die Autorin aus der Schweiz hat einen sprachlich sehr tief gehenden Roman geschrieben, über das Leben und den Tod gleichermaßen – und alles, was noch dazwischen ist. Ja, es sind die Zwischentöne, die Lebens-Zitate, all das, von dem die Geschichte lebt. Und obwohl die Seiten nur sehr übersichtlich – gerade einmal 224 an der Zahl – ist am Ende alles gesagt. In der Kürze liegt hier fast mehr als die Würze. Und doch bringt Waldis sehr viel auf den Punkt. „Ich komme mit“ ist ein ganz großartiger Roman zum Abtauchen. Für alle, die Zitate lieben und das Leben. Ganz großartige Lektüre, die mit wenigen Worten Tiefgang beweist!

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