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Rezension zu
Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden

Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden

Von: Chochi Rain
07.09.2018

Was wäre, wenn du erfahren würdest, dass du nur noch wenige Tage zu leben hättest und dir der Teufel höchstpersönlich einen Pakt anbietet: Für jeden weiteren Tag auf der Erde muss lediglich eine Sache von der Welt verschwinden. Gar nicht so schlimm, oder? Es gibt so viel unnützen Kram auf der Welt, dass sich sicherlich genug Dinge finden lassen, die einfach verschwinden können. Doch der Teufel wäre nicht wer er ist, wenn er es bei Plastikstrohhalmen belassen würde… In Genki Kawamuras neuem Roman „Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden“ muss sich sein Protagonist nicht zwischen Müll entscheiden um seinen unausweichlichen Tod zu entkommen, sondern zwischen Filmen, Telefonen und Katzen. Und während unsere Welt sicherlich ohne Telefone auskommen würde, sind Katzen eine vollkommen andere Kategorie, die den Protagonisten an den Rand seiner Existenz drängt und die Frage aufwirft: Wie viel ist ein Menschenleben wert? Auf 192 Seiten hat Kawamura nur sehr begrenzten Platz um diese essentielle Frage der Menschheit zu beantworten. Und so entschließt er sich stattdessen weniger über die philosophische Motivation seines Protagonisten zu schreiben, sondern auf dessen Leben zurück zu blicken. Auf dessen Mutter, die viel zu früh verstorben ist. Auf seinen besten Freund, mit dem er seit seiner High School-Zeit quasi nicht mehr gesprochen hat. Seine Exfreundin, mit der es einfach nicht klappen wollte und seinen Vater, mit dem er seit dem Tod seiner Mutter nicht mehr gesprochen hat. Und während all diese Erzählungen die Handlung langsam in die länge ziehen um davon abzulenken, dass an jedem weiteren Tag, den der Protagonist leben darf, eigentlich nichts wirklich interessantes passiert, scheitert diese Erzählungen an dem was einen Roman ausmachen sollte: Ihn spannend zu machen. Von Anfang an steuert die Handlung auf die unumgängliche Entscheidung zu: Die Katzen oder der Protagonist. Ein Ausgang, der durch den Buchtitel bereits mehr oder weniger vorweggenommen wird und durch den Klappentext weiter befeuert wird. Da der Handlungsverlauf und sein Ausgang mehr oder weniger feststeht, bleiben dem Autor lediglich zwei Möglichkeiten um den Leser dazu zu bringen seinem Roman zu folgen. Zum einen kann er den Protagonist auf eine Art und Weise beschreiben, die dafür sorgt, dass der Leser mit ihm mitfiebert und im entscheidenden Moment ihn nicht gehen lassen möchte. Oder zum anderen kann die Handlung für jeden einzelnen Tag so sehr mit Spannung aufgeladen werden, dass die finale Entscheidung im Weg der eigentlichen Handlung steht. Kawamura entscheidet sich auch hier anders als erwartet. Von Anfang an wird klar, dass unser Protagonist eigentlich niemanden in seinem Leben hat. Bei seiner Arbeitsstelle fällt nicht auf, dass er sich krankmeldet, Freunde besitzt er nicht, mit seiner Familie redet er nicht mehr und seine Exfreundin ist zu recht nicht mehr mit ihm zusammen, da er sich ohnehin nicht für sie interessiert hat. Zudem ist der Protagonist vollkommen uninteressant. Nach seiner Arbeit als Briefträger guckt er gerne alleine Filme und geht danach ins Bett um am nächsten Tag wieder früh arbeiten zu können. Dazu hat er keinen wirklich ausgeprägten Charakter und ist so farblos, dass er noch nicht einmal einen Namen bekommen hat. Auch wird die Handlung nicht durch seine Tätigkeiten nach dem Pakt mit dem Teufel spannender. Er nutzt die Tage zwar um mit alten Freunden Kontakt aufzunehmen, diese Treffen bestätigen jedoch nur weiter, was der Leser schon zuvor wusste: Der Protagonist ist so uninteressant, dass seine Freunde nicht einmal wirkliches Mitleid zeigen, wenn er ihnen eröffnet, dass er bald sterben wird. Wie sollen Leser sich um eine Figur sorgen oder sich für sie erwärmen, wenn es noch nicht einmal den anderen Figuren um ihn herum gelingt. Zumindest für den Schreibstil bekommt Kawamura ein paar Pluspunkte, denn der Roman lässt sich zumindest einigermaßen gut lesen. Dennoch bleibt Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden ein fader Roman, der mit einer uninteressanten Protagonisten beginnt und mit diesem endet. Keine der erzählten Geschichten trägt dazu bei, dass man ihm wünscht, dass er nicht verschwinden würde. Ganz im Gegenteil. Zum Schluss ist er nur der freundlose Japaner, der dafür sorgt, dass niemand jemals wieder ins Kino gehen kann. Ein Fakt von dem auch die hübsche Covergestaltung nicht ablenken kann.

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