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Rezension zu
Hör auf zu lügen

Ein sensationelles und nicht zu übertreffendes Wechselbad der Gefühle - "rien ne va plus"

Von: Edoardo B. aus Schweiz
20.08.2018

Es gibt Bücher, auf die man sich freut, und Bücher, auf die man sich nicht nur freut, sondern die man auch rezensieren will. Man denke an das Jahr des Abiturs, die Liebeleien, das Gefühl, in ein neues Leben aufzubrechen. Und man denke an zwei Klassenkameraden (Philippe Besson und Thomas Andrieu) - den einen schüchtern und zurückgezogen, den anderen selbstbewusst und allerseits beliebt. Dass der erste für den zweiten schwärmt (und dies im ländlichen Frankreich aus dem Jahre 1984 nicht sein darf), ist irgendwie Klischee. Dass aber der Champion-Junge dessen tiefe Gefühle erwidert, aber im Konflikt mit seiner Homosexualität ist, ist herzzerreißend. Und so fängt des Autor Philippe Bessons erste Liebesgeschichte an, die man bekanntlich nie vergisst und - man erfährt es jetzt - dessen bisherige Werke zutiefst geprägt hat. Es sei an dieser Stelle nur verraten, dass er eines Tages fast 30 Jahre nach jenem Sommer durch eine unerwartete Begegnung mit einem Schlag in jene Zeit zurückversetzt werden und erfahren wird, was mit Thomas Andrieu geschehen ist. Im Folgenden eine Übersicht der Gründe, warum dieses Buch nicht nur zu kaufen, sondern vorzubestellen ist: • die Geschichte: es geht um Liebe, Gefühlschaos, Pflichtbewusstsein gegenüber der Familie. Und die geheime und genauso intensive Beziehung zwischen den Protagonisten ist zum Anfassen nah beschrieben; • die Sprache: endlich eine Schreibart, die den Leser mit jedem Wort aufhorchen, mitfühlen lässt und letztendlich umhaut; • die Buchlänge: man soll nicht unbedingt viel schreiben, um Gefühle zu erzeugen. Und dieses Buch, ein Konzentrat aus Gefühlen, ist der beste Beweis dafür; • das Cover: beim Scrollen der zu erscheinenden Bücher bin ich bei diesem feststehen geblieben. Ob der abgebildete Junge Thomas Andrieu ist, der auf dem französischen Cover als Teenager abgebildet ist?; • der Titel und die Moral: "Hör auf zu lügen" ist nicht nur die Aufforderung von Philippe Bessons Mutter, als er ein Kind war, sondern die tiefe Lehre, die aus diesem Buch hervorgeht: "sei du selbst", "versteck dich nicht", "leb nicht des anderen Leben". Für Homosexuelle, die Jahrhunderte lang stigmatisiert worden sind, soll dies umso deutlicher heißen, die eigene Identität zu akzeptieren und zu lieben sowie geliebt zu werden. Alles andere wäre falsch. Erschaudernd ist, dass Thomas Andrieus Gefühlslage zwischen Liebe und Pflichtbewusstsein gewiss kein Unikum gewesen ist, und Jungen und Männer mancherorts immer noch nicht so sein dürfen, wie sie sind. Ein Buch zum Nachdenken, Mitfühlen, Schwärmen und vor allem zum Umdenken. Ein Muss also, das wenigstens mit 5 Sternen bewertet zu werden hat. Danke an den Verlag für diese Perle.

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