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Rezension zu
Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden

Wegge Katzen

Von: Thursdaynext
06.08.2018

„Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden“ wartet mit einer bestechenden Idee auf. Einem todgeweihten jungen Briefträger erscheint der Teufel in Gestalt seines Doppelgängers, nur farbenfreudiger gekleidet, und verspricht ihm, sein Leben jeweils um einen Tag zu verlängern, wenn dafür jedesmal eine Sache für immer aus der Welt verschwindet. Der junge Mann, der bis dato sein Leben lahmarschig vertrielt hat, lässt sich darauf ein. Wie immer in solchen Geschichten hat der Teufel eine kleine Unannehmlichkeit eingebaut. Er sucht die Dinge aus, nicht der sich ans Leben klammernde Tumorinhaber. Jener zaudert, zögert und ziert sich, da das erste Angebot allerdings nur Telefone sind, willigt er in den Handel ein. Nicht ohne leicht moralinsauer über die guten Auswirkungen der fehlenden Handys auf die Menschen in seiner Umgebung und im allgemeinen zu schwadronieren. Doch es gibt wie bei fast allem ein Für und Wider, und so gilt sein letzter Anruf seiner ehemaligen großen Liebe und er denkt, etwas verspätet aber umso intensiver, über ihre einstige Beziehung nach. Sieben Tage, von Montag bis Sonntag, umfasst dieser schmale Roman. Damit erinnert er ein wenig an das Sams. Montags kommt der Teufel, Dienstags sind die Telefone verschwunden, in den folgenden Tagen bis Sonntag arbeitet der kranke Briefträger seine Familiengeschichte und etliches andere Unerledigtes auf und lässt den Leser an seinen Gedanken sehr ausführlich teilhaben. Es sind einfache Gedanken, in sehr schlichten und engen Bahnen geführt, die Überlegungen eines Menschen der sein Leben mit Bedauern reflektiert und angesichts seines nahenden Endes ein Sammelsurium an austauschbaren Allerweltsweisheiten von sich gibt, die sehr beliebig anmuten. Dem Teufel bleibt nur die Rolle des kapitalistischen Anbieters. Ein ernstzunehmender Widerpart ist er nicht, agiert er doch mit monopolistischer Arroganz nach dem Motto „Friß Vogel oder stirb“. Wer interpretieren möchte, kann sich anhand der sieben Tage an die angebliche göttliche Erschaffung der Welt erinnert fühlen, mir gefällt der Vergleich mit dem Sams ungleich besser, ich fand es auch unterhaltsamer. Immerhin liest sich der im magischen Realismus anzusiedelnde Debütroman in seiner einfachen Sprache, die auf Schnickschnack wie Poesie und Schönheit konsequent verzichtet, sehr schnell und flüssig, ist also für Leser geeignet die so strukturiert wie der junge Postausträger lieber etwas später anfangen zu denken. Auch vor Kitsch sollte man nicht zurückscheuen, aber immerhin verfügt der Roman über ein wirklich hübsches, ansprechendes Cover. Wer sich mit der Thematik des Abschiednehmens auseinandersetzen möchte, dem sei die großartige, poetische, sprachlich und stilistische fesselnde Novelle „Memory Wall“ von Anthony Doerr empfohlen, die all das einfängt, was mir hier fehlte.

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