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Rezension zu
Der Kreidemann

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Schwärende Atmosphäre der Bedrohung

Von: Mikka liest von A bis Z
23.07.2018

Stephen King: »Wenn Sie meine Bücher mögen, werden Sie auch dieses verschlingen.« Da ist was dran, Mr. King. Stimmung Zum einen ist es die schwärende Atmosphäre der unterschwelligen Beklemmung, die sich durch das ganze Buch zieht. Bisher hätte ich gesagt, diesen leisen Schrecken beherrscht King wie kein Zweiter, aber C.J. Tudor kommt – ganz ohne Horror! – sehr nahe dran an die Schreibe des Meisters. Ihr Schreibstil ist dicht und erzeugt lebendiges Kopfkino. Spannung Zum zweiten sind es bei King nicht die Monster, die den eigentlichen Horror ausmachen, sondern das, was sich die Menschen gegenseitig antun. Und beim “Kreidemann” ist es nicht nur der Mörder, der den Thriller mit Spannung füttert, sondern auch die hässlichen Geheimnisse der ganz normalen Kleinstadtbürger. Es ist über lange Passagen des Buches eine ruhige Spannung, die sich mehr durch die Gefühle und Ängste der Charaktere ausdrückt als durch dramatische Geschehnisse. Wobei ich nicht sagen will, dass es hier keine explizite Gewalt gibt – es gibt einen schockierenden Unfall, einen grausamen Mord, Mobbing, das sich aufschwingt zu einem abscheulichen Akt… Aber dennoch besticht der Thriller weniger durch Action als durch gut geschriebene Charaktere und psychologische Spannung. Charaktere Letztendlich schreibt C.J. Tudor, genau wie King, großartige kindliche und jugendliche Charaktere, die unglaublich lebensecht aus den Seiten springen. Trotz ihres Alters haben sie auch dunkle Seiten, können sogar grausam sein, sind aber dennoch keine kleinen Erwachsenen. Ihre kindliche Unschuld bricht sich an ihren Erlebnissen, zerbricht aber nicht vollends daran – zumindest nicht immer. Eddie Munster, Fat Gav, Metal Mickey, Hoppo und Nicky könnten den jungen Helden aus Kings “Es” die Hand reichen. Wie diese erleben sie als Kinder etwas Schreckliches, lassen es hinter sich und stellen als Erwachsene fest, dass der Schrecken noch nicht vorbei ist. (Allerdings hat der Schrecken hier nicht Übernatürliches.) Ich fand den Übergang zwischen den Zeitebenen sehr gelungen: in den erwachsenen Charakteren, auch wenn sie sich zum Teil sehr stark verändert haben, kann man immer noch die Kinder erkennen, die sie einmal waren. Der ‘Kreidemann’ aus dem Titel ist ein interessanter Charakter, der im Rückblick etwas rätselhaft bleibt, aber den ich dennoch gut gelungen fand. Logik / Auflösung Hier schwächelt der Thriller in meinen Augen: Zwar setzen sich am Schluss viele der im Laufe des Buches gesammelten Puzzleteilchen schlüssig zusammen, aber es geht auf einmal alles sehr schnell, falsche Fährten brechen jäh in sich zusammen… Das tatsächliche Mordmotiv ist meines Erachtens eher schwach. Das große Finale wirkte auf mich wie aus einem Film àla “Scream” oder “Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast” gegriffen – und damit klischeebehaftet. Die Glaubwürdigkeit wurde für mich letztlich leider überstrapaziert. FAZIT Eine Gruppe von Kindern folgt einer Reihe von Kreidebotschaften und findet die zerstückelte Leiche eines Mädchens. Obwohl ihr Kopf nie gefunden wird, scheint der Fall letztendlich aufgeklärt, und in den Jahren danach kehrt im Leben der Kinder wieder Normalität ein. Bis sie 30 Jahre später Post bekommen – ein Strichmännchen und ein Stück Kreide. Das Buch ist zwar kein Horror, wird aber dennoch nicht zu Unrecht mit den Büchern von Stephen King verglichen. Die Atmosphäre, die Art der Spannung, die Charaktere (besonders die jugendlichen), alles erinnert an seinen Stil, ohne jedoch ein Abklatsch zu sein. Das Ende hat meiner Begeisterung einen Dämpfer verpasst, dennoch ist es für mich immer noch ein unterhaltsames Buch, das man gut lesen kann.

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