Rezension zu
Palace of Silk - Die Verräterin
Palace of Glass 2.0
Von: ZeilenwandererKURZBESCHREIBUNG Rea ist nach Frankreich geflohen. Gemeinsam mit ihrem Bruder Liam und ihren Freunden Ninon, Blanc, René und dem Comte erhofft sie sich dort ein unbeschwertes Leben. Im Gegensatz zu Groß Britannien herrscht in Frankreich kein Berührungsverbot. Man muss keine Handschuhe tragen und die Magdalenen werden in bestimmten Kreisen sogar hoch angesehen. Doch Reas Welt gerät ein weiteres Mal ins Taumeln, als Prinz Robin zur Brautwerbung an den französischen Königshof kommt. Es ist jedoch nicht nur Robin, der Reas Gefühle durcheinander bringt – die Mätresse des Königs hat es auf sie und ihr Umfeld abgesehen … MEINUNG Palace of Glass ist ein schöner Auftakt der Trilogie gewesen. Vollkommen überzeugen konnte dieses Buch mich nicht, aber ich bin davon ausgegangen, dass sich die Reihe mit der Fortsetzung verbessern würde. Dass die Handlung richtig beginnen und ich eine bessere Bindung zu unserer Protagonistin Rea aufbauen würde. Die Geschichte an sich hat so viel Potenzial, doch in meinen Augen ist Palace of Silk weitaus schwächer als der erste Teil und ich beende das Buch eher enttäuscht. Und mir kam die Frage in den Sinn, ob ich das Buch überhaupt beendet hätte, wäre unsere wundervolle Leserunde nicht gewesen. An dieser Stelle auch einmal der Hinweis, dass diese Rezension Spoiler für Palace of Glass enthält und auch wenige Spoiler für Palace of Silk. HANDLUNG Bevor ich detaillierter auf die Handlung eingehe, möchte ich einen kleinen Auszug aus meinem Fazit von Palace of Glass aufgreifen. Dort sagte ich: Ein spannender Auftakt, der mit vielen Überraschungen zu punkten weiß und der wohl nur als Einleitung zu einer großartigen Trilogie gesehen werden kann. Ich glaube, die Geschichte geht im zweiten Band erst richtig los […] Ich habe also hohe Erwartungen an Palace of Silk gehabt, die leider nicht erfüllt wurden. Während des Lesens hatte ich immer wieder das Gefühl, dass Palace of Silk eigentlich die gleiche Handlung hat wie Palace of Glass – nur eben in Paris und nicht in London. Rea ist ein geschätztes Mitglied am königlichen Hof und auch eine interessante Person für die Öffentlichkeit. Sie ist schon fast ein kleiner Promi und erlebt immer wieder Abenteuer, Anschläge und Intrigen in Paris. Als Ninon 2.0 tritt Madame Hiver in Erscheinung, die Leser als mysteriöse Frau mit Geheimnissen kennenlernen und deren Motive schwer einzuschätzen sind. Ich finde die Idee der Trilogie an sich schön und aufregend. Dieser Roman macht auf jeden Fall Spaß zu lesen und ich wurde gut unterhalten, doch ich habe mir etwas mehr Abwechslung gewünscht. Dass Handlung und Entwicklung tiefer greifen und nicht so stark dem Vorgänger ähneln würden. Hinzu kommt, dass die Geschichte nach einem unglaublich spannenden ersten Kapitel sehr lange braucht, um in Fahrt zu kommen. Sie schleicht vor sich hin, bis Leser das letzte Drittel erreichen. Es ist also auch hier ähnlich wie bei Palace of Glass: Der Anfang ist toll, dann dümpeln die Seiten vor sich hin und das Finale kann mit Spannung und Plottwists überzeugen. STYLE D’ÉCRITURE & CHOIX DES MOTS Na, wisst ihr, worum es in diesem Absatz gehen wird? Und wenn nicht, würdet ihr es gerne wissen? Ich tue nun mal etwas, das die Autorin in Palace of Silk leider nicht oft gemacht hat: Ich übersetze. Diese Überschrift bedeutet so viel wie Schreibstil & Wortwahl. C. E. Bernard ist ein kleines Sprachtalent. Sie hat lange Zeit im Ausland gelebt und spricht neben der deutschen Sprache fließend Englisch und Französisch. Ich finde es immer sehr beeindruckend, wenn man nicht nur die Muttersprache beherrscht, aber ich habe ein Problem damit, wenn man andere Sprachen in Romane einbaut und diese nicht übersetzt. Regelmäßig sind in Palace of Silk ganze Zeilen auf Französisch verfasst. Seien es nun Dialoge oder Gedanken von Figuren: In Palace of Silk gibt es einen wesentlichen Anteil der französischen Sprache. Damit hätte ich auch kein Problem, wäre die Bedeutung der verwendeten Worte klar. Hin und wieder kann man den Sinn schwammig erahnen, aber es gibt auch Dreizeiler, die einfach niedergeschrieben werden und das war es dann. Ich frage mich bei diesen Passagen wirklich wieso. Vor mittlerweile über zehn Jahren habe ich drei Jahre Französisch in der Schule gehabt, was für die Übersetzung der französischen Sätze in Palace of Silk schlichtweg nicht ausreicht. Ich habe es einfach nicht verstanden und das Buch gibt keine Möglichkeit, die Ausdrücke nachzuschlagen, zum Beispiel in Form eines Registers. Selbst wenn es nur ein, zwei Sätze in Folge gewesen sind, habe ich immer das Gefühl gehabt, etwas zu verpassen. Leider habe ich auch nicht verstanden, wieso man die französische Sprache überhaupt eingebaut hat. Palace of Glass spielt in England und es gab keine Ausrufe auf Englisch, die als Stilmittel verwendet wurden. Wieso muss jetzt Französisch eingebaut werden? Abgesehen davon fand ich den Schreibstil aber in Ordnung. Leser erhalten erneut tiefe Einblicke in Reas Gedankenwelt und können sich das französische Setting gut vorstellen. C. E. Bernard geht detailliert auf die Umgebung und auch die Kleidung jeder Person ein, was ein authentisches Setting erzeugt. Gleichzeitig ist der Ausdruck der Autorin sehr gehoben und elegant, sodass generell einige Fremdwörter eingebaut werden und das Leben am Hof – so wie ich es mir vorstelle – passend wiedergegeben wird. Sprache kann geschickt genutzt werden, um bestimmte Bilder im Kopf hervorzurufen oder eine gewisse Stimmung zu erzeugen. C. E. Bernard gelingt diese Umsetzung gut, auch wenn ich den Ausdruck manchmal etwas zu steif fand. Aber wie gesagt: So stelle ich mir den Ton an einem Königshaus auch vor. REA UND ROBIN Bereits in Palace of Glass hatte ich das ein oder andere Problem mit Rea. Ich konnte ihre Gefühlswelt nicht ganz nachvollziehen. Außerdem fand ich es etwas befremdlich, dass jedes Wesen Gefühle für sie empfindet und sie mit jedem rumturtelt. Andererseits dachte ich mir auch, dass diese Art Offenheit vielleicht einfach zu dem futuristischen Setting gehört und Monogamie nicht sonderlich geschätzt wird. Wie dem auch sei: In Palace of Silkgehören Reas Lippen erneut nicht nur einer einzigen Person, obwohl ihr Herz es scheinbar tut. Dieses Hin und Her empfand ich als anstrengend. Sie ist stark verliebt in Prinz Robin und opfert alles für ihn. Gleichzeitig habe ich auch das Gefühl, dass sie wiederum nichts wirklich tut, da all ihre Handlungen durch andere Leute beeinflusst sind. Sie erschien mir etwas naiv und teilnahmslos, als würde sie durchgehend durch eine rosarote Brille schauen, sobald Prinz Robin den Raum betritt oder sie an ihn denkt – was eigentlich die ganze Zeit der Fall ist. Prinz Robin ist da und es beginnt ein ewiges Hin und Her, alles ist vergessen und nur noch Robin zählt. Weder Rea noch Robin wuchsen mir in diesem Roman ans Herz, sodass ich mich leider nicht für die Liebesgeschichte begeistern kann. Wenn man Robin kritisch hinterfragt, denke ich nicht, dass man ihn sympathisch finden kann. Er hat Rea ausgepeitscht (was Rea offenbar erfolgreich verdrängt hat), er hat laut Reas eigener Aussage eine bedrohliche, dominante Aura und irgendwie auch keine eigene Meinung. Eigentlich kann man Robin lediglich als Spielball betrachten, damit Rea Zugang zum Adel findet. Für mich ist Robin viel zu oberflächlich gehalten und ich denke, die Romanze ist eher für jüngere Leser gedacht, die gerne fiktive Bad Boys anhimmeln. POSITIVE ASPEKTE Ich habe das Gefühl, dass ich bisher nur negativ über Palace of Silk geredet habe, dabei gibt es einige Punkte, die mir wirklich gut gefallen haben und auf die ich gerne eingehen möchte. Also gibt es abschließend noch fünf Gründe, wieso ihr dennoch zu Palace of Silk – oder der Trilogie an sich – greifen solltet: 1. Die Nebenfiguren. Egal, welche Nebenfigur es ist ist. Ich habe sie geliebt. Allen voran natürlich Blanc und Ninon, von denen ich mir eine präsentere Rolle erhoffe. 2. Die Spannung. Auch wenn er sehr spät einsetzt, ist ein Spannungsbogen vorhanden und die Geschichte liest sich flüssig. 3. Das Liebesdreieck von Blanc, René und Comte. Wie zuckersüß ist die Romanze von diesen drei hart gestandenen Kerlen bitte? Ich wünsche mir für den finalen Band mehr von diesem Gespann! 4. Das Setting. Die Originalität dieser Reihe kann einfach keiner anzweifeln. Das gesamte Grundsetting und die Problematik der Magdalenen finde ich interessant und frisch. 5. Überraschungen. Auch wenn es viele Parallelen zu Palace of Glass gibt, wusste die Fortsetzung mich immer wieder zu überraschen. Und an alle, die Palace of Silk bereits gelesen haben: Was glaubt ihr, wer mit der im Titel genannten Verräterin gemeint ist? Rea, Ninon oder Madame Hiver? Oder vielleicht alle drei auf ihre eigene Art? Für mich eine schwache Fortsetzung, die zu starke Parallelen zu »Palace of Glass« aufweist und mich aufgrund der schwierigen Protagonistin nur schwer von sich überzeugen kann.
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