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Rezension zu
36 Fragen an dich

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Gewitzte Figuren, spritziger Schreibstil & schnell wegzulesen

Von: Madame Lustig
11.05.2018

Es gab mal eine Zeit, da standen fast jede Woche Annoncen in der Zeitung, in denen nach Testpersonen für irgendwelche Versuchsgruppen und Studien gesucht wurde und ich kann mir gut vorstellen, dass da manch einer schnelles und leicht verdientes Geld gerochen und teilgenommen hat. Was genau ich mir unter solchen Studien vorzustellen hatte, wusste ich aber nie, umso neugieriger war ich auf 36 Fragen an dich, denn hier geht es genau darum: eine Studie und zwei ihrer Testpersonen. Worum geht es? Eine psychologische Studie zum Thema Beziehungsaufbau, 2 Testpersonen und 36 Fragen. Hildy und Paul kennen sich nicht, als sie sich für dieses Experiment eintragen. Während es für sie Ehrensache ist, für die Wissenschaft alles zu geben, geht es ihm nur um das Geld. Sie ist eine Perfektionistin, er lässt gerne mal fünf gerade sein. Sie hatte bisher immer nur Pech mit Jungs, er schon eine Menge Gelegenheitsfreundinnen. Sie ist ein offenes Buch, er hat eine meter hohe Stahlmauer um sich herum errichtet. Sie ist intelligent, er aber auch. Sie nervt ihn, er nervt sie. Und während sie sich nerven und Geheimnisse offenbaren, bringen sie sich zum lachen. Die Testpersonen Hildy und Paul sind auf den ersten Blick so unterschiedlich, wie man nur eben sein kann und dann, auf den zweiten Blick, passen sie so perfekt zusammen, wie Milch und Kaffee oder Vanilleeis mit warmer Schololadensoße. Bis man das erkennt, dauert es allerdings ein bisschen, aber der Weg dahin lohnt sich. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal während des Lesens solch ein Dauergrinsen im Gesicht und so viele Tränen gelacht habe, wie es hier der Fall war. Zu verdanken ist das natürlich Hildy und Paul, die sich während dieses Tests zum ersten Mal begegnen und wie Katz und Maus sind, sich einen amüsanten Schlagabtausch nach dem anderen liefern und dabei viel mehr über sich verraten, als sie es in dem Moment vielleicht möchten. Aber sowas passiert wohl, wenn die eine Testperson ein kleines Plappermaul ist und die andere eine Mauer um sich errichtet hat und beide extrem gewitzt sind und sich gegenseitig versuchen, aus der Reserve zu locken. 36 Fragen Müsste ich sagen, was mir an dem Buch am besten gefallen hat, würden die Fragen nach den Protagonisten direkt auf Platz zwei landen. Wobei es gar nicht die Fragen an sich waren, die mir so gut gefielen, sondern die Fragen in Kombination mit Hildy und Paul alias Betty und Bob. Von unverfänglichen Fragen über den Alltag bis hin zu ganz Persönlichem ist alles dabei und während Hildy und Paul fleißig Antworten liefern, merkt man mehr und mehr, wie sich beide immer schwerer tun, zunächst etwas unbehaglich fühlen und schlussendlich ihre Komfortzone verlassen und dabei nicht nur sehr viel über den jeweils anderen lernen, sondern auch über sich selbst. Außen hui, innen o-lala! Auch in Sachen Aufbau konnte 36 Fragen an dich bei mir auf ganzer Linie punkten. Hauptsächlich geht es natürlich darum, die Fragen zu beantworten und das Geschah in einfachen Dialogen, die völlig ohne Drumherum auskamen. Manch einem wäre das vielleicht ein wenig zu nackt so ganz ohne Um- und Beschreibungen, mir persönlich hat jedoch genau das sehr gut gefallen. Dadurch, dass in diesen Situationen weder Umgebung noch Gefühle oder Gedanken beschrieben wurden, konnte ich mich einfach vollkommen auf das Wesentliche konzentrieren und das waren nun mal die Fragen und Antworten wie auch das Unausgesprochene, das oftmals zwischen ihnen stand. Als Tüpfelchen auf dem I gab beziehungsweise gibt es in dem Buch kleine Zeichnungen, die witzig und süß sind und dem Buch eine gute Portion Charme verpassen. Kurzum Von außen sieht dieses Buch wie ein gute Laune Buch aus, das man super zwischendurch lesen kann und ja, es stimmt, es macht gute Laune und egal ob Bett, Sofa, Balkon, Herd, Badezimmer oder Warteraum – es passt einfach überall. Und das, obwohl es in 36 Fragen an dich nicht nur heiter zugeht, sondern auch Themen wie Perfektionismus, Enttäuschung, Familie, Menschlichkeit, unterschiedliche Perspektiven und Tod behandelt werden. Das alles so unter einen Hut zu bekommen, ohne dass sich bei mir als Leserin eine gedrückte Stimmung breit macht, stelle ich mir nicht einfach vor, aber es ist gelungen. Ich habe in 36 Fragen an dich ein Jahreshighlight gefunden. Ich hatte vor lauter Lachen Tränen in den Augen, habe geschmunzelt was das Zeug hält, an den Seiten geklebt, gebangt, gehofft und geweint.

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