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Rezension zu
Forderung

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein wenig zu glatt

Von: Michael Lehmann-Pape
03.04.2018

Es ist schon ganz gut, dass die „Masche“, die sich einige frustrierte Jura-Studenten im abschließenden Semester ausgedacht haben, nicht lange funktionieren wird. Zu wenig realistisch scheint es dem Leser doch zu sein, dass man so ohne Weiteres ins Gericht marschiert, Mandanten auf dem Flur wirbt und als Anwalt vor sich hin werkelt, ohne dass irgendjemandem etwas auffallen würde. Wobei es selbst bei diesen Vorgängen ebenso wenig realistisch ist, dass nach zwei harten Jahren als Jura-Student so wenig fachliches Wissen hängengeblieben sein sollte, dass man sich alles an Inhalten von Anwälten eher am unteren Ende der Nahrungskette abschauen und ab-kopieren muss, um einigermaßen nicht aufzufallen. Der Hintergrund aber, auf dem Grisham seine neue Geschichte spielen lässt, der hat durchaus Realität, Brisanz und öffnet die Augen, für ein völlig aus dem Ruder laufendes System der „freien Marktwirtschaft“, die nur auf Gewinnmaximierung um jeden Preis aufgebaut ist. Das System der „Studentendarlehen“, dass sich skrupellose Geschäftsleute zu Nutze machen, um viel vom „Rahm“ abzuschöpfen. In einer Verwertungskette, die vom Betrieb von Privatuniversitäten (die ihren Ruf nicht wert sind) über die Auszahlung von Darlehen (und den Gewinn daran) bis hin zum „Inkasso“ weitgehend alles in einer Hand vereinigt. Samt Hochglanzwerbung, die nur dazu führt, dass Absolventen am Ende nur eine 50 prozentige Chance auf das Bestehen der juristischen Zulassungsprüfung haben, wohl aber den Wert eines Eigenheims im Minus sind und unverzüglich mit der Tilgung zu beginnen haben. Bestens gelungen sind Grisham da die kleinen Email-Dialoge zwischen Todd, Mark du Zola einerseits und den für sie zuständigen „Finanzfachleuten“ andererseits. Dieses System mit eigenen Waffen zu schlagen. Der Hydra zwar nicht unbedingt den einen Kopf abschlagen zu können, aber Schaden zuzufügen, materiell und ideell, das ist das Ziel der drei jungen, angehenden Juristen. Und darin führt Grisham dem Leser ein pervertiertes System vor Augen, dass nicht Chancen eröffnet, sondern Leben vernichtet (im wahrsten Sinne des Wortes, denn auch einen Todesfall wird es geben). Wie nebenbei lässt Grisham dabei, mit der Hauptgeschichte zwar verbunden, dennoch aber als eher eigenständigen Erzählfaden die Ausuferungen der aktuellen politischen Lage von Immigranten und „Illegalen“ in den USA vor den Augen des Lesers ablaufen. Wenn jedes Klopfe an der Tür, egal ob im Senegal oder in Washington, ein Aufschrecken bedeutet, Kleidung und Schuhe immer am Bett bereitstehen und in der „alten Heimat“ die Staatskräfte eher als Wegelagerer ihr Geld verdienen. Das Ganze setzt Grisham, wie gewohnt, in einer eher schlichten Sprache um, dafür aber mit Tempo und sehr fließendem Erzählstil. Der treffende Blick auf die Protagonisten ermöglicht es dem Leser umgehend, emotional an den Ereignissen Teil zu nehmen und sorgt, wie immer bei Grisham eigentlich, für eine anregende Unterhaltung mit durchaus Informationsgewinn. Insgesamt aber etwas zu glatt und stringent erzählt, so dass sich nur an wenigen Stellen echte Spannung entwickelt und die Abläufe ein stückweit zu vorhersehbar am Ende sind.

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