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Rezension zu
Hatten wir nicht mal Sex in den 80ern?

Anders und frisch erzählt

Von: Michael Lehmann-Pape
03.04.2018

Oder, könnte man den Titel auch anders formulieren: Gab´s was anderes als Sex und Party in den 80ern? Denn in solches gerät das erzählende Ich des wohl hoch autobiographischen Romans von Timo Blunck, Ex „Palais Schaumburg“ Musiker, ständig hinein. Oder besser, die beiden erzählenden Ich´s des Romans, denn Schröder (die Hauptfigur) ist zwei. Einmal jener, bestens gewillt und eigentlich harmlos, der erst mit Ende 20 das erste Bier getrunken hat, brav war, immer Recht hatte. „Mein einziges Laster war Sex. Blümchensex!“. Was sich ändern wird. Durch „Knirpsi“, den andern Teil seiner Persönlichkeit, der sich mehr und mehr und ungefragt in seinem Kopf ausbreitet „Knirpsi fährt bestimmt zur Hölle, wenn er Glück hat. Und Ich?“. So schießt es Schröder durch den Kopf, als er seinen Körper in einer Art Todeserfahrung wie unter der Decke schwebend unter sich liegen sieht. Was dann der Auslöser ist, sich einer Psychologin „anvertrauen zu müssen“, die bereits als Persönlichkeit kaum dem entspricht, was man sich landläufig unter einer Psychologin vorstellt. Mit der Schröder nun und für den Rest des Buches seine Lebensgeschichte aufrollt, angefangen bei der drängenden Lust seiner Eltern, unbedingt Hippies sein zu wollen (was fulminant lustig erzählt wird, denn das hat schon zwanghafte Züge bei Schröder zu Hause). Für „Knirpsi“ hingegen sind das Initialzündungen. „Wie so vieles in unserer Kindheit verstand er auch die Niendorfer Version des „Summer of Love“ falsch“. Gut (zumindest prägend für all dieses Leben“, dass sich Schröder und Knirpsi in einem einig sind. „Ach Sophie…..die erste und einzige Frau, auf die Knirpsi und ich uns einigen konnten“. „Sie öffnet die Robe, lässt sie fallen. Mir bleibt die Spucke weg. 50? Wenn die Zeit spuren hinterlassen hat, kann ich sie nicht sehen“. Und Schröder kann es nun wirklich beurteilen, bei dem vielen nackten Fleisch, was ihm im Lauf der Jahre unterkommt und all den wilden Treffen, von denen eins an das andere gereiht zu sein scheint. Ein verdrehter, manchmal auch langwieriger, oft aber sprachlich und inhaltlich frisch daher erzählter Roman aus der „Musik-Szene“ der 80er Jahre, in dem man ebenfalls munter mit raten kann, welcher damals (vielleicht auch bis heute) Prominente sich hinter welchen Pseudonym im Buch verbirgt. Allerdings, auch das muss man sagen, diese Zeit ist doch lange her und so bietet das Buch einiges auch an Längen, die eher für Insider noch interessant sein können. Insgesamt aber eine legere Lektüre, in der Blunck die Atmosphäre jener Zeit und darüber hinaus gut vermittelt auferstehen lässt.

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