Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Revival

Sehr durchschnittlich und dadurch enttäuschend: Stephen Kings blasses "Revival",

Von: Udo Erhart aus Fürth
03.03.2015

Stephen King hat mich Zeit meines Jugend- und Erwachsenenlebens begleitet. Genauer gesagt, seine Bücher. Als er Ende 2013 erstmalig in Deutschland weilte, um seinen Roman "Dr. Sleep" zu promoten, reiste ich ihm nach München und Hamburg nach - und traf den erstaunlich zugänglichen und sympathischen Meister auch in der Hansestadt hinter der Bühne. Während ich "Dr Sleep" gut und "Mr Mercedes" richtig gut fand, gefällt mir sein neuer Roman "Revival", welcher mir dankenswerterweise vom Heyne-Verlag vorab zugeschickt wurde, allenfalls durchschnittlich. Die (spoilerfreie) Handlung ist schnell umrissen: Jamie Morton trifft als sechsjähriger Junge im Jahr 1962 erstmalig auf den neuen und recht jungen Reverend seiner Gemeinde. Der Geistliche namens Charles Jacobs hat eine hübsche Frau, einen kleinen Sohn und es entsteht soetwas wie Freundschaft zwischen dem Reverend und Jamie. Gleich bei ihrer ersten Begegnung fällt auf, dass Jacobs hobbymäßig an elektronischen Geräten herumschraubt, und so beispielsweise einen kleinen Jesus-Roboter erfindet, der in einer Spiellandschaft über Wasser wandern kann. Bereits nach wenigen Seiten geschieht das Unglück: Jacobs' Frau und Sohn kommen bei einem Verkehrsunfall ums Leben - und der Reverend fällt daraufhin vom Glauben ab und muss kurz darauf die Gemeinde auch schon wieder verlassen. Jamie wächst derweilen zum gitarrenspielenden Jugendlichen heran - und wird zum Junkie. Im weiteren Verlauf der Handlung (die sich bis in die Jetztzeit erstreckt) treffen sich der Ex-Reverend und Jamie immer wieder, denn ihre Lebenslinien sind aus einem (bis kurz vor Schluss unmerklichen) Grund miteinander verwoben. "Revival" beginnt wie ein typischer King-Roman. King nimmt sich viel Zeit, seine Charaktere vorzustellen, den Handlungsort zu beschreiben und zeitgenössische Elemente zu ergänzen. Einer liebgewonnenen Tradition folgend, versteckt er für Langzeitleser wieder Hinweise auf andere Bücher aus seiner Feder (so wird man beispielsweise durch einen Bandnamen stark an die "Dunkle-Turm"-Saga erinnert, mit einem weiteren Satz wird ein Querverweis zu "Joyland" gegeben). Doch leider bleiben die beiden Hauptfiguren (Jamie und der Reverend) und auch das begleitende Personal blass und weitestgehend uninteressant. Die Handlung folgt Jamie, während eigentlich die verschiedenen Lebensphasen Jacobs' die interessanteren Elemente gewesen wären. Richtiger Horror macht sich beim Lesen nicht breit, aber auch der Schluss kann nicht überzeugen. Für mich war die plastischste und erschreckendste Szene gleich in den ersten 100 Seiten der Verkehrsunfall von Jacobs' Familie. Der Rest bleibt blass. Das Fazit fällt mir schwer: Stephen King kann schreiben. Nach wie vor. Doch diesmal hat er nicht geschafft, interessante emotional berührende Charaktere zu kreieren. Auch erwarte ich nicht per se Spannungsstoffe aus Kings Feder. "Dolores" war beispielsweise ein Roman, der die interessante - und leider auch gewalttätige - Lebensgeschichte seiner Protagonistin erzählte. Keine Horrorstory. "Revival" hingegen wurde jedoch als Gruselgeschichte von King selbst angekündigt. Und das ist sie eben nicht. Somit von mir gerade noch drei Sterne. Mehr sind beim besten Willen nicht drin. Langzeitleser und -fans werden ohnehin zugreifen. Interessierten Neu-Lesern sind andere Bücher Stephen Kings ans Herz zu legen (zum Beispiel "Shining" oder "Es", von den neueren Romanen "Der Anschlag" und "Puls"). Bleibt die Vorfreude auf das folgende Buch "Finders Keepers", dem zweiten Teil von "Mr Mercedes".

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.