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Rezension zu
Die geliehene Schuld

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine Geschichte gegen das Vergessen

Von: Marie's Salon du Livre
24.03.2018

4 Jahre sind seit dem Ende des 2. Weltkriegs vergangen. In Deutschland schauen alle in Richtung Zukunft und voller Angst in den Osten. Berlin ist bereits geteilt und Russlands Schatten hängt drohend über der Stadt. Vera Lessing verarbeitet immer noch die Verluste ihres Lebens. Ihre Arbeit bei der Zeitschrift Echo hilft ihr, einen regelmäßigen Ablauf zu geben. Das kulturelle Leben in Berlin steigt langsam aus den Ruinen wieder auf und sie berichtet gerne darüber. Sie will die Jahres der Entbehrungen und des Krieges vergessen und beschäftigt sich deshalb kaum mit Politik. Als allerdings ihr bester Freund Jonathan bei einem Unfall stirbt und sie ein Paket mit seinen Recherche-Ergebnissen erhält, trifft sie eine Entscheidung, seinen Spuren zu folgen. Sie erfährt Dinge, die sie niemals erwartet hätte und vor allem möchte sie endlich in Erfahrung bringen, wer Marie ist, die Jonathan in den Papieren erwähnt. Wie hat es mir gefallen? Im Moment fesseln mich Geschichten, die sich rund um den 2. Weltkrieg drehen ungemein. War es am Anfang des Jahres „Karolinas Töchter“ von Ronald H. Balson und letztes Jahr „Als die Liebe endlich war“ von Anna Maria Schenkel, so möchte ich heute „Die geliehene Schuld“ von ganzem Herzen empfehlen. Die ersten Jahre nach Ende des Krieges waren geprägt vom Wiederaufbau, von starken Frauen, vom ständigen Überlebenskampf und von dem Versuch so etwas wie Normalität zu finden. Zu diesem Zeitpunkt wurde noch nicht über die abscheulichen Verbrechen berichtet. Niemand hatte die Kraft sich der nahen Vergangenheit zu stellen. In dieser Zeit seiner journalistischen Aufgabe nachzukommen, erscheint mir ungemein schwer. Jonathan hat den Krieg überlebt und arbeitet nun bei einer wöchentlich erscheinenden Zeitschrift. Sein Enthusiasmus bringt ihn schließlich auch in große Gefahr. Seine Recherchen rund um Flüchtlingsströme durch Europa sind nicht so harmlos, wie sie erscheinen. Nach seinem Tod erhält Vera ein en Umschlag mit Informationen, die Jonathan gesammelt hat. Eigentlich möchte sie nur wieder Normalität und keine Probleme, die sie tief in die Vergangenheit bringen. Ihre Freundschaft zu Jonathan bringt sie dazu, weiter nachzuforschen und viele unangenehme Fragen zu stellen. Sie stellt sich ihren Ängsten und ist unglaublich mutig. Selbst als sie unglaublich furchtbare Dinge entdeckt, steckt sie den Kopf nicht in den Sand sondern stellt sich dieser riesigen Herausforderung. Neben Jonathan und Vera, ist es vor allem Marie, die viel erzählt. Eine junge Frau, die mit ihrer Mutter und zwei Brüdern noch rechtzeitig aus Berlin fliehen konnte. Ihr Schicksal ging mir ungemein zu Herzen. Es ist schwer genau zu erklären, warum mir dieses Buch so gut gefallen hat, denn ich möchte nicht zu viel verraten. Es werden viele sensible Themen des 2. Weltkriegs aufgegriffen. Es geht um Täter, Opfer und vor allem um Familie. Wer hat sich schuldig gemacht? Wie geht die „unschuldige“ Generation damit um? Wie passen Vergangenheitsbewältigung und aktuelle Politik zusammen? Dieses Buch ist ungemein wichtig, wie alle Geschichten, die uns helfen nicht zu vergessen. Natürlich ist mir klar, dass es sich hierbei um einen historischen Roman handelt. Aber die Hintergründe sind wahr und wurden sehr gut recherchiert. Ein wenig Vorwissen setzt Claire Winter voraus, denn sie verzichtet fast vollständig auf das Beschreiben von Kriegsverbrechen. Die Suche nach der Wahrheit im Namen von Jonathan steht eindeutig im Mittelpunkt und davon soll nichts ablenken. Ein Teil der Handlung spielt auch in meiner Heimat Tirol. Wieder durfte ich einiges lernen. Ein Kapitel, welches mir nur am Rande bekannt war und nun wurde meine Neugier geweckt. Die anderen Bücher der Autorin sind bereits auf meiner Wunschliste gelandet. Wieder eine Neuentdeckung!

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