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Rezension zu
Versunkene Gräber

Ein sehr gelungener und vor allem interessanter Krimi.

Von: primeballerina
26.02.2015

“Schattengrund” wurde nach einer tollen Lesung der Autorin meine erste Lektüre von Elisabeth Herrmann und die Neuerscheinung des Dezembers, “Versunkene Gräber”, wurde mein erster Joachim-Vernau-Roman. Bei einem Treffen mit seinem Kollegen und Freund trifft der Berliner Anwalt Joachim Vernau eine polnische Anwältin, Zuzanna Makowska, die auf der Suche nach Vernaus ehemaliger Partnerin, Marie-Luise, ist. Alles weist darauf hin, dass Marie-Luise zusammen mit ihrem und Vernaus gemeinsamen Freund Jacek Zielinski auf einem alten polnischen Friedhof einen Deutschen ermordet hat. Während Jacek in Untersuchungshaft sitzt, ist Marie-Luise scheinbar spurlos verschwunden. Keiner ahnt, welch alte und längst vergessene Wunden und Gefühle bei diesem Fall aufgerissen werden… Da dies mein erster Kriminalroman aus der Joachim-Vernau-Reihe war, waren mir die Charaktere als auch die ganzen Zusammenhänge zwischen ihnen und auch frühere Handlungen nicht bekannt – dadurch habe ich zwar auf den ersten Seiten nicht alles sofort verstanden, aber trotzdem konnte ich mich recht schnell mit den Charakteren als auch mit derer gemeinsamer Geschichte auseinandersetzen. Während Joachim Vernau mir sofort recht sympathisch erschien, blieb mir Marie-Luise bis zum Ende ein Rätsel. Dafür mochte ich aber die polnische Anwältin, Zuzanna Makowska, von Beginn an, als sie Vernau als “Balwan” bezeichnete. Eine junge und alleinerziehende Mutter einer dreijährigen Tochter, die um keinen Preis der Welt zeigen will, wie unsicher sie eigentlich ist, gibt sich Zuzanna selbstbewusst und als taffe Anwältin aus. Um ihrer Tochter später eine aussichtsreiche Zukunft bieten zu können, arbeitet sie hart und nimmt es dafür in Kauf, viel zu pendeln und ihre kleine Alicja manchmal auch nur wenige Minuten täglich sehen zu können. Ich bin wieder einmal beeindruckt, wie geschickt Elisabeth Herrmann hier eine sehr sorgfältig recherchierte Handlung aufbaut, mit vielen Ecken und Winkeln, Geheimnissen, Cliffhangern, und vielem mehr. Auch wenn die vielen Perspektiv-, Zeit- und Handlungswechsel verwirren können, so halten sie den Spannungsbogen die ganze Zeit über konstant aufrecht und führen am Ende zu einem aufregenden Finale und einer überraschenden Erkenntnis. Näher möchte ich auf die Handlung gar nicht eingehen, da ich nichts verraten möchte – ich denke, davon muss sich einfach jeder selbst überzeugen. Die recht schwere Thematik – den Streit um das deutsche oder polnische Land, die Repatriierung – beziehungsweise die Umsetzung des Themas in einer fiktiven Handlung, aber auch der Umgang mit dem doch sehr heiklen Thema, hat die Autorin wahnsinnig gut gemeistert. Bei solchen Büchern ist es sehr leicht, von dem “richtigen” Weg abzukommen und sich als Autor auf die ein oder andere Seite zu stellen – das ist hier nicht geschehen. Ganz im Gegenteil: Elisabeth Herrmann hat großartige Vorarbeit geleistet, sehr gut recherchiert und auch die polnischen Sätze, Wörter und Namen alle perfekt verwendet. Leider ist das nur selten der Fall (in Büchern anderer Autoren). Besonders berührt hat mich die Danksagung der Autorin, die für mich am Ende der krönende Abschluss des Romans war. Kurzum: mit “Versunkene Gräber” liefert Elisabeth Herrmann nicht nur einen guten Kriminalroman, sondern vor allem ein gutes Stück Geschichte, das zum Nachdenken anregt und den Leser nicht nur kurzweilig unterhält.

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