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Rezension zu
Was vom Tage übrig blieb

"Was haben wir schließlich davon, wenn wir ständig zurückblicken [...]?"

Von: Travel Without Moving
24.12.2017

"Was haben wir schließlich davon, wenn wir ständig zurückblicken und uns Vorwürfe machen, weil aus unserem Leben nicht das geworden ist, was wir uns vielleicht einmal vorgestellt hatten?" Mr. Stevens dient schon viele Jahre als Butler auf Darlington Hall, und obwohl der Besitzer des Herrensitzes nach dem Tod Lord Darlingtons gewechselt hat, ist Stevens geblieben - als würde er zum Inventar gehören. Als Stevens neuer Dienstherr, der Amerikaner Mr. Farraday, für mehrere Wochen in die USA reisen möchte, bietet er Stevens an, dass dieser sich seinen Wagen leihen und damit durch England fahren könne. Stevens nimmt das Angebot an und verbindet die mehrtägige Reise zudem mit einem Besuch bei Miss Kenton (nun Mrs. Benn), die auch für Lord Darlington gearbeitet hatte, dann aber geheiratet hat und aus Oxfordshire weggezogen ist. Da das Personal in Darlington Hall zu knapp besetzt ist, möchte Stevens Miss Kenton fragen, ob sie wieder in die Dienste im Herrenhaus eintreten möchte. Auf seiner Reise resümiert Stevens über sein Leben, seine Dienstjahre in Darlington Hall, seinen alten und seinen neuen Dienstherren, seinen Vater und die Ereignisse der letzten Jahrzehnte. ‚Was vom Tage übrig blieb‘ war meine erste Begegnung mit dem diesjährigen Literaturnobelpreisträger Kazuo Ishiguro, und nach dem Hörbuch bin ich mir immer noch nicht ganz sicher, was ich von Ishiguro halten soll, denn wirklich gepackt hat mich die Geschichte nicht, aber die Protagonisten waren so exzellent charakterisiert, dass ich regelrecht Gefühle für sie entwickelt habe, obgleich diese nur negativer Art waren. Ich empfand wirklich alle Personen im Roman als sehr unangenehm: den submissiven Stevens, die bisweilen distanzlose Miss Kenton, den antisemitischen Lord Darlington usw. Bisweilen hat mich das Hörbuch regelrecht wütend gemacht, weil ich die Figuren so anstrengend fand - bis ich mir klar gemacht habe, wie gelungen ihre Charakterisierung ist, wenn so etwas beim Hören/Lesen passiert. Auch die Einblicke in das Leben eines Butlers und auf einem Herrensitz sowie die historischen Begebenheiten, die im Roman immer wieder erwähnt werden, haben mir gefallen, obwohl ich die angerissenen philosophischen Themen und die sehr detailreich beschriebenen Eigenheiten des Butlerdaseins bisweilen allzu ausschweifend und geradezu schwafelig fand. Das Hörbuch wird sehr angenehm von Gert Heidenreich gelesen, der dem Roman angesichts der Epoche, in dem er spielt, und des adeligen bzw. wohlhabenden Umfeldes die passende Würde verleiht, obwohl ich es als störend empfand, dass der Sprecher durchweg ‚Cornwall‘ falsch ausspricht. Nach dem Hörbuch ‚Was vom Tage übrig blieb‘ reizen mich andere Romane Ishiguros eher nicht, obwohl mir der Roman stellenweise gut gefallen hat. Kazuo Ishiguro: Was vom Tage übrig blieb. Aus dem Englischen von Hermann Stiehl. Ungekürzte Lesung mit Gert Heidenreich. Random House Audio, 2017; 20 Euro.

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