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Rezension zu
Die Frau im hellblauen Kleid

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine Wiener Schauspieler-Dynastie

Von: Martinas Buchwelten
15.11.2017

eate Maxian kannte ich bis jetzt nur als Autorin von Kriminalromanen. Ihre Wien-Krimis haben sehr viel Lokalkolorit und auch in ihrem ersten Familienroman spielt Wien eine zentrale Rolle. Mit der Geschichte rund um die Vier-Generationen umspannende Schauspieler-Dynastie der Altmanns erzählt die Autorin einen bewegenden Roman. Dieser beginnt 1927 mit Käthe Schlögl und rundet die Handlung mit ihrer Enkelin Sophie Altmann perfekt ab. Der Roman selbst beginnt aber mit der in der 3. Generation geborenen Vera Altmann. Sie ist die Einzige, die keinen großen Erfolg als Schauspielerin verbuchen konnte. So beschließt sie einen Dokumentationsfilm über ihre Mutter Marianne zu drehen. Diese ist jedoch nicht wirklich von dieser Idee begeistert, da sie um den Ruf der Familie fürchtet. Denn die Glitzer- und Glamourwelt der Schauspieler ist oftmals nur nach außen hin so, wie sie dargestellt wird und Marianne möchte diesen Schein wahren. Es gibt nämlich ein Geheimnis, das Marianne lieber unter Verschluss halten möchte. Als sie doch noch einwilligt, stellt sie Vera aber ein Ultimatum: Sie möchte, dass der Film mit der Lebensgeschichte ihrer Mutter Käthe Schlögel beginnt. Und auch Vera erfährt plötzlich das eine oder andere Geheimnis ihrer Familie... Der Handlungsstrang rund um die junge Käthe, deren Traum es schon immer war auf den Brettern der Welt zu stehen, hat mich absolut begeistert. Die Tochter von einfachen Gemüsehändlern geht heimlich, in einem von ihrer Freundin Anita geschneiderten hellblauen Kleid, zum Vorsprechen und erhält eine kleine Rolle als Stubenmädchen. Die Theaterbesucher sind begeistert von der Natürlichkeit der blonden und blauäugigen Käthe. Das Kleid wird fortan zu ihrem Glücksbringer und ist der rote Faden der Geschichte. Der große Durchbruch gelingt ihr in Prag mit dem Stück "Marianne", geschrieben von Jakob Rosenbaum. Doch Käthes Eltern erkennen ihren Erfolg nicht an und lehnen ihren "sündigen" Beruf ab. Daraufhin nimmt sie ein Angebot in Berlin an und zieht von zuhause aus. Käthe Schlögel wird in Wien und Berlin DER große Star der Vorkriegszeit, bis sie sich in einen Juden verliebt. Dieser Mann ist derjenige, der damals das Theaterstück "Marianne" für sie geschrieben hat und welches ihr Durchbruch war: Jakob Rosenbaum. Ihre ehemalige Theaterfreundin Else, die Käthe ihren Erfolg neidet und sich mit SS-Offizieren umgibt, kommt bald hinter ihr Geheimnis. Und auch der Regisseur Hans Bleck, ein Nazi durch und durch, zwingt Käthe zu Handlungen, die ihr Leben fortan fremdbestimmen und die ihre Familie beschützen soll.... Die Vorkriegszeit in Wien und die langsam aufkeimende Bedrohung durch die neue Partei, wie auch die NS Zeit in Berlin wird von der Autorin sehr lebendig und emotional beschrieben. Hier kommt auch die Spannung nicht zu kurz. Leider besteht aber der Roman nicht nur aus diesen Abschnitten. Gestört haben mich die Übergänge zwischen den Zeiten, die etwas sprunghaft sind und die ich nicht richtig gelungen fand. Marianne wird zwar als die stärkste Persönlichkeit der Altmann Frauen dargestellt, unter der Tochter Vera und Enkelin Sophia manchmal auch leiden, aber von ihrer Vergangenheit erfahren wir sehr wenig. Damit kann man diesen Charakterzug, der immer wieder betont wird, nicht wirklich nachvollziehen. Für mich war Käthe eine Persönlichkeit, die anfangs schüchtern war, aber trotzdem ihre Träume verwirklichte und zu dem stand, was sie verkörperte. Der Strang rund um Sophie in der Gegenwart konnte mich nicht ganz überzeugen und wirkte etwas konstruiert. Besonders die Liebesgeschichte fand ich zu aufgesetzt. Schreibstil: Beate Maxian schreibt flüssig und sehr bildhaft. Der Roman lässt sich leicht lesen und die Geschichte in der Vergangenheit rund um Käthe nahm mich wirklich gefangen. Die Autorin bringt ebenfalls viel Lokalkolorit mit ein, wie österreichische Speisen, die Sprache oder auch die Gegend rund um Wien. Immer wieder hatte ich Filme dieser Zeitepoche bzw. der Nachkriegszeit vor Augen, deren Schauspieler, wie Hans Moser und Theo Lingen, oder Schauspielerfamilien, wie die Hörbigers oder die Familie Schneider/Albach-Retty, damals nicht von der Leinwand wegzudenken waren. Fazit : Wäre der Roman alleine um die Geschichte von Käthe Schlögel, ihrer Karriere und rund um die NS Zeit angesiedelt, hätte ich hier begeisterte 5 Sterne gegeben. Dieser Abschnitt hat mich völlig gefangen genommen. Die Handlung in der Gegenwart konnte mich allerdings nicht so richtig überzeugen. Deshalb gebe ich noch schwache 4 Sterne.

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