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Rezension zu
Hass ist keine Meinung

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Diese Themen gehen jeden von uns etwas an!

Von: Anja Druckbuchstaben
15.11.2017

"Der Vorwurf, man dürfe in Deutschland seine Meinung nicht sagen, hält sich hartnäckig. Er ist für mich der erfolgreichste Fall von Fake News." (S. 89) Das Internet bietet uns ein unbegrenztes Angebot an Informationen und viel Freiheit. Es ermöglicht eine Kommunikation mit Personen auf der ganzen Welt in Echtzeit, unter anderem über soziale Netzwerke. Dass Prominente, Politiker und sonstige Personen des öffentlichen Lebens nicht nur mit den Sonnenseiten konfrontiert werden, sondern auch jeder Menge Kritik und Hass augesetzt sind, sollte mittlerweile bei allen angekommen sein. Soziale Netzwerke und sonstige Plattformen machen es einfach, schnell mal seinen Senf dazu zu geben. Dabei vergessen so einige ihre gute oder auch weniger gute Kinderstube und werfen jegliche Moral über den Haufen. Da werden wirklich zum Teil widerliche Hasskommentare vom Stapel gelassen. Mit einem Klick ist alles erledigt und hier darf doch jeder seine Meinung äußern oder? Es ist schon erschreckend, was da alles gepostet wird. Renate Künast beschreibt hier ihre eigenen Erfahrungen und wie sie damit umzugehen versucht. Ich finde den Ansatz von Frau Künast mutig und ungewöhnlich für eine Politikerin. Sie sucht hier tatsächlich Personen auf, die Hasskommentare zu ihrer Person geschrieben haben. Dabei hatte ich zu keiner Zeit das Gefühl, dass sie die Leute an den Pranger stellen will, sondern tatsächlich um Aufklärung bemüht ist. Im Verlauf war ich nicht immer ihrer Meinung und ich finde auch nicht ausnahmslos alles gut, was sie da tut. Beispielsweise fand ich den Tweet über den Vorfall in einem Zug in Bayern und bzgl. des Verhaltens der Polizei nicht gut. Bei einigen der Konfrontationen war ich mir manchmal nicht sicher, ob ich lachen oder lieber weinen soll. Unglaublich was Menschen so für Ansichten haben und zu welchen Aussagen sie sich hinreißen lassen. Sehr erschreckend. "Ja, es gibt viele Dinge, über die man sich ärgern kann. Aber das ist keine Entschuldigung für schlechtes Benehmen, erst recht nicht dafür, anderen Menschen die Würde zu nehmen. Es gibt andere, sachlichere Wege, Ärger und Kritik zu äußern." (S. 179) Doch es geht hier nicht nur um Hasskommentare, sondern noch viel mehr. Zum einen geht Frau Künast auf die Entwicklung der rechtsgesinnten Parteien ein, wobei Fake-News ein zentrales Thema sind und zum anderen geht es um die Gefahren im Internet, die einem zunächst gar nicht gefährlich vorkommen. Das war nicht alles neu für mich, aber hier wurde es wirklich interessant. Die wenigsten Internetnutzer wissen, dass sie sich in sogenannten Filterblasen und Echokammern bewegen. Wir bekommen genau das gezeigt, was Algorithmen für uns ermitteln. Ein erhaltenes Suchergebnis oder angezeigte Nachrichten mögen auf den ersten Blick objektiv und umfassend wirken, doch das sind sie nicht. Die größte Herausforderung ist also längst nicht mehr der Zugang zum Internet bzw. dessen Bedienung an sich, sondern die eigene Fähigkeit tatsächliche Fakten von Fake News zu unterscheiden. "Wenn Fake News gelöscht werden, haben sie ihr Ziel in der Regel längst erreicht: Sie haben sich in den Timelines und in den Köpfen zahlreicher Menschen festgesetzt." (S. 81) Im weiteren Verlauf ist oft von Trump, Russland und großen Unternehmen die Rede, die digitale Daten für ihre Zwecke nutzen und verbreiten. Es fiel mir zunehmend schwer zu entscheiden, was davon Fakten sind und was nicht. Insgesamt hat es einen Touch von Verschwörungstheorie. Haben digitale Daten wirklich einen so großen Einfluss auf unser Handeln und unsere Entscheidungen? Alles klingt erschreckned plausibel und doch bin ich da sehr skeptisch. Wer Lust auf das Buch hat (und das Thema geht wirklich jeden etwas an), der muss sich mit Begriffen wie Data-Mining, Fake History, alternative Fakten, Camebridge Analytica, Filterblasen, Echokammern, Fake-Accounts, Social Bots, Hatespeech, Microtargeting und hoaxmap.org aueinandersetzen. Das kann wirklich nicht schaden! Am Ende des Buches mag ich Facebook noch weniger als vorher und ich werde mich zukünftig weiterhin bemühen, Dinge zu hinterfragen. Das betrifft ganz besonders Nachrichten und die Art und Weise der Berichterstattung. Fazit: Ich finde das Buch von Renate Künast insofern gut, dass es einem in Erinnerung ruft, andere Personen mit Respekt zu behandeln. Das gilt für das Real Life ebenso wie für Aktivitäten im Internet. Denn Respekt ist schließlich das, was alle automatisch auch für sich selbst erwarten. Das Buch beschäftigt sich thematisch aber nicht nur mit Hasskommentaren und der Konfrontation mit den Schreiben, sondern schneidet auch ein wichtiges Thema für unser tägliches Verhalten an: Digitale Daten. Wir sind täglich Fake News ausgesetzt und es fällt zunehmend schwerer zu erkennen, was Fakt und was Lüge (also alternativer Fakt) ist. Das dünne Buch behandelt diese Themen nicht allumfassend, sondern reißt sie lediglich an, trotzdem war ich positiv überrascht! Frau Künast bestärkt mich darin, Nachrichten, Meldungen und Gerüchte nicht als gegeben hinzunehmen, sondern immer zu hinterfragen. Denn wir dürfen nicht vergessen: "Gezielt gestreute Gerüchte haben in der Geschichte vergangener Jahrhunderte verheerende Ausbrüche von Gewalt gegen Minderheiten ausgelöst." (S. 79) Der Appell an alle ist also sowas wie: Glaubt nicht alles, was man euch erzählt. Vor allem nicht, was das Internet euch erzählt! Lasst euch nicht so einfach anstacheln. Springt nicht auf jeden Zug auf. Prüft die Fakten, bleibt skeptisch und setzt euer Gehirn ein.

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