Rezension zu
Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur
Teils beeindruckend, in Randbereichen faktisch schlampig
Von: Alexander Weger aus BambergIch habe das Buch mit großem Interesse gelesen und wat größtenteils beeindruckt vom gespannten Bogen, von der Faktenfülle und von der Vernetzung sowohl der Fakten als auch der einzelnen Personen - weniger von der Übersetzung, die vereinzelt doch ein wenig holpert (Übernahme von Anglizismen, z.B.). Letzteres erscheint mir allerdings als nicht so wichtig im Vergleich zu einigen Fakten aus Randgebieten, die schlicht falsch sind bzw. wohl schlampig recherchiert - wobei es mich sehr wundert, dass sie weder Lektoren noch Übersetzer aufgefallen sind, in einer veröffentlichung dieses Ranges. S. 206: Jefferson hat seine "Notes on the States of Virginia" nicht "mitten im Unabhängigkeitskrieg" veröffentlicht, 1782 - da war der Krieg faktisch bereits zu Ende, nach Yorktown 1781), sondern im Mai 1785, mehr als zwei Jahre nach Abschluss des Friedensvertrages - die erste britische Ausgabe erschien 1787. S. 395: Lincoln wurde nicht "weniger als einen Monat vor Ende des Krieges" ermordet, sondern eine knappe Woche nach Ende des Krieges. Außerdem wurde die Sklaverei nicht am Ende des Krieges abgeschafft, sondern mitten im Krieg, wirksam vom 1. Januar 1863, also im Verlauf des zweiten Kriegsjahres. Ich weiß nicht, ob das jetzt kleinlich wirkt angesichts der Gesamtleistung des Buches, aber es macht ein wenig misstrauisch und man fragt sich, wie es denn mit den anderen Fakten immer so bestellt sein mag, und das trübt doch etwas die Lesefreude. Schade! Alexander von Humboldt hätte solche Schlampigkeit mit Sicherheit nicht durchgehen lassen!
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