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Rezension zu
Acht Berge

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Gehen oder bleiben?

Von: YukBook
25.09.2017

Viele Großstädter zieht es in ihrer Freizeit sommers wie winters in die Berge, was regelmäßig für verstopfte Autobahnen sorgt. Bei den Mailändern ist es wohl nicht anders. Paolo Cognetti erzählt in seinem Roman „Acht Berge“ von der Familie Guasti, die regelmäßig die Sommermonate im Feriendorf Grana im Aostatal verbringt. Vor der Kulisse des Monte-Rosa-Massivs begegnet der elfjährige Sohn Pietro dem gleichaltrigen Kuhhirten Bruno und freundet sich zögerlich mit ihm an. Sie tun das, was Jungs in dem Alter gewöhnlich tun: Sie stromern an Wildbächen entlang und unternehmen Streifzüge durch die verlassenen Häuser des Bergdorfs. Die Spannung der Geschichte wird vor allem durch starke Kontraste erzeugt – zwischen dem zurückhaltenden Jungen aus einer intellektuellen Familie und dem selbstbewussten Sohn eines Bergbauern, oder auch zwischen der Schönheit und der Härte der Natur. Dynamik in die Handlung bringen auch Pietros Eltern hinein. Während die Mutter Brunos Schulbildung fördern und ihm Zukunftsperspektiven bieten möchte, fühlt sich Bruno eher von dem naturverliebten Vater Pietros verstanden. Die Figuren sind unglaublich fein ausgearbeitet: zum Beispiel Pietros Vater, der die Gipfelbesteigung als Training ansieht, seinen Sohn ebenfalls dafür begeistern will und nichts lieber tut, als auf der Hütte Gästebücher zu studieren. Oder Bruno, dessen Ansichten so starr sind wie das Bergmassiv, das ihn umgibt und das er über alles liebt, sogar mehr als Frau und Kind. Für ihn steht fest, dass er niemals sein Heimatdorf verlassen wird. Pietro dagegen ist eher wie ein Fluss, der seinen Platz auf der Welt noch nicht gefunden hat, und sich auf Reisen begibt, unter anderem nach Nepal, um Dokumentarfilme zu drehen. Paolo Cognetti hat eine wunderbare Geschichte über die Freundschaft zwischen zwei gegensätzlichen Jungen und ihr Erwachsenwerden geschrieben. Ihre Beziehung ist weniger durch Worte als durch gemeinsame Taten geprägt. Als Kinder fühlen sie sich wie Abenteurer, die ihre Umgebung erkunden und erobern, später bauen sie wie ein eingespieltes Team gemeinsam eine Berghütte. Obwohl ihre Lebenskonzepte so unterschiedlich sind, zieht es Pietro immer wieder nach Grana zu seinem Freund zurück. Zwei Bilder sind mir besonders im Gedächtnis geblieben: Pietro, der sich im Wildbach wäscht, um den Geruch der Stadt loszuwerden, und Bruno, der sich von den Gämsen die Technik abgeguckt hat, auf allen vieren Steilhänge zu erklimmen. Ähnlich wie die Figur Bruno vermag Cognetti ganz unspektakulär durch seine klare und kraftvolle Sprache eine intensive Atmosphäre zu schaffen, die mit allen Sinnen erfahrbar wird.

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