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Rezension zu
Wir sagen uns Dunkles

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

"Zwischen Rosen und Schatten, in einem fremden Wasser, mein Schatten"

Von: Misty
11.09.2017

Ingeborg Bachmann gehört zu den wenigen Autorinnen, von denen ich nicht nur die Prosa liebe, sondern mich auch wirklich für ihr Leben interessiere. Nach der Biographie "Der dunkle Glanz der Freiheit", die ich praktisch verschlungen habe, war ich auch sofort wieder für dieses neue Werk zu haben und musste es haben. Hierin geht es natürlich nicht nur um ihr Leben, sondern vordergründig um die schwierige Beziehung zu dem Dichter Celan. Dieser übte auf mich trotz seiner bewegenden Lyrik nie einen solchen Reiz aus, aber die Verstrickung der beiden ist wirklich mehr als lesenswert! Zu erwähnen sei allerdings, dass Helmut Böttinger zum Teil eine sehr literaturwissenschaftliche Herangehensweise hat, was bedeutet, dass er nebst umfangreichen Recherchen über das Leben der beiden vieles auf Grundlage deren Gedichte analysiert. Ein wenig Sattelfestigkeit hinsichtlich germanistischer Termini sollte man besitzen, hier wird nämlich sehr viel evoziert und transzendiert, es tauchen Rezeptionsmuster, Daktylus und Anpäst auf. Ich muss zugeben, dass ich seine unterschiedlichen Auslegungen gespannt verfolgt, sie jedoch nicht immer völlig ernst genommen habe. An manchen Stellen ist eine Bezugnahmen der beiden Dichter nicht von der Hand zu weisen, an anderen hingegen fand ich Böttingers Interpretation sehr mutig. Fest steht allerdings, dass ich auch diesen Titel regelrecht verschlungen und wirklich unheimlich viele -für mich neue- biographische Details mitgenommen habe. Was mich bei Titeln wie diesem immer sehr fasziniert, ist der Einblick, den man mit den jeweiligen Biographien auch in die damalige Literaturszene bekommt. Ich spreche jetzt nicht nur über die Mitglieder der Gruppe 47, auch die jeweiligen privaten Kontakte, die die beiden pflegten waren für mich immer wieder eine Überraschung. Da geht Günter Grass bei Celan praktisch ein und aus und Bachmann trifft mal eben auf Erich Fried usw. Zurück zu den eigentlichen Akteuren dieses Buches: mir war nicht bewusst wie lange die beiden -trotz unterschiedlicher Lebenswege- eine derart intensive Beziehung zueinander aufrecht erhalten haben. Die Tragik mit der sie enden musste übertrifft jeden noch so kunstvoll ausgearbeiteten Liebesroman und ich war an mehreren Stellen sehr bewegt. Fazit: Ein überaus interessantes, brilliant recherchiertes Buch über die tragische Liebesgeschichte von Ingeborg Bachmann und Paul Celan. Es handelt sich allerdings um ein literaturwissenschaftliches Fachbuch, ein wenig Konzentration und Fremdwortkenntnisse werden vorausgesetzt.

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