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Rezension zu
Ein angesehener Mann

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Sam Wyndham 1

Von: Martinas Buchwelten
03.09.2017

Ich interessiere mich sehr für Indien und deswegen fiel mir dieses Buch schon lange vor dem Erscheinungstermin auf. Interessant war für mich auch noch die Zeit in dem es spielt und dass es sich um einen Krimi handelt. Alles Punkte, die mich überzeugten! Abir Mukherjee entführt den Leser in das Kalkutta des 20. Jahrhunderts. Es ist die Zeit der britischen Kolonialherrschaft und der Unterschied zwischen den englischen "Herren" und der einheimischen Unterschicht ist allgegenwärtig. Sein Protagonist Sam Wyndham ist erst vor kurzem in Kallkutta angekommen. Nach Ende des Ersten Weltkrieges lässt sich der ehemalige Scotland Yard Ermittler von Großbritannien nach Indien versetzen. Er hat im Krieg alles verloren, ist desillusioniert und möchte in Kalkutta ein neues Leben beginnen. Doch bevor er sich überhaupt richtig akklimatisieren kann, hat er bereits seinen ersten Mordfall. Der Tote kommt noch dazu aus höheren Kreisen und wurde im falschen Teil der Stadt ermordet aufgefunden. Kein besonders angenehmer und leichter Start, denn diese Umstände drängen zusätzlich auf eine schnelle Überführung des Täters. Der allgegenwärtige gesellschaftliche Trennung lässt auch nur eine Vermutung zu: Der Täter muss ein Bengale sein. Steckt doch auch ein Zettel mit einer Warnung im Mund des Toten. Mit dem einheimischen Sergeant Banerjee hat Sam einen äußerst intelligenten Untergebenen an seiner Seite. Digby, sein englischer SuB-Inspector, möchte den Fall zwar ebenfalls schnell aufklären, ist aber noch immer sauer, dass er nicht befördert wurde und der Neue, den ihm zustehenden Posten bekommen hat. Sam versucht allen Hürden zum Trotz den Täter zu überführen und ermittelt bis in die höchsten politischen und wirtschaftlichen Kreise, womit nicht Jeder einverstanden ist.... "Ein angesehener Mann" ist der erste Band einer neuen Reihe um den Ermittler Captain Sam Wyndham. Der Krimi ist eher ruhig und baut viel auf die politische Lage in Indien zu dieser Zeit auf. Der Unterschied zwischen den 150.000 weißen Kolonialherren, die über 3 Millionen Inder herrschen, und die strikte Trennung zwischen der White und der Black Town zieht sich als roter Faden durch die ganzen 512 Seiten. Die politischen Verhältnisse werden so geschildert, dass man sie auch ohne Vorkenntnisse versteht. Den unterschwelligen Rassismus stellt der Autor gekonnt mit seinen beiden Inspectors dar. Während sich Sam den Indern gegenüber aufgeschlossen gibt, stellt Digby den typischen englischen "Herrscher" dieser Zeit dar. In seiner respektlosen Art gegenüber den Einheimischen nennt er Sergeant Banerjee wegen der Unausprechlichkeit seinen Vornamens einfach "Surrender-not". Mukherjee gelingt es nicht nur die Stadt und die brodelnde Atmosphäre in der indischen Metropole bildgewaltig darzustellen, sondern auch die Charaktere detailiert zu beschreiben. Man hat das Gefühl diese Figuren zu kennen. Gleichzeitig spürt man die Hitze und den Staub der damals blühenden Stadt am Fluss Hugli. Kalkutta bildete zu dieser Zeit nach dem Ersten Weltkrieg das Zentrum der Unabhängigkeitsbewegung, was man immer wieder zwischen den Zeile spüren kann. Sam ist ein sympathischer Ermittler, der noch etwas mit seinen Dämonen aus dem Weltkrieg zu kämpfen hat und deshalb sehr authentisch wirkt. Er hat ebenso seine Ecken und Kanten und ist dennoch kein "kaputter Typ", wie sie gerne in den skandinavischen Krimis verwendet werden. Besonders mochte ich aber seinen indischen Kollegen Banerjee, der loyal zu seinen Vorgesetzten steht. Der britische Humor blitzte ebenfalls hin und wieder durch, was mir gut gefallen hat. Die im Buchinneren abgebildete Karte von Kalkutta zeigt die beiden Stadtteile und die Stationen der Ermittlungen. Der Kriminalfall ist sehr komplex und atmosphärisch und lädt zum Miträtseln ein. Ich wusste bis zum Ende nicht, wer oder was dahintersteckt. Fazit: Ein bemerkenswerter Debütroman, der mich ins farbenprächtige Indien entführte. Atmosphärisch und komplex mit einem Schuss trockenen englischen Humor. Trotzdem gab es in der Mitte des Buches einige kleine Längen, bei der die Geschichte nicht wirklich voran kam. Auch etwas mehr Spannung hätte der Krimi gut vertragen. Deswegen vergebe ich gute 4 Sterne und bin schon gespannt auf den Folgeband.

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