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Rezension zu
So blau wie das funkelnde Meer

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Liebe, Herzschmerz und Selbsterkenntnis

Von: Katharina P.
27.07.2017

Den ersten Pluspunkt konnte Kelly Rimmer durch die Beschreibung von Callums und Lilahs Kennenlernen für sich verbuchen. Die Begegnung auf einer Fähre ist mal etwas anderes bzw. nicht so weit im Liebesromansegment verbreitet. Warum sich Callum sofort in Lilah, die ihm einen ziemlich leidenschaftlichen Vortrag darüber hält, was er für ein Snob/Macho ist, verliebt, ist mir zwar schleierhaft, aber Gefühle kann man ja bekanntlich nicht steuern. Zumindest wusste er gleich, woran er mit ihr ist. Zwar schätze ich starke Frauen als Protagonistinnen sehr, mit Lilah hatte ich persönlich ein paar Problemchen. Phasenweise empfand ich sie als sehr anstrengend, wahrscheinlich weil sie mir in manchen Aspekten sehr ähnlich ist: Sie ist rechthaberisch, eigensinnig, gelegentlich kühl und abweisend, ein Kontrollfreak, weigert sich, jemanden um Hilfe zu bitten, und kann es nicht leiden, von jemanden (emotional) abhängig zu sein. Wie man es mit solchen Menschen aushalten kann, ist mir schleierhaft. Aufgrund dieser Eigenschaften lief die Beziehung auch zu keinem Punkt Gefahr, romantisch oder gar kitschig zu werden, da zumindest Lilah jede Sentimentalität im Keim erstickt bzw. ihre Gefühle eher selten zur Schau gestellt hat. Dadurch lasen sich einige Passagen auch für meinen Geschmack etwas zäh, denn es fehlte ihren Momenten der Zweisamkeit an Leichtigkeit, sodass ich sie nur bedingt genießen konnte. Callum brachte wenigstens etwas Wärme in ihr Miteinander, aber das gelang nicht immer. Manchmal wusste selbst er nicht, wie er am besten mit Lilah umgehen sollte. Trotz des Mangels an romantischen Momenten - oder gerade deswegen - habe ich zu keinem Zeitpunkt daran gezweifelt, dass die beiden einander lieben. Denn warum sonst sollte man sich diesen Strapazen aussetzen? Ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten waren natürlich nicht die einzigen Hürden, die ihrem jungen Glück im Weg standen. Der Klappentext lässt bereits vermuten, dass die Geschichte, die Kelly Rimmer hier erzählt, nicht zur Erheiterung gedacht ist. Man ahnt bereits, dass etwas nicht mit Lilah stimmt. Ich verrate nicht, was das ist, aber soviel sei gesagt: Krebs ist es nicht - und darüber, so makaber das auch klingen mag, bin ich froh gewesen. Dadurch war zumindest in der Beziehung etwas Abweschlung gegenüber anderen dramatischen Texten gegeben, denn besagtes Thema ist in den letzten Jahren zu einem Trend geworden, der langsam Überhand nimmt. Obwohl Lilahs Geheimnis die Stimmung getrübt und mir auf den Magen geschlagen hat, war ich nicht zu Tränen gerührt. Das hängt mit großer Wahrscheinlichkeit mit den oben genannten Punkten zusammen. Ich muss aber auch anmerken, dass ich mit fortschreitender Handlung ein immer besseres Gespür für Callum und Lilah und für ihre ganze eigene Dynamik entwickelt habe. Die Autorin hat sich sehr viel Mühe gegeben, sämtliche Facetten der beiden Figuren herauszuarbeiten. Realistisch und authentisch waren sie also allemal. Angesichts dieses Talents zu einer umfamgreichen Charakterskizzierung fand ich es dann ein wenig schade, dass es wirklich unglaublich wenige Nebencharaktere gab. Der Fokus liegt nahezu vollständig auf Lilah und Callum, die kaum mit anderen interagieren. Das lässt die (soziale) Welt des Romans sehr eindimensional und trist wirken. Ich persönlich bin nämlich der Meinung, dass man Menschen am besten durch ihren Umgang mit anderen Personen und an der Wahl ihrer Freunde kennenlernt - ganz nach dem Motto "Zeig mir deine Freunde und ich sag dir, wer du bist!" Abschließend jedoch noch eine positive Anmerkung: Auf Seite 158 hatte ich tatsächlich so etwas wie eine Erleuchtung bzw. eine Erkenntnis über meine eigene Person. Das passiert mir wirklich, wirklich selten. Dass ich inspiriert bin oder eine Lebensweisheit aus einer Geschichte entnehmen kann, kommt häufiger vor, aber dass ich mich selbst dadurch besser verstehe, ist nun wirklich alles andere als alltäglich. Fazit "So blau wie das funkelnde Meer" ist der Beweis dafür, dass man tragische Geschichten durchaus ohne Kitsch und übetriebene Melancholie erzählen kann. Lilahs und Callums Beziehung wirkt objektivbetrachtet wenig herzlich und emotional. Die Intimität und Intensität ihrer Liebe klingt eher unterschwellig durch. Trotzdem waren am Ende des Romans meine Augen nach wie vor trocken, was zum Großteil an meinem angespannten Verhältnis zur Protagonistin Lilah lag.

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