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Rezension zu
Die Stadt im Nichts

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine Geschichte die sich im Nichts verliert...

Von: Joana Rietl aus Stuttgart
15.07.2017

Der Roman "Eine Stadt im Nichts" von Mark Watson, erschienen 2016 im Heyne Verlag kann meiner Meinung nach leider nicht halten was er verspricht. Der Protagonist Tim ist Ende 20 und reist nach Dubai, um dort für eine gemeinnützige Organisation einen Werbespot zu drehen, der er als Werbetexter mit entwickelt hat. Ausführlich werden seine Eindrücke in der Wüstenstadt geschildert, die er zum ersten Mal besucht. Untergebracht werden alle, die am Spot beteiligt sind, in einem riesigen Feriendomizil, mit dem sich Tim jedoch nicht anfreunden kann, genauso wenig wie mit den meisten anderen aus der Filmcrew. Nachdem am ersten Drehtag aufgrund vieler unnötiger Patzer und Verzögerungen nichts verwertbares zustande gebracht wird, trifft sich die Crew am Abend in Tims Schlafquartier auf einen Absacker. Am nächsten Morgen liegt Tim auf dem Sofa, die Assistentin des Produktionsleiters in seinem Bett, der Regisseur schlafend auf seinem Wohnzimmerboden und in seinem Chalet ein paar hundert Meter weiter (Achtung: Spoiler) der Produktionsleiter Raf tot in seinem Whirlpool. Trotz seiner persönlichen Abneigung gegen den Produktionsleiter erschreckt Tim die Gleichgültigkeit, mit der die anderen diesem Vorfall begegnen. Der Gründer der gemeinnützigen Organisation, Christian teilt dem Team mit, dass die Dreharbeiten trotzdem direkt wieder aufgenommen werden. In den nächsten Tagen ist Tim nicht nur damit Beschäftigt, sich über die Reaktion der Stadt und der Menschen nach einem solch tragischen Ereignis zu wundern, sondern auch damit, nach der Wahrheit zu suchen, wobei er im Laufe der Zeit auf viele Ungereimtheiten bei jedem in der Truppe sowie bei der Organisation stößt. Mark Watson ist so sehr bemüht, die Eigenheiten Dubais und die Gefühle, welche die Stadt im Protagonisten hervor ruft darzustellen, dass die Handlung fast zur Nebensache wird. Trotz Watsons flüssigen Schreibstils, detailliert herausgearbeiteten Charakteren und toller Vergleiche hinsichtlich der Stadt und der Gesellschaft schafft es das Buch nicht, einen in seinen Bann zu ziehen. Die Geschichte plätschert ohne wirklich besondere Vorkommnisse vor sich hin, sodass es schwer fällt, sie einem Genre zuzuordnen. Man liest weiter in der Hoffnung, das Ende möge eine Wendung bereit halten, welche die vorangegangene Erzählung legitimiert und ihr einen Sinn verleiht. Jedoch wird man mit einem aprupten Wechsel der Erzählperspektive abgespeist, als wäre der Autor an der Stelle darauf erpicht gewesen den Roman zu einem schnellen Ende zu bringen. Für eine "bitterböse Werbe- und Wirtschaftssatire", mit der im Klappentext für das Buch geworben wird fehlt mir sowohl Witz und Sarkasmus als auch die Hyperbel. Das Buch hält sich zu viel damit auf, banalen Situationen Bedeutung zu verleihen, dass ein Spanningsaufbau unmöglich wird. Jemand, der sich bei diesem Buch des Mordes wegen also auf einen Krimi freut, wird ebenfalls enttäuscht. Für einen seichten Lesenachmittag auf der Couch reicht es zwar allemal, allerdings wird von dem Buch als einziges an mir hängen bleiben, Dubai als Reiseziel nach weiter hinten auf meine Liste zu verschieben.

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