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Rezension zu
Nach der Party

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

So überraschend anders, so unglaublich gut

Von: Mozeilenherz
08.07.2017

Zu erst einmal muss ich sagen, dass ich ein Buch wie dieses noch nie gelesen habe. Es steht keine Liebesgeschichte im Vordergrund, auch kein Familienepos, ein Abenteuer oder ein Verbrechen. Obwohl all diese Dinge Bestandteil der Geschichte sind, geht es primär um Cecilia und ihre Beziehung zu Joan. Faszinierend ist das Wort, dass dieses Buch am Ehesten beschreibt. Was Cecilia für Joan empfindet ist keine normale Freundschaft, sondern eine Art von Liebe. Eine ungesunde Liebe, wie sie eigentlich weiß und doch kann sie nicht aus ihrer Haut. Joan ist immer für Cecilia da, beide haben zusammen gewohnt, seit sie Jugendliche waren, Joan war tatsächlich immer alles für Cecilia. Auch wenn ich glaube, dass es manchen Lesern vielleicht irritierend vorkommen mag, ich kann Cecilia nachfühlen. Sie bewundert Joan auf eine Art und Weise, die einzigartig ist, denn Joan ist diese eine „Person“ in Cecilias Leben. Ich musste dabei immer an Christina und Meredith aus Grey’s Anatomy denken, vielleicht weil ich selber mal so eine Freundin hatte. Als Leser leidet man mit Cecilia mit, man wünscht sich manchmal, sie würde die Augen aufmachen und merken, was sie gerade tut. Cecilia neigt zur Selbstaufgabe, wenn es um Joan geht, sie legt sich dafür mit jedem an, mit ihren Freundinnen, Joans Eltern und sogar ihrem eigenen Ehemann, der eifersüchtig ist, da Cecilia für Joan alles stehen und liegen lässt. Und zwar egal, was „alles“ in diesem Fall bedeutet, egal, wie viel Uhr es ist und egal welche anderen Verpflichtungen sie gerade hätte. Cecilia hat grundsätzlich das Bedürfnis auf Joan aufzupassen, die raucht, trinkt, mit Männern ins Bett geht, kurzerhand alles, was man im konservativen Texas in den 50ern als Frau nun einmal einfach nicht gemacht hat. Man ahnt als Leser schon vor Cecilia, dass die Freundschaft zu Joan und vor allem deren Leben nicht ganz so ist, wie es scheint. Cecilia ist keine naive Person, doch wenn es um Joan geht, dann wird sie für meine Begriffe immer wieder zu einem kleinen Kind, das einfach nur Aufmerksamkeit, Bewunderung und Liebe von dieser Person will, die sie doch selbst so sehr liebt und braucht. Man weiß bis zum Ende nicht, was für ein schreckliches Geheimnis Joan mit sich herum trägt und an manchen Stellen wünscht man sich für Cecilia, dass sie es auch nie erfährt. Ganz am Ende des Buches war ich tief schockiert und gleichzeitig fasziniert von der Kehrtwende, mit der ich, genau wie Cecilia im Buch, niemals gerechnet hätte. Als Joan am Ende die Wahrheit erzählt, hätte ich mit allem gerechnet, aber nicht damit. Die Geschichte passt perfekt in die Zeit. Die 50er in denen alles gut und schön sein sollte, Beziehungen nicht beendet wurden und man mit zwanzig heiratete, drei Kinder bekam und als Hausfrau und Mutter lebt. Dieser Illusion ist auch Cecilia erlegen. Joan war mir lange nicht sympathisch, am Ende aber habe ich alles verstanden. Das Leben, diese Perfektion und auch die Freundschaft zu Cecilia haben sie dazu gezwungen, jemand zu sein, ein Leben zu spielen, das in keinster Form der Wahrheit entsprochen hat. Es muss grausam und schmerzhaft gewesen sein. Ich habe noch nie ein Buch über eine solche Freundschaft gelesen. Meistens steht die Liebesgeschichte im Vordergrund und die Freundschaft ist nur Nebensache, so gut wie immer aber ist die Freundschaft etwas Gutes und Gesundes, das das Leben der Person besser macht. Bei Cecilia hat sie etwas selbstzerstörerisches, abhängiges und das, was Joan und Cecilia füreinander empfinden, füreinander tun und die Art wie Cecilia denkt hat viel von einer Sucht. Einer Sucht nach einem Menschen, den man besitzen möchte, aber niemals besitzen kann, weil es die Regeln des Gesellschaft und die Persönlichkeit des anderen es nicht zulassen. Es ist mir wahnsinnig schwer gefallen, das, was ich bei dem Buch gefühlt und gedacht habe in Worte zu fassen, weil es so groß und so anders ist als alles, was ich bisher gelesen habe. Ich kann nur sagen, dieses Buch ist absolut lesenswert, wahnsinnig gut geschrieben und behandelt so viele Themen, dass sich eigentlich jeder, selbst wenn er noch keine Freundin wie Joan hatte,, irgendwo wiederfinden kann. Definitiv ein Highlight des Jahres und es bekommt von mir 5 von 5 Sternen.

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