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Rezension zu
Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur

*+* Andrea Wulf: „Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur“ (Hörbuch) *+*

Von: Irve liest
04.06.2017

„Die Natur war Humboldts Lehrerin und die bedeutendste Lektion der Natur war die Freiheit.“ Alexander von Humboldt zu kennen und über sein Leben gut Bescheid zu wissen, das glauben wohl viele. Auch ich dachte, ich wäre gut informiert. Schließlich begegnet man dem Namen des Forschers immer wieder und kennt auch oft die entsprechenden Hintergründe. Es gibt den Humboldt-Strom, den Humboldt-Pinguin, um nur zwei Beispiele zu nennen. Aber wie vielfältig und umfangreich er seine Forschungsfelder beackert hat, und vor allem, wie viele verschiedene Themengebiete er bestellt hat, das wissen wohl die wenigsten. Er hat nicht nur die offensichtlichen Erfolge erzielt, sondern wirkte auch oft im Hintergrund und legte die Grundlagen für viele andere Errungenschaften und Neuerungen, vor allem, da er disziplinübergreifend arbeitete. Zunächst war er nur ein aktiver Forscher, später stellte er sich auch gerne als Mentor zur Verfügung. Gauß sagte einst über ihn, der Eifer, mit dem Humboldt andere förderte und ermutigte, sei eine der schönsten Juwelen in Humboldts Chronik gewesen. In dieser Biographie hat die Autorin sich nicht rein auf das Leben des Forschers beschränkt. Sie begleitet ihn von Kleinauf bis zu seinem Tod und noch darüber hinaus, und gräbt sehr tief, was seine Wohnorte, Forschungsreisen, Broterwerbe und familiären Verstrickungen betrifft. Sie zeigt aber auch reichliche intensive Querverbindungen auf. Wer weiß schon, wie eng miteinander verbunden Humboldt und Goethe phasenweise waren, welch hohe Meinung der einstige US-Präsident Jefferson von Humboldt hatte, dass er mit Charles Darwin, Simon Bolivár und vielen anderen großen Persönlichkeiten bekannt war. Die Autorin zeigt auch sehr detailliert die großen Kreise, die Humboldts Wirken und Forschungen nach sich zog. Er, der von jeher die Sklaverei aufs tiefste verachtete und verurteilte. Er, der schon sehr früh auf die enge, filigrane Verwebung von den natürlichen Gegebenheiten und dem Klima hinwies. Ich könnte noch viele weitere Beispiele nennen. Alexander von Humboldt war einer der letzten Universalgelehrten und starb zu einer Zeit, als sich die wissenschaftlichen Disziplinen auf streng abgegrenzte und spezialisierte Forschungsfelder zurückzogen. Humboldts ganzheitlicher Ansatz war in Ungnade gefallen. Jedoch scheint es, als ob der Wissenshorizont leidet, wenn die interdisziplinären Methoden aufgegeben werden. Der Forscher mit Leib und Seele hat die Naturwissenschaften verständlich und populär gemacht. Durch diese weitumspannte, umfangreiche Darstellung von Humboldts Leben und dessen Wechselwirkungen in vielfältiger Hinsicht bekommt der Hörer ganz nebenbei eine gute Portion historisches Wissen präsentiert. Andrea Wulf entwirft ein großartiges, mehrdimensionales Bild des Tausendsassas. Denn neben seinen Forschungen, den entsprechenden Reisen, Begegnungen und Konfrontationen mit anderen Persönlichkeiten nimmt sie auch den Menschen Alexander von Humboldt wahr – seinen Platz innerhalb der Familie und der Gesellschaft, und auch den schweren Stand, den er durch seine häufig unbeugsame Art hatte. Auch nach dem Tod des Forschers lebten seine Ideen und Gedanken noch eine Zeit lang intensiv weiter, bevor sie leider nach und nach zumindest in einigen Teilen der Welt immer mehr in Vergessenheit gerieten. Auf diese Nachwehen geht die Autorin ebenfalls ein, was mich persönlich nicht ganz so stark interessierte. Zur Abrundung des Lebens Alexander von Humboldts ist es allerdings unabdingbar. Christian Baumann trägt diese Biographie, die zwar romanhaft verfasst, aber dennoch eine hohe Dichte an Informationen aufweist, sehr gelungen an den Hörer heran. Er platziert Betonungen und passt die Sprechweise immer wieder an und baut so eine gewisse Art von Spannung in das Sachbuch hinein. Ihm zuzuhören hat viel Spaß gemacht! Inhalt Andrea Wulf vergegenwärtigt das pralle Leben des Universalgenies Alexander von Humboldt und zeigt ihn als interdisziplinären Forscher sui generis. Natur wird bei Humboldt quasi neu erfunden: in ihrer ganzen Fülle als Lebensnetz, als moderne Ausgestaltung der wirkmächtigen Idee von der „great chain of being“. Wulf macht deutlich, worin Humboldt seiner Zeit weit voraus war und unverändert wichtig bleibt: so sah er bereits um 1800 den von Menschen verursachten Klimawandel kommen und gab entscheidende Anstöße zur Theorie der Evolution. Autorin Andrea Wulf, geboren in Indien und aufgewachsen in Deutschland, lebt seit anderthalb Jahrzehnten in London. Seit ihrem Studium der Designgeschichte am Royal College of Art arbeitet sie als Sachbuchautorin und Journalistin. Sie wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet, ihr Buch „The Brother Gardeners“ wurde u.a. für die Longlist zum Samuel Johnson Prize nominiert. Sie schreibt u.a. für „Wall Street Journal“, „Sunday Times“, „New York Times“, „Guardian“ und „Times Literary Supplement“ und arbeitet zudem regelmäßig für die BBC. Sprecher Das ungekürzte Hörbuch wird gesprochen von Christian Baumann. Er steht als Schauspieler seit 1996 auf der Bühne, vor allem im Münchner Metropol-Theater, u. a. in dem Kultmusical „The Black Rider“ von Tom Waits. Er spielte in dem Kinofilm „Feindliche Übernahme“ (Regie: Carl Schenkel), war er im „Tatort“, in „SOKO 5113“, „München 7“ oder zuletzt als Dracula in der ZDF-Reihe „Terra X“ zu sehen. Im Bayerischen Rundfunk ist er regelmäßig in Lesungen und Radiofeatures zu hören. Für den Hörverlag liest er mit der Autorin gemeinsam Amelie Frieds „Schuhhaus Pallas“, „Das Vermächtnis des alten Pilgers“ von Rainer M. Schröder, „Caravan“ von Marina Lewycka sowie „Shit happens“ von Håkan Nesser. Quelle: Verlagsgruppe Random House

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