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Rezension zu
Fay

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Rezension: Larry Brown, Fay

Von: Tina / Kill Monotony
25.05.2017

„Sag nicht was du tun oder lassen würdest, Schätzchen. Weil du es eines Tages vielleicht musst.“ „WAS?!“ – so sah meine Reaktion bei Beenden des Buchs aus, inklusive Einrollen in Embryonalstellung und leisem Wimmern. Doch spulen wir mal ein wenig zurück. Das bereits 2000 erschienene Werk „Fay“ von Larry Brown hat es zu uns nach Deutschland geschafft. Ich hatte noch nichts vom Autor gelesen, der Name sagte mir auch überhaupt nichts, und das Thema war etwas außerhalb meiner gemütlichen Lese-Komfortzone. Es geht um die 17-jährige Fay, die aus ihrem Leben bei ihrer Familie in einer Hütte im Wald, Arbeit seit Kindertagen und… nun ja, „unkompetenten“ Eltern, ausbrechen will und mit nichts außer zwei Dollar und einer halben Schachtel Kippen lostrampt. Richtung Biloxi, denn sie hat gehört da soll es schön sein. Doch leider hat die etwas hinterwäldlerische Fay noch nichts von dem Unheil gehört, das außerhalb ihres doch irgendwie geschützten Umfelds seinen Lauf nimmt. Männer meinen es leider nicht immer gut mit einem, vor allem wenn man so hübsch ist wie Fay. Nachdem sie zunächst bei drei Kerlen in einem Trailer landet, gabelt sie auf dem Highway der Polizist Sam auf. Sam lebt etwas abgeschieden mit seiner Frau Amy am See und verbringt seine Freizeit mit Angeln. Die beiden nehmen Fay auf, als wäre sie ihre eigene Tochter. Hier könnte die Geschichte enden, tut sie aber nicht. Dinge laufen schief, ein Mensch stirbt, Fay bekommt Angst und zieht, während Sam arbeiten ist, weiter. Immer weiter Richtung Biloxi. Dort lernt sie die junge Kellnerin und Stripperin Reena kennen, die für Geld auch noch andere Dinge tut, und den Bruder des Stripschuppen-Besitzers, Aaron. Anfangs ist sie noch ziemlich eingeschüchtert von diesem Koloss von Mann, doch nach einer Weile beginnt sie, ihm zu gefallen. Und er ihr. Währenddessen findet man eine Leiche, Sam sucht verzweifelt nach Fay, die sich in den Armen von Aaron immer noch liebevoll an ihn erinnert. Dinge nehmen ihren Lauf und leider kommt nicht jeder lebend aus dieser Geschichte heraus. "Woraus bestanden Menschen, und wie kamen sie zusammen, um das zu sein, was sie waren? Was war dafür verantwortlich, dass man gut oder böse war? Warum starben gute Menschen, während böse am Leben waren?" Lasst euch von der Inhaltsangabe nicht täuschen! Fay ist keineswegs dumm, anfangs vielleicht etwas naiv, allerdings ändert sich das nach einigen Erfahrungen, die sie macht, relativ schnell. Um nicht zu viel vorwegzunehmen, habe ich die Handlung nur umrissen, wichtige Sachen ausgelassen, damit ihr beim Lesen dasselbe Erlebnis haben könnt wie ich: Völlig ohne Erwartungen habe ich dieses Buch begonnen, es hat mich abends lange wachgehalten und ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen. Die Story ist für mich etwas Neues, etwas, was ich sonst nicht gelesen hätte. Vielleicht war ich auch deshalb so verblüfft, dass es mir so gut gefallen hat. Larry Brown schafft es mit seiner Schreibe wunderbar, uns in den heißen Süden zu transportieren, wobei ich sagen muss, dass ich mal ins Original reingeschaut habe, und der Dialekt geht bei der Übersetzung komplett flöten – was ich aber gar nicht schlimm finde, sondern ganz im Gegenteil! Die Auszüge, die ich mir angeschaut hatte, waren schwierig zu lesen und ich denke, wenn ich es im Original gelesen hätte, hätte mich vielleicht die Sprache abgeschreckt und ich wäre vermutlich gar nicht bis zum Ende gekommen. „Fay“ ist ein Buch, was ihr lesen solltet, gerade, wenn ihr in die literarische Richtung noch gar nicht unterwegs wart wie ich! Es ist blutig, es ist böse, es ist großartig. Wobei ich nach 660 Seiten Immersion ein anderes Ende erwartet habe. Nicht dass es schlecht ist – es ist nur äußerst(!) unerwartet. Doch mehr mag ich gar nicht verraten. Fazit: Ein dickes, spannendes Buch, das einen mit seiner Sprache und Handlung sofort verschlingt und man direkt beobachten kann, wie aus der „hillbilly“ Fay eine fast schon erwachsene Frau wird, die nicht immer die klügsten Entscheidungen trifft, diese dafür aber die Handlung ausmachen. Online habe ich gelesen, dass das Buch nach einer Fortsetzung schreit, das finde ich nicht. Man könnte es theoretisch weiterführen, aber eigentlich ist in diesem Brocken schon alles passiert, was passieren konnte. Alles in Allem eine klare Lese-Empfehlung und ein ganz großes „wow“!

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