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Rezension zu
Der zweite Reiter

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Kriegsversehrter auf Mörderjagd

Von: YukBook
12.04.2017

Es ist ein düsteres Bild von Wien, das die österreichische Schriftstellerin Alex Beer in ihrem Debütroman zeichnet. Wir befinden uns im Jahre 1919. In der ehemals prachtvollen Reichshauptstadt herrscht bitterste Armut. Es mangelt an Lebensmitteln, Medikamenten, Kohle und Kleidung. So ist es nicht verwunderlich, dass sich viele Kriminelle mit Tricks und Betrügereien an Leid und Elend bereichern. Dem will Protagonist August Emmerich ein Ende setzen. Der Kriegsveteran und aufstrebende Polizeiagent ist kurz davor, dem Anführer eines Schleichhändlerrings endlich das Handwerk zu legen. Er wird jedoch durch eine Serie von mysteriösen Todesfällen abgelenkt. Die Überzeugung seines Vorgesetzten, dass es sich um Selbstmord handle, kann er nicht teilen und ermittelt mit seinem Assistenten Ferdinand Winter auf eigene Faust. Dass mit dem zynischen Emmerich und dem zartbesaiteten Winter zwei Welten aufeinander prallen, mag zunächst klischeehaft wirken, tut der Geschichte jedoch keinen Abbruch. Denn in diesem wendungsreichen Krimi erlebt man immer wieder eine Überraschung. Glaubt Emmerich, kurz vor der Auflösung des Falls zu stehen, rücken neue Details ins Blickfeld, die seinen Glauben immer mehr erschüttern. Alex Beer versteht es, die morbid-melancholische Atmosphäre und das Elend der Stadt geschickt in die Handlung einzuweben. Ganz gleich, ob man mit dem Ermittlerduo in der Trambahn durch Wien fährt, in Obdachlosenheimen und Heurigen das Personal befragt oder in der Unterwelt landet, die Beschreibungen sind so authentisch, dass man die Schauplätze deutlich vor Augen sieht. Alex Beer ist ein sehr spannender und vielschichtiger Roman gelungen, der sich mit den Auswirkungen des Krieges beschäftigt und deutlich macht, dass es in Zeiten von tiefstem Elend und Abstumpfung nicht auf Rang und Ehre, sondern auf Menschlichkeit ankommt. Man darf gespannt sein auf den nächsten Fall des sympathischen Ermittlerduos.

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