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Rezension zu
Eleanor

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Emotionaler, traurig-schöner Geheimtipp

Von: Sonne
14.02.2017

Agnes schließt die Augen. Ein Leben voller regnerischer Morgen wie diesem. Auf ihre eigene, kalte Weise sind sie wunderschön, doch sie wühlen auf und verwandeln sie in jemand anderes. Eine wütende Mutter, ein verlorenes Kind. Alles erinnert sie an ihre Mutter. Wie wenig sie noch von ihr weiß. "Es ist alles nur Wasser", murmelt sie leise. "Verdammtes Wasser." -- INHALT: Das Leben der jungen Eleanor ist vor acht Jahren vollkommen aus den Fugen geraten: Bei einem schweren Autounfall wurde ihre Zwillingsschwester Esmeralda getötet und seitdem ist nichts mehr, wie es war. Ihr Vater hat die Familie verlassen, ihre Mutter trinkt sich langsam zu Tode und Eleanor fühlt sich unsagbar allein. Einzig ihr bester Freund Jack gibt ihr noch Kraft. Dann geschieht eines Tages etwas Unfassbares: Als sie durch eine Tür tritt, verschwindet sie einfach - und taucht an einem anderen Ort wieder auf, wo man sie weder sieht noch hört. Dieses erste Mal dauert nur wenige Stunden, bis sie wieder in der Realität ist, doch als es das zweite Mal geschieht, ist sie für zwei Wochen wie vom Erdboden verschluckt. Eleanor versucht herauszufinden, was mit ihr vorgeht. Und stellt bald fest, dass es etwas mit ihrer Familie zu tun hat. MEINE MEINUNG: Jason Gurley hat an seinem Debüt-Roman "Eleanor" 12 Jahre geschrieben - eine ungewöhnliche Dauer für einen Roman, doch man merkt ihm diese Zeit und das Herzblut auch an. Hier sollte etwas Besonderes, etwas Tiefgreifendes entstehen, und das ist absolut gelungen. Dazu trägt vor allem der wunderschöne, melancholische Schreibstil bei, der einen schnell in die Geschichte zieht und lange nicht mehr loslässt. Das Augenmerk der Erzählung liegt zwar auf der 14-jährigen Eleanor, fast alle anderen Familienmitglieder kommen aber ebenfalls zu Wort, was die Zusammenhänge unterstreicht. Der Beginn, indem die Perspektive der gleichnamigen Großmutter geschildert wird, ist zwar zuerst etwas verwirrend, fügt sich schließlich aber wunderbar in den Rest ein. Eleanor ist abgesehen von typischer Unvernunft und zeitweiligem Trotz alles andere als eine normale Teenagerin. Mit dem Tod ihrer Schwester musste sie schlagartig erwachsen werden, und nachdem der Vater die Familie verlassen hat, kümmert sie sich um die alkoholkranke Mutter. Sie beweist schnell ihren Mut und ihr Durchhaltevermögen, weswegen man ihre Wut und ihre Trauer sehr gut nachvollziehen kann. Ihre Mutter war schon vor dem Unfall ein schwieriger Charakter und entwickelt sich danach nur zum Schlechten. Sie gibt der überlebenden Tochter die Schuld und strahlt permanenten Hass aus. Dass dies etwas mit ihrer eigenen Mutter zu tun hat, wird jedoch bald deutlich. Ein Lichtblick ist Eleanors bester Freund Jack, der immer für sie da ist und nie auch nur einen Moment an ihr zweifelt. Obwohl sie sein romantisches Interesse lange nicht erwidert, wendet er sich nicht von ihr ab. Er ist fast schon etwas zu idealisiert, was einen aber nicht davon abhält, ihn sehr zu mögen. Die Geschichte von Eleanors Familie ist tragisch, erschütternd und emotional sehr mitnehmend. Die ersten knapp 100 Seiten dreht sich das Ganze darum, wie eines zum anderen kam und wie das junge Mädchen noch immer mit den Auswirkungen und auch mit den eigenen Gefühlen zu kämpfen hat. Als sie dann das erste Mal in einer anderen Welt landet, wird es magisch. Nicht nur gelangt Eleanor in verschiedene Traumwelten - mal voller Leben, mal gezeichnet von Tod und Zerstörung -, sie trifft auch auf ein Wesen, das auf geheimnisvolle Weise mit ihr verbunden ist. Diese Art der Geschichte muss man mögen, denn es wird weniger der Konflikt zwischen den Familienmitgliedern gesucht, als dass die Probleme durch die Vergangenheit gelöst werden sollen. Die letzten 100 Seiten hätten außerdem ein wenig kürzer und etwas weniger unvorstellbar ablaufen können. Nichtsdestotrotz reißt die Handlung permanent mit und lässt die Augen durchaus an einigen Stellen feucht werden. Der offene Schluss mit Hoffnungsschimmer rundet perfekt ab - gibt aber nicht auf jede Frage eine Antwort. FAZIT: "Eleanor" beschäftigt sich mit dem Zerbrechen einer Familie am Tod eines Kindes ganz anders als andere Romane dieser Art. Die phantastischen Elemente sind sensibel und wunderschön eingebunden, dennoch sollte man sich darauf einstellen, dass die eigentlichen Probleme dadurch weniger angesprochen werden. Trotzdem war ich von Jason Gurleys Stil und den wundervollen Ideen so gefesselt, dass ich die zweite Hälfte in einem Rutsch durchgelesen habe. Ein emotionaler, traurig-schöner Geheimtipp. Knappe 4,5 Punkte.

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