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Rezension zu
Die Launenhaftigkeit der Liebe

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein Bild auf Reisen

Von: YukBook
27.12.2016

Es war einmal ein Gemälde, das fühlen und erzählen konnte. So könnte dieser Roman von Hannah Rothschild beginnen. Das gleichnamige Bild von Antoine Watteau ist nämlich der eigentliche Held des Romans und erzählt in einigen Kapiteln sogar aus der Ich-Perspektive! Dies ist nur eine von vielen originellen Ideen, die dem Roman etwas Zauberhaftes verleihen. Als die Protagonistin Annie McDee das besagte Gemälde in einem Trödelladen kauft, um es zu verschenken, ahnt sie noch nicht, welche Turbulenzen sie damit auslöst. Sie will in London einen Neuanfang wagen, arbeitet als Köchin für die Kunsthändlerfamilie Winkleman und sucht Anschluss in der anonymen Großstadt. Als sie die Chance bekommt, ein künstlerisches Festmahl zu kreieren, entdeckt sie ihre wahre Berufung. Währenddessen interessieren sich immer mehr steinreiche und einflussreiche Personen für das Gemälde von Watteau. Bei den vielen Figuren, die nacheinander die Bühne betreten, muss man schon sehr aufmerksam lesen, um nicht durcheinander zu kommen. Darin liegt aber auch der Reiz dieses Romans, denn für jeden einzelnen hat das Gemälde eine andere Funktion zu erfüllen. Der Museumsführer Jesse nutzt das Bild, um Annie, in die er sich verliebt hat, näher zu kommen und gemeinsam mit ihr mehr über die Herkunft zu erfahren. Annie hofft, dass das Bild mehr wert ist als sie anfangs vermutet hat, um ihr Selbstwertgefühl zu steigern. Annies Arbeitgeberin und Kunsthändlerin Rebekka findet indessen heraus, dass das Bild mit ihrer Familiengeschichte eng verwoben ist, und schreckt auch vor kriminellen Taten nicht zurück, um ihren Ruf zu retten. Stellenweise liest sich der Roman wie spannender Geschichts- und Kunstunterricht. Wir erfahren Hintergründe über den Maler und Rokoko-Begründer Antoine Watteau, die Entstehungsgeschichte seines Meisterwerks und seine Reise durch die Hände von zahlreichen Herrschern. Eine Restauratorin erläutert, wie man durch Pigmentproben die Herkunft eines Bildes bestimmen kann. Hannah Rothschild, die dem Aufsichtsrat der Londoner National Gallery vorsteht, beweist nicht nur Fachkompetenz, sondern auch Humor, wenn sie das Bild in affektierter Sprache und spöttischem Ton zu Wort kommen lässt. Obwohl sich die Autorin an viele verschiedene Themen und Genres wagt, ist ihr eine brilliant ausbalancierte Mischung gelungen, die beide Seiten der Kunst durchleuchtet: das Schöne und Betörende am Beispiel der Malerei, der Koch- und Filmkunst einerseits und die Macht- und Besitzgier in der elitären selbstinszenierten Kunstwelt andererseits. Eines steht fest: Wenn ich das nächste Mal eine Kunstausstellung besuche, werde ich die Werke sicher mit anderen Augen betrachten als bisher.

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