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Rezension zu
HELIX - Sie werden uns ersetzen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Spannungsroman mit begrenztem wissenschaftlichen Mehrwert

Von: booksnstories
20.11.2016

Marc Elsberg wird von seinem Verlag als der „Meister des Science-Thrillers“ beworben und Leser von „Blackout“ behaupten gar „in 50 Seiten Blackout mehr über Strom gelernt [zu haben] als in 7 Jahren Physik.“ (Twitter - Stehlblueten). Demnach baut sich eine gewisse Erwartungshaltung auf, nämlich dass hier der wissenschaftliche Mehrwert eines Sachbuches mit den Spannungselementen eines Thrillers verbunden wird. Nachdem sich der Strategieberater, Kreativdirektor und Zeitungskolumnist in seinem zweiten Roman „Zero“ dem Thema Datensammlung und „gläserner Mensch“ gewidmet hat, stellt sich Elsberg in seinem neuster Roman „Helix“ der Herausforderung, Chancen und Gefahren von Genmodifikation in ein spannendes Thriller-Setting zu verpacken. Die Handlung erstreckt sich über die vier Erzählstränge, die bereits in der Inhaltsanabe anklingen und im Verlauf des Romans zusammengeführt werden. Der rätselhafte Tod des amerikanischen Außenministers führt das Ermittlungsteam zu jener Einrichtung, die das Paar mit dem Kinderwunsch aufgesucht hat. Das verschwundene Kind hat ebenso wie das sämtlichen Naturkatastrophen trotzdende Wundergetreide eine Verbindung zu jenem Forschungsprojekt. Elsberg gelingt es, durch kurze Kapitel und häufige Perspektivwechsel zwischen den Charakteren und Handlungsorten, ein straffes Lesetempo zu erzeugen – die Seiten fliegen regelrecht dahin. Die Charaktere an sich sind wenn auch nicht übermäßig detailliert ausgestaltet, doch so beschaffen, dass man ihre Beweggründe nachvollziehen kann. Lediglich den beiden Wunderkindern, die im Laufe der Handlung mehr und mehr zum Dreh- und Angelpunkt werden, konnte ich relativ wenig abgewinnen. Vielleicht hätte es sich empfohlen auf die ein oder andere Perspekive zu verzichten und sich dafür auf das Wesentliche zu konzentrieren. Auch das „große Ganze“, dass sich am Ende des Romans erschließt, war mir persönlich ein wenig zu gewollt und konstruiert. Ab dem letzten Drittel des Romans wird die Schwierigkeit, die Erzählstränge zusammen zu führen, sehr deutlich – und dies geht manchmal leider zu Lasten der Logik. Die Stärke von „Blackout“ lag darin Wissenschaftliches für den Laien verständlich darzustellen und dies in eine spannende Fiktion einzubetten, in die sich jeder Leser persönlich hineindenken kann. „Zero“ gelang dies meiner Meinung bereits weniger gut, hier bot sich aber zumindest noch der persönliche Bezug, denn jeder Leser nutzt Internet und Handy und jene einschlägigen Plattformen und Appliktionen, die aus unserem Leben kaum noch wegzudenken sind. „Helix“ ist von der Thematik her ein wenig abstrakter. Natürlich sind uns die Diskussionen um Genanipulation bei Lebensmitteln nicht zuletzt im Kontext von TTIP durchaus geläufig. Aber mal ehrlich, hängen wir trotz BIO-Boom nicht alle ein bisschen der Meinung an: „Was ich so anfange, brauche ich erst gar nicht mehr in den Supermarkt zu gehen?“. Zudem widmet sich der Roman ohnehin mehr dem Thema Genmodifikation beim Menschen und somit eher philosophischen Aspekten. Wollen wir nicht alle nur das beste für unsere Kinder, ihnen die bestmöglichen Voraussetzungen schaffen? Warum nicht auch, indem wir sie schon vor der Geburt „schöner, besser, klüger“ machen? Und wollen wir uns nicht selbst verbessern, zu „perfekten Menschen“ werden? Ich kann mir vorstellen, dass im Gegensatz zu „Blackout“ und „Zero“ nicht jeder Leser einen Bezug zu diesen Fragen finden kann. Im Allgemeinen steht der wissenschaftliche Nutzen dem philosophischen dieses Mal deutlich hinten an. Zwar ist es erstaunlich, wozu die Forschung nach heutigem Stand bereits in der Lage ist – es lohnt sich ein näherer Blick auf die CRISPR/cas9-Methode – und welche Freiheiten manche Regierung ihren Forschern lässt – Großbritannien hat in diesem Jahr die Genmanipulation von Embryonen zu Forschungszwecken erlaubt – aber „Helix“ wirft doch eher Fragen auf, als welche zu beantworten. Und sicherlich ist es grundsätzlich positiv zu sehen, wenn ein Autor sich bei der Bewertung von „Technologien, die man positiv oder negativ einsetzen kann“ mit einer eigenen Meinung zurückhält, um dem Leser die Möglichkeit zur eigenen Meinungsbildung zu lassen. Allerdings bleibt mir „Helix“ hier zu diplomatisch, zu schwammig und lässt selbst die Charaktere mit Extrempositionen nicht aus Überzeugung auf extreme Art handeln, sondern nur um einen völlig gewollten Showdown herbeizuführen und die Handlung zwischenzeitlich mit ein wenig Action zu würzen. FAZIT „Helix“ ist bestimmt ein flüssig geschriebener, teilweise spannender und actiongeladener Thriller, der ein Stück weit Wissen zu dem heiklen Thema Genmodifikation vermittelt. Er wirft interessante Fragen auf und schneidet durchaus zu diskutierende Gedanken an. Ein Spannungsroman mit großem wissenschaftlichen Mehrwert ist „Helix“ jedoch nicht.

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