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Rezension zu
Tage mit Sam

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Was für ein berührendes Buch ...

Von: wortgeflumselkritzelkram
14.11.2016

"Tage mit Sam" von Keith Stuart ist 2016 im Manhattan Verlag erschienen. Zum Inhalt: Keith Stuart, selber Vater zweier Kinder, von denen eines Autist ist, verarbeitet in diesem Roman seine eigenen Erlebnisse. Alex liebt seine Frau Jody und seinen achtjährigen Sohn Sam, allerdings verkriecht er sich in Arbeit und Überstunden. Zum einen, um sich nicht mit dem Autismus seines Sohnes auseinander zu setzen, zum anderen fühlt er sich immer noch schuldig an dem Tod seines älteren Bruders, der als Kind durch einen Unfall ums Leben kam. Als Jody ihn allerdings vor die Tür setzt, ist Alex gezwungen, sich einigen Dingen zu stellen. Und als er mit Sam zusammen das Spiel Minecraft auskundschaftet, entdecken die zwei einen Ort, an dem sie zueinander finden können…. Zunächst muss ich sagen: Das, was in diesem Buch beschrieben ist – nämlich die Annäherung zu seinem autistischen Kind über ein Videospiel – funktioniert bestimmt nicht bei jedem Autisten. Und diese Aussage fehlt mir zumindest schon mal (Allerdings kenne ich auch keine autistischen Menschen – es mag also sein, dass ich mich auch irre). Ansonsten habe ich dieses Buch verschlungen. Es ist ein berührender Roman über einen Mann, der verzweifelt versucht, mit sich selbst ins Reine zu kommen und seine Familie nicht zu verlieren. Es ist authentisch und gewährt einen Einblick in eine Familie, in der eben nicht alles rund läuft. Hier gibt es keine Bilderbuch-Vorzeige-Familie, sondern es wird schonungslos ehrlich über das kräftezehrende Miteinander erzählt, wobei Stuart seinen ganz eigenen Humor in die Geschichte webt. Über das Spiel Minecraft findet Alex endlich Zugang zu seinem Sohn, den er zwar liebt, aber weder versteht noch mit ihm umzugehen weiß. „Und während wir so voll und ganz in Minecraft versunken sind, wird mir auf einmal etwas klar. Wenn wir uns mit anderen Spielen beschäftigen, fühlt es sich in den kostbaren Momenten, wo er überhaupt bereit ist, sich zu konzentrieren, immer so an, als wären wir gemeinsam einsam: ich sehe ihm dann zu, sage ihm, was er tun soll, und mache mir dauernd Sorgen. …. Aber bei diesem Spiel fühlt es sich ein paar Stunden lang so an, als würden wir tatsächlich etwas zusammen machen …“ Auf einmal entsteht ein Miteinander, ein Verständnis auf gleicher Ebene. „Plötzlich muss ich an The King´s Speech denken, diesen Kinofilm über George VI., der sein Stottern dadurch überwand, dass er beim Sprechen Musik hörte. Vielleicht lenkt dieses seltsame Blockspiel Sam auf ganz ähnliche Weise ab. Vielleicht ist Minecraft ja seine Musik.“ Und über diese Einsichten und das zögerliche Annähern von Vater und Sohn, nähert Alex sich selbst auch wieder an, akzeptiert vergangenes und vor allem das, was gerade ist. Das ist wie ein leiser Befreiungsschlag. Und schließlich begreift Alex: „Und auf einmal trifft mich die seltsame und auch schockierende Erkenntnis, dass Sam ein Mensch ist – ein selbstständiges Individuum, unabhängig von mir und auch von Jody. Er ist kein Problem, das gelöst werden muss, kein lästiger Punkt auf meiner täglichen To-Do-Liste, den ich abhaken muss. … Ich kann nicht fassen, wie leicht es mir gefallen ist, das so lange zu übersehen und stattdessen jeden Tag als Schlacht zu begreifen, als Kampf mit dem Autismus …. Sam ist nicht bloß etwas, das mir zugestoßen ist.“ Und über diese Erkenntnis beginnt die Heilung…. Ein wunderbares Buch und ein sehr intensives Leseerlebnis!

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